Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scanncd by Googlc as part of a projcct
to make the world's books discoverablc onlinc.
It has survived long enough for the copyright to cxpirc and thc book to cntcr thc public domain. A public domain book is one that was never subjcct
to copyright or whose legal copyright term has expircd. Whcthcr a book is in thc public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discovcr.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from thc
publishcr to a library and fmally to you.
Usage guidelines
Googlc is proud to partncr with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to thc
public and wc arc mcrcly thcir custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we liave taken stcps to
prcvcnt abusc by commcrcial partics, including placing tcchnical rcstrictions on automatcd qucrying.
Wc also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles Wc dcsigncd Googlc Book Scarch for usc by individuals, and wc rcqucst that you usc thcsc filcs for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrainfivm automated querying Do nol send aulomatcd qucrics of any sort to Googlc's systcm: If you arc conducting rcscarch on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laigc amount of tcxt is hclpful, plcasc contact us. Wc cncouragc thc
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping thcm lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatcvcr your usc, rcmember that you are lesponsible for ensuring that what you arc doing is lcgal. Do not assumc that just
bccausc wc bclicvc a book is in thc public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countrics. Whcthcr a book is still in copyright varies from country to country, and wc can'l offcr guidancc on whclhcr any speciflc usc of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearancc in Googlc Book Scarch mcans it can bc uscd in any manncr
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite seveie.
About Google Book Search
Googlc's mission is to organizc thc world's information and to makc it univcrsally acccssiblc and uscful. Googlc Book Scarch hclps rcadcrs
discovcr thc world's books whilc hclping authors and publishcrs rcach ncw audicnccs. You can scarch through thc full icxi of ihis book on thc wcb
at |http : //books . qooqle . com/|
PWB^P??*^
f
■4
-•^•■a I ^^.wm
3.
'^.M%
* 1
(
/
, />«'
1
i.
HERRN
GiEH. OBER-JUSTIZRATH
WILHELM STARKE
ZU BERLIN
^ IN DMKBARER ERIMERUNG
AN DAS ELTERNHAUS.
EINLEITUNG.
Cicero hatte mit dem Consulate (691 nach Roms
Erbauung, 63 vor Christus), das ihm hohen ver-
dienten Ruhm erwarb, den Gipfelpunkt seiner po-
litischen Wirksamkeit erreicht. Wenn gleich auf ehren-
volle Weise aus der Verbannung, die ihn einige Jahre nachher
(58 V. Chr.) getroffen hatte, zurttckgerufen (57 v, Chr.) konnt^
er doch nie seinen frttheren Einfluss wiedergewinnen,
Schon die Art, wie er sein Exil ertrug, offenbarte deutlich,
ebenso wie sein Verhalten nach der Rttckkehr, warum es ihm
nicht mOglich war, die erste Rolle in einem Staate zu behaup-
ten, wo schon ISngst nicht mehr das Interesse einer bestimmten
Partei, sondern das Interesse der ParteifUhrer leitend und mass-
gebend war. Er liebte das Vaterland zu sehr, als dass
erum jedenPreis sich geltend zu machen gesucht
hfttte; er liebte es zu wenig, als dass er seinen eige-
nen Vortheil dem des Vaterlandes ganz unterzuord-
nen im Stande gewesen wSre. Anstatt einer festen Ueber-
zeugung von dem, was das Wohl des Vaterlandes verlangte, aus-
schliessUch und unerschtttterhch zu folgen, liess er zugleich voo
Nebenrttcksichten sich leiten , wie er sein eignes Ansehen be<^
wahren und vergrttssern , wie er seine Person auf der HcJhe des
politischen Lebens erhalten kOnnte.
Als er dnrch die Rdnke des P. Clodius sich gestttrzt sah und
in die.Verbannung ging, ergoss er sich in Klagen, wie sie, selbst
wenn der Staat.zugleich mit ihm dem Untergange preisgegeben
worden wSire, seiner nicht wttrdig waren. Als er (im J. 51 — 50
V. Chr.) Proconsul in Cilicien gewesen, dort Ruhe, Ordnung und
Sicherheit zurttckgeftthrt und die Provinz von dem frtther auf
ihr lastenden Drucke befreit hatte, da erfttllte ihn mehr als alles
6 EINLEITUNG.
Andere der Gedanke an den seinen Verdiensten gebiihrenden
Triumph, obgleich damals schon der Bttrgerkrieg zwischen Qsar
und Pompeius dem Ausbruche nahe war, der die Verfassung des
Staates auf das Gefslhrlichste bedrohte ^). Als dann der Kampf
zwischen den beiden Hauptern sich zu entscheiden begann, und
es galt, Partei zu nehmen zwischen den M^nnern, in deren Han-
den die Geschicke des Staates lagen , da schwankte er , theils in
seinem persOnlichen Interesse ^), theils in der patriotischen Hoif-
nung , durch seine Vermittelung den BUrgerkrieg noch verhin-
dern zu k(3nnen ^), unschlttssig hin und her, bis er zu spSlt (tn-
tellego, serius equidem, quam vellem, ad Attic. IX. 5, 3) dem Pom-
pejus, dessen Sache er stets als die gute Sache des Staates
anerkannt hatte, nach Dyrrhachium folgte. Und als er endlich
nach der Niederlage des Pompejus bei Pharsalus (48 v. Chr.) den
ihm angetragenen Oberbefehl ttber die Armee ablehnte und, um
die Gunst des Machthabers wiederzuerlangen , nach ItaUen zu-
rttckkehrte, da erlitt er zum zweiten Male eine Demttthigung,
deren GrOsse nur durch Casars feines und rttcksichtsvolles Be-
nehmen einigermassen verhttllt wurde.
Sich selbst und der Sache, der er frtther angehangen hatte,
untreu geworden , versank er immer tiefer in Muthlosigkeit und
Missstinmiung, und selbst seine schriftstellerische Thatigkeit,
wenn auch sein bester und reinster Trost, konnte ihn nicht
dauernd ttber den Kummer beruhigen, vom Schauplatz der poh-
tischen Wirksamkeit sich zurttckgedrSngt zu sehen. Da erlOste
ihn aus dieser Qual ein tiefer, berechtigter Schmerz, der Tod
seiner geliebten Tochter Tullia (45 v. Chr.). Wahrend er jenem
zum Theil selbstverschuldeten Missbehagen gegenttber oft ver-
zagt und schwach gewesen war, fand er in diesem die ganze
Krafl seiner besten Jahre wieder. Er wandte sich mit neuem
Eifer und voller Seele den wissenschaftlichen, namentlich philo-
sophischen Studien zu, die ihm am sichersten die verlorene Fas-
sung wieder zu bringen versprachen, und es ist fast unglaublich,
1) Incidi in ipsam flammam civilis discordiae vel potius beUi,
schreibt er unmittelbar nach seiner Ankunft aus Gilicien von Rom ad
famil. XVI, 11, 2; bald darauf nunquam maiore in periculo civitas fuit:
nunquam improbi cives kabuerunt paratiorem ducem, — Nobis inter
has turbas senatus tamen frequens flagitavit triumphum: sed Lentulus
consul, quo maius suum beneficium faceret, simulatque expedisset, quae
essent necessaria de repubHca, dixit se relaturum.
2) Vgl. ad Attic. VUI, 3.
3) ad Attic. IX, 11. A. ad famii. n^ 16.
EINLEITUNG. 7
'wie gross die Zahl der Schriften war, die er in diesem und dem
folgenden Jahre verfasst hat. Vielleicht irren wir aber auch
nicht, wenn wir dieser Anspannung seiner Kraft, diesem neuen
Aufschwunge es zuschreiben, dass er nach CSsars Tode (im J. 44)
noch einmal zu Ofifentlicher Thatigkeit sich erhob und sein letztes
Lebensjahr durch die gegen Antonius gehaltenen philippischen
Reden mit einem Glanze unigab , der manchen Flecken seines
fraheren Benehmens in Schatten zurtlcktreten liess.
Aus dieser Epoche, nach dem im Mftrz 45 er-
folgten Tode seiner Tochter, stammt auch unsere
Schrift, wie aus den eigenen Andeutungen Cicero^g
hervorgeht. Im zweiten Buche de divinattone c. 1, wo er eine
fast vollstandige Uebersicht seiner Werke giebt, ftthrt er nach
den Tusculanischen Disputationen die drei Bttcher de natura de-
orum auf , nach diesen die Abhandlung de divinatione, mit wel-
cher er eben besch^igt ist, und die er noch, um die Unter-
suchungen auf diesem Gebiete abzuschliessen , durch das Bvich
de fato zu vervoUstSndigen gedenkt. Nachdem er dann noch ttber
«inige frUhere Werke {sex de republica libros, quos tunc scripsi-
mus , cum gubemacula reipublicae tenebamus) und ttber das un-
zweifelhaft nach Tullia's Tode geschriebene Buch de consolatione
gesprochen, fahrt er fort: interiectus est nuper liber is, quem
ad nostrum Atticum de senectttte misimus, woraus man wohl mit
Recht schliessen darf, dass die Abfassung dieses Schriftchens
«twa zwischen die Bttcher de natura deorum und de divinatione
fallt, oder, was noch wahrscheinlicher ist, dass es, wShrend er
ttber den Untersuchungen de divinatione arbeitete, schnell hin-
geworfen, und so zwischen grttsseren Arbeiten eingeschaltet (m-
teriectus) worden sei. Dass die Bttcher de natura deorum nach
dem Tode der TuUia verfasst worden, ergiebt sich aus de natura
deorum I, c. 4, § 9 : Hortata est etiam, ut me ad haec conferrem,
animi aegritudo, fortunae magna et gravi commota iniuria; dass
sie vor der Ermordung CSlsars geschrieben, kann bei der Art, wie
er sich I, c. 3, § 7 ttber die Aileinherrschaft desselben ausspricht,
nicht zweifelhaft sein : Et si omnia phHosophiae praecepta referunr
tur ad vitam, arbitramur nos et publicis et privatis in rebus ea
praestitisse , quae ratio et doctrina praescripserit. Sin autem quis
requirit, quae causa nos impulerit, ut haec tam sero litteris man-
daremus, nihil est quod expedire tam facile possimus. Nam cum
otio langueremus et is esset reipublicae status^ ut eam
unius consilio atque cura gubernari necesse esset:
8 EWLEIHJNG.
prifivvim ipsius reipubUcae causa philosophiam nostris hominibus
explicandam putavi, magni eanstimdns interesse ad decus et ad
laudem civitatis, res tam graves tamque praeclaras Latinis etiam
litttris cofUineri, Ebenso sicher ist es, dass die BUcher de divi-
nationk Dach Cdsars Tode geschrieben sind , wie aus de divina-
tione II,c.2,§6. 7 unverkennbar hervorgeht: Id enim ipsum aPta^
tone philosophiaque didiceram, naturales esse quasdam conversiones
rerum publicaruni, ut eae tum a principibus tenerentur, tum a po-
pulis , aliquando a singulis. Quod cum accidisset nostrae
reipublicae, tum, pristinis orbati muneribus, haec studia reno-
vare coepimus, ut et aninms molestiis hac potissimum re levaretur,
et prodessemus civibus nostris, qua re cunque possemu^. In libris
enim sententiam dicebamus, concionabamur , philosophiam nobis
-pro reipublicae procuratione substitutam putabamus. Nunc, quo-
niam de republica consuli coepti sumus, tribuenda est
opera reipublicae, vel omnis potius in ea cogitatio et cura ponenda,^
tantum huic studio relittqumdum , quantum vacabit a publico of-
ficiq et munere, Haben wir also richtig angenommen, dass Cicero
die Schrift de senectute wahrend der Ausarbeitung seines grOs-
seren Werkes de divinatione gelegenthch einschaltete, so folgt
daraus, dass auch sie nach CSlsars Ermordung abge-
fasst ist.
Und mit dieser Annahme stimmt der Gegenstand
und die ganze Haltung der Schrift voUkommen
tlberei n. Eine Lobrede auf das Greisenalter schreibt man als
Greis nur dann, wenn man selbst von der Last desselben sich
nicht bedrUckt fUhlt. Dass Cicero schon bei Jahren war, als er sie
schrieb, zeigt c. 1, § 2 hoc enim onere, quod mihi commune tecum^)
est, aut iam urgentis aut certe adventantis senectutis et te et me
ipsum levari volo. Es ist daher auch bei ihm anzuilehmen , dass
er sie zu einer Zeit verfasst hat, in welcJher er sich frischer, reg-
samer und kr^ftiger als gewOhnlich fUhlte. Und dies war fUr
Cicero unstreitig die Zeit nach C^sars Ermordung. Unverholen
giebt er selbst seine Freude Uber den Tod desselben in einem
kurzen Billet an einen d^ Verschworenen , L. Minucius Basilus,
zu vefstehen^); unverkennbar spricht er^) sein Wohlgefallen
darUber aus, dass er nun wieder zu dem Rathe Uber das Wdhl
1) T. Pomponius Atticus geb. 109 v. Ghr., war 3 Jahr alter als Gicero.
2) Ad famil. VI, 75: Tibi gratutor: mihi gaudeo: te amo: tua
iueor; a te amari et quid agas quidque agatur certior fieri volo,
3) In der angefuhrten Stelle de divinatione II, § 7.
EINLErrUNG. 9
und Wehe des Staates hinzugezogen , nicht mehr blos auf seine
schriftstellerische ThStigkeit angewiesen sei. Noch einmal mochte
ihn die trOgerische Hoffnung auf die Wiederkehr der Repubhk
erheben, noch einmal die Aussicht auf eine selbstSndige Wirk-
samkeit im Staate verjttngen. In solchen Augenblicken konnte
er , zumal bei der ElasticitSt seines Geistes , die sich schnell des
Stoffes bemSichtigte, zu einer Schrift, wie die vorliegende,
sich veranlasst ftthlen, die flttchtig, aber aus einem
Gusse, als das Werk einer gehobenen heiteren
Stimmung sich zu erkennen giebt. Und eben deshalb,
weil sie aus einer so glttcklichen Stimmung hervorgegangen war,
wie sie in dem Drange der damaligen VerhSltnisse und bei der
Reizbarkeit seines ganzen Wesens selten sich einslellen und
schnell vorttber gehen mochte, kehrte Cicero nach seiner eige-
nen Versicherung so gern zu ihr zurttck: ad Attic. XIV, 21, 3:
Legendus mihi saepius est Cato maior ad te missus. Amariorem
enim me senectus facit. Stomackor omnia. Sed mihi guidem /?c-
/}/coTO£. Viderint iuvenes.
Unbestrittener als der politische Ruhm Cicero's von
seiner Verbannung an sind die Verdienste, die er durch seine
Schriftwerke sich erworben hat. Cicero's grdsste Thaten
sind seine Worte. Wie er in der Politik dtirch die
Macht seiner Rede, so lange e*r im Vordergrunde
der Geschichte stand, namentlich durch seine Reden gegen
Verres im Anfgange seines Gestirns, die gegen Catilina auf dem
H()hepunkte seiner Lauf bahn , die gegen Antonius am Ende sei-
nes Lebens, den hOchsten Preis errungenhat, so be-
wahrte er auch zuderZeit, als er vom Schauplatze
mehr und mehr zurttcktrat, durch seine Thatigkeit
als Schriftsteller amreinsten seineLiebe zumVa-
terlande; und die Worte, in welchen er fast am Ziele seines
Alters ttber die Absicht sich ausspricht , die ihn bei seinen Ar-
beiten geleitet (de divin. II, c. 1, § 1 ; Quaerenti mihi multumque
et diu cogitanti, quanam re possem prodesse quam phirimis, ne
quando intermitterem consulere reipuhlicae , nulla m^ior octurre-
bat, quam si optimarum artium vias traderem meis civibus: quod
compluribus iam libris me arbitror consecutum) , geben ein scHtt-
nes Zeugniss seiner patriotischen Gesinnung. Er hat diese Ab-
sicht erreicht und indem er den erschlaffenden Geist der
ROmer durch griechische Rildung, deren Quellcn
er ihnen in seinen Schriften erOffnete, zubeleben
10 EINLErrUNG.
und zu erfrischen suchte, dem Staate grOssere
Dienstegeleistet, alserbeiseiner Charaktereigen-
thttmlichkeitund unterden damaligen Verhdltnis-
senderRepublikdurch seinepolitischeTh^tigkeit
hdtte ntttzen kOnnen. Die Wirkung seiner Slaatsreden be-
schrSlnkte sich, abgesehen von der Vollkommenheit der Form,
auf die Zeit, in welcher sie gehalten wurden. Seine philosophi-
schen Werke wiesen die ROmer auf eine Bahn hin , die nach
dem Verfall der Republik allein im Stande war, Rom zu dem
Volke zu machen , das selbst nach dem Untergange des Reiches
durch seine Sprache und seine Literatur, seines Rechtes zu ge-
schweigen, noch lange ein Haupttrdger und Vermittler der Cul-
tur bleiben sollte.
Namentlich in seinen populftr-philosophischen Schriften
tritt dieses patriotische Streben Cicero's deutlich hervor, am
glSnzendsten vielleicht in seinem Cato {laus M, Catonis) ^), einer
Schrift zu Ehren des durch eigene Hand (46 v. Chr.) gefallenen
Cato Uticensis , deren Verlust wir um so mehr zu beklagen ha-
ben, je wahrscheinlicher es ist, dass er durch sie die Schuld zu
stthnen gesucht hat, die seit seiner zweideutigen Stellung im
Kampfe des Pompeius und Cdsar auf ihm lastete. Wie eindring-
lich er darin die Sache des Cato , des edelsten Mitgliedes und
eigentlichen geistigen Vertreters der pompeianischen Partei,
ftthrte, zeigt schon der Umstand, dass CSlsar, der natttrliche
Gegner der von diesem vertretenen Richtung, in einem Anticato
entgegenzutreten sich veranlasst sah (vergl. Tac. Ann. IV, 34.
luven. VI, 338. duo (zwei Bttcher) Caesaris Anticatones).
Auch unsere Schrifl ttber das Alter, welche von der Haupt-
person des Dialogs den Namen des ^dteren Cato Censorius (geb.
234) trSgt, erscheint nur von diesem Gesichtspunkt aus be-
trachtet im rechten Lichte. Es war wohl Cicero nicht blos
darum zu thun, in ttbersichtlicher Zusammenstel-
lungDaszugeben,was etwafttrundwiderdas Grei-
senalter sich anftthren lasse, und in dem Beispiele eines
hohen thatenreichen und segenvoUen Alters, wic Cato es ihm
darbot, seinem Freunde T. Pomponius Atticus das Greisenalter
in ansprechenden Farben zu zeigen, sondern erverfolgte
gewissdasnochhOhereZiel indemBildeeinessol-
1) Vgl. de divin. H, c. 1, § 3.
• • • • ■•
• * • i
EINLEITUNG. 11
chenGreises ilberhaupt das Bild eines echten Ro^
mers darzustellen und dadurch auf die Erhebung
seiner Zeit mit hinzuwirken (de divin. II, c. 2, § 4: Quod
enim mumis reipuhlicae afferre maius meliusve possumus, quam si
docemus atqae erudimus iuventutem? his praesertim moribus at-
que temporihus , q^ihus ita prolapsa est, ut omnium opibus refre^
nanda ac coercenda sit; vgl. § 7). War daher die Person des
^lteren Cato sehr passend gewahlt , weil er eins der grossartig-
sten Muster echter ROmertugend und seine Thatigkeit bis in das
h(3chste Alter unablSssig dem Wohle des Staates gewidmet war,
so hielt Cicero sich doch nicht streng an die historische Wahr-
heit, sondern idealisirte ihn von seinem eigenen Standpunkte
aus und milderte die starre GrOsse, durch die Cato schon zu sei-
ner Zeit mannigfachen Anstoss erregte, indem er sie mit dem
Schmucke einer hoheren Bildung umkleidete, die er selbst sich
erworben, Cato aber nicht gehabt haben konnte.
Zwar hatte Cato neben seiner unermtldlichen praktischen
Wirksamkeit auch seinen Beschdftigungen als Schriftsteller einen
Umfang gegeben, wie kein anderer ROmer vor ihm. Neben sei-
nem Hauptwerke, den Origines (s. c. 11, § 38), seinen zahh*ei-
chen Reden, einer Sammlung von Rechtsbescheiden, dem Buche
tlber das Landwesen finden wir auch eine Art EncyclopSdie fttr
seinen Sohn und einen Soldatenkatechismus erwdhnt; ja selbst
als Dichter scheint seine sonst so prosaische Natur in dem Car-
men de moribus sich versucht zu hsd^en, so dass Cicero mit Recht
rtthmen durfte , es habe nichts zu seiner Zeit in Rom gewusst
und gelernt werden kdnnen, das er nicht erforscht und gewusst,
ja selbst schriftlich behandelt hatte ^). AUein demohngeachtet
wttrde der entschiedene Gegner fremdlSlndischer Bildung, der
seinem Vaterlande sicheres Verderben verkttndete^), wenn es je*
griechischer Wissenschaft Eingang verstattete, in dem Gewande
griechischer Gelehrsamkeit, mit dem ihn Cicero angethan hat,
schweriich gern sich wieder erkannt haben.
Auch in der Nachahmung von Cato's Ausdrucksweise hat
Cicero ein weises Maass beobachtet. Denn wenn er auch ab-
1) D e or a t or e III, c. 33, § 135 : Denique nihil in hac civitate tempo^
ribus illis sciri disdve potuii, quod ille non omne investigarit et scierit
tum etiam conscripserit
2) M. Gatonis quae extant ed. Jordan p. 77 : Et hoc puta vatem
dixisse, quandoque ista gens suas litteras dabit, omnia corrumpet.
I
12 EINLEITUNG.
sicfatlich hier und da Archaismen gebrauchte (s. c. 2, §4. §6.
c. 17, § 59, c. 19, § 71, c. 20, § 72. § 74 u. a.), die an Cato's
Zeit und Sprache erinnern , so hat er doch mit richtigem Tacte
Worter wie tuhurchinabundmy lurchinabundus, /bmtrfwm( Adject.)
und Formen wie soli, alii modi, illi modi, isti modi (Genet.),
diee (Acc.) heneficissimo , solui (filr solitus sium) u. a. yermieden,
denen wir in den nbriggebliebenen Fragmenten nicht selten be*-
gegnen.
Die Beschaffenheit des Ton Cicero zur LOsung seiner Auf*
gabe verwendeten Stoffes, ebenso wie die Form der Ausftth-
rung bestatigt die vorhin aus seinen eigenen Angaben abgeleitetB
und begrttndete Vermuthung, dass unsere Schrift ein schn^l
hingeworfenes Werk weniger Tage gewesen sei. Abgesehen dA-
von, dass der Gegenstand ihm nahe lag und oft genug seine Ge-
danken beschSiftigt haben mochte, musste ihm auch der grOsste
Theil des aus der rOmischen Geschichte entlehnten Materials um
so gel^lufiger sein , als seine nicht lange vorher (im Jahr 46) er-
schienene laus Catonis seine Studien bereits auf diese Familie
faingerichtet hatte. Ebenso bedurfte er wohl fttr die scfa5ne Scfail-
derung der mit demLandbau verbunden«n Genttsse (c. 15, § 51 fif.)
bei seinem oft wiederholten , ISlngeren Aufenthalte auf seinen
Gtttern keiner besonderen Vorarbeiten. Endlich das aus grie-
cfaiscfaen Quellen GescfaOpfte bescfar£[nkt sicfa auf wenige Scfarift-
stdier, namentlich Plato und Xenophon, und ist tfaeils nur Anec-
dotenscfaatz, der leicfat im Gedftcfatnisse bleibt, tfaeils frei, ja bis-
weilen flttcfatig und ungenau ^) ttbertragen. Ob und wie weit er
aber von der c. 1, § 3 erwahnten Schrift des Philosopfaen Aristo
Gebraucfa gemacfat, ISsst sicfa, da diese verloren gegangen ist,
Aicfat ermitteln.
Die Form der Schrift ist dialogisch, ohne dass jedocfa, wie
bei Plato , dessen Vori)ild er vor Augen faatte , die Entwickelung
des Gedankens durcfa sell>stthatige B^theiligung der zur Unter-
redung versammelten Personen faerbeigeftthrt wttrde. Sie ist
vielmefar nocfa loser, als in den ttbrigen philosopfaiscfaen Schrif-
ten; Cicero denkt sicfa das GesprScfa, wie aus c. 5, § 14 faervor-
gefat, im J. 150 v. Chr. gehalten. Der greise, vierundacfatzig-
jafarige M. Porcius Cato fttfart fast allein das Wort. Scipio der
Jttngere, der im dritten puniscfaen Kriege Karthago eroberte, und
1) z. B. c. 22, § 81.
EINLEITUNG. 13
Laelius, sein steter, durch treue Freundschaft mit ihm verbun-
dener Begleiter (Hor. Satir. II, 1, 72: Virtus Sdpiadae et mitis
sapientia Laeli) geben durch ihre Aufforderung nur die aussere
Yeranlassung zu dem nachfolgenden zusammenhSngenden Vor-
trage , in welchem Cato die gewOhnUch dem hoheren Alter ge-
machten Vorwttrfe zu beseitigen sucht, und wir wttrden oft ganz
vergessen, dass man sich ihn gesprochen, nicht geschrieben vor-
zustellen habe, wenn wir nicht hier und da durch Cato's Anrede
eines von beiden Zuhdrern oder durch eine gelegenthche Be-
ziehung auf ein oder das andere LebensverhSltniss derselben
daran erinnert wttrden.
Wie Cicero selbst grosses Wohlgefallen an dieser Schrift
gefunden zu haben scheint, die er gern nach ihren Anfangs-
worten : Tite anftthrt, so erwarb sie sich auch den Beifall sei-
nes hochgebildeten Freundes, T. Pomponius Atticus, fflr den sie
bestimmt war: ad Attic. XVI, 3, 1 : Quod vero scribis, te magis et
magis dekctari o Tite si quid ego: auges mihi scribendi alacri-
tatem. XVI, 11, 3: Tite tibi 'prodesse laetor. Zum Theil aus
griechischen Quellen geflossen wurde sie spater ihrerseits man-
nigfach wieder von Griechen benutzt, haupts^chlich von Plutarch
in seiner Biographie des Cato, und von Juncus, einem Philoso-
phen der rOmischen Kaiserzeit, aus dessen Werke tiber das Alter
uns Bruchstticke in der Blumenlese des Joh. Stobsius erhalten
sind. Theodor Gaza tibersetzte sie noch im 16. Jahrhundert ins
Griechische.
Vorwort zur ersten Anflage.
FUr die nachfolgende Bearbeitung sind von mir, wie es
meine Pflicht war, alle Hulfsmittel, die mir zu Gebote standen,
gewissenhaft benutzt worden. Besonders reiche Belehrung habe
ich den kritischen Ausgaben von Madvig und Klotz und dem
neuesten , sehr sorgfaltigen Commentar von Dr. Gustav Tischer
(Halle, 1847) zu verdanken.
Liegnitz, im Februar 1851.
Znr zweiten Anflage.
Die letztverflossenen Jahre haben fQr die Kritik des Cata
nichts Erhebliches gebracht. C. W. Nauck's vor wenigen Wochen
erschienene erkldrende Ausgabe ist von mir in gebfihrender
Weise berQcksichtigt worden.
MOge diese neue Auflage eine eben so gtknstige Aufnahme
finden, wie die erste I
Anclam, im December 1854.
Znr dritten Anflage.
Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage hat Herr Lah*
meyer in Lilneburg den Cato in der Teubner^schen Buchhand-
lung (1857) herausgegeben und seine Bearbeitung mit einer Be-
urtheilung seiner VorgSnger eingeleitet, die dieser dritten Auflage
zu Gute gekonunen ist ^).
Ueber das VerhSltniss meiner Schulausgabe zu der des Herrn
Lahmeyer mOgen Andere urtheilen; ich habe hier nur ffir die
1) Giceronis Cato maior. Erklart von C. W. Nauck.
„ 9 y, Erklart von J. Sommerbrodt. 2. Aufl.
n n '„ recogn. R. Klotz.
Angezeigt vom Conr. Dr. Lahmeyer in Luneburg in den neuen Jahrbuchern
fur Philologic und Padagogik. Bd. 57. Heft 3, 2te Abth. S. 133—156.
k
VORWORT ZUR VIERTEN UND FtJNFTEN AUFLAGE. 15
tlberaus gtlDStige Aufnahme zu danken , die fortdauernd meiner
Bearbeitung zu Theil wird.
Was aber die Ansicht des Herrn Lahmeyer ttber die in der
Yoranstehenden Einleitung enthaltene Charakteristik Cicero's be-
trifft, so begnfige ich mich auf § 6 des Programms der Haupt-
Sauppe'schen Sanomlung und eine schon frtther veroffentlichte
Rechtfertigung ^) hinzuweisen.
Anclam, den 23. Mai 1858.
Znr Tierten Anflage.
Die Aufforderung, eine vierte Auflage mOglichst schnell zu
besorgen, kam mir sehr unerwartet. Daher hat diese, abgesehen
von den Httlfsmitteln , welche die neue Ausgabe der philosophi-
schen Schriften Cicero*s von Baiter und Hahn 2) und die durch
H. Jordan veranstaltete sch^tzbare Sammlung der Fragmente
Cato's3) darboten, wenig Veranderungen und ZusStze aufzu-
weisen.
Ich war es aber dem mir bisher bewiesenen Vertrauen
schuldig, das Ganze wenigstens einer sorgMtigen Durchsicht zu
unterwerfen, um so, wie ich wtinsche, dem Buche seine alten
Freunde zu erhalten.
Posen, den 15. Februar 1862.
Znr fOiiften Anflage.
Der Zeitraum, welcher zwischen dieser und der letzten Auf-
lage liegt , hat der Kritik des Cato neue Httlfsmittel von grosser
Bedeutung zugeftthrt. Das wichtigste ist der von Th. Mommsen
1) Zeitschrift fur das Gymnasialwesen 1851. S. 744 — 747 in der
Miscelle: Welches ist das Mass der Vorsicht, das bei Be-
urtheilung grosser Manner den Schulern gegeniiberzu be-
obachten ist?
2) M. TuUii Giceronis opera quae supersunt omnia ex recensione
lo. Gasp. Orellii. Editio altera emendatior. Opus morte Orellii inter-
ruptum continuaverunt I. G. Baiterus et Gar. Halmius. Volumen quartum.
Turici 1861.
3) M. Gatonis praeter librum de re rustica quae extant. Henricus
Jordan recensuit et prolegomena scripsit. Lipsiae 1860. Vgl. auch
M. Porcius Gato Gensorius als Schriftsteller , von Otto Ribbeck. In
„Neues Schweizerisches Museum^. Erster Jahrgang (1861). Erstes Doppel-
heft S. 7 f.
16 VORWORT ZUR FUNFTEN UND SECHSTEN AUFLAGE.
auf der Leidner Bibliothek entdeckte Schatz^), eine dem zehnten
Jahrhundert angehOrige Handschrift , welche von zweiter Hand
durchcorrigirt in dem Texte erster Hand die Abschrift eines ver-
lorenen Codex darbietet, der vermuthUch, wenn er noch vorhan-
den ware , unseren ganzen fibrigen Apparat entbehrlich machen
wilrde. „Am nUchsten verwandt", sagt Mommsen, „ist der Leyd-
ner Text erster Hand mit dem der Pariser Handschrift; an zahl-
reichen Stellen haben diese beide allein die echte Ueberheferung
erhalten gegenttber allen fibrigen, die man insofern als inter-
poUrte Famihe zusammenfassen kann. Aber dennoch sind diese
beiden Texte unter sich wieder sehr wesentUch verschieden und
zwar in der Art, dass beide wohl auf ein gemeinschaftUches
von Verderbnissen , Interpolationen und besonders von Glossen
schon nicht ganz freies Original zurttckgehen , aber beide dies
seU)standig wiedergeb^n und das Richtige bald dort bald liier be-
wahrt ist."
Je wichtiger der Fund ist, desto dankbarer bin ich Herrn
Mommsen, dass er mir die Benutzung seines Handexemplars ver-
stattet hat, welches die voUstSndige Vergleichung enthaU.
Auch eine Rheinauer Handschrift des Cato maior, deren
Lesarten L G. Baiter im Philologus XXI. 3. S. 535—539 und 4.
S. 675 — 679 mittheiU, ist nicht ohne Frucht ftlr diese neue Auf-
lage gebUeben.
WerthvoUe BeitrSge zur FeststeUung des Textes Ueferten
G. Lahmeyer im Philologus 1864. XXI. 2. S. 284—307 und
A. Fleckeisen in seinen kritischen MisceUen, Dresden 1864.
Posen, den 30. December 1865.
Znr sechsten Anflage.
Die Beurtheilungen vonO.Heine(PhilologusXXIV.3.S.531)
und G. Lund (Til textbehandlungen i Ciceros Cato maior in Tid-
skrift for Philologie og Padagogik. 7. Jahrg. 2. Heft p. 1 33—148)
sind wic sie es verdienen in dieser neuen Auflage berUcksichtigt,
ebenso die fast gleichzeitig mit der fQnften Auflage mciner Aus-
gabe erschienene zweite Auflage der Bearbeitung von G. Lah-
meyer. Dankbar bin ich auch fttr eine Notiz von A. Fieckeisen
(Neue Jahrbttcher fttr Philologie und Padagogik 95—96. Bd.
1) S. Monatsbericht der Konigl. preuss. Akademie der Wissenschaften.
Januar 1863. S. 10.
VORWORT ZUR SIEBENTEN UND ACHTEN AUFLAGE. 17
9. Heft S. 643. 644. 1867), durch welcbe die Lesart c 11. §. 3S
nemini emmcipata statt nemini wancipata gesicherl wird.
Zu c. 2. §. 5 scheint mir eine Privatmittheilung von Herrn
Dr. Gasda in Lauban erwahnungswerth, der eine Umstellung von
nist vorschlSgt, so dass zu lesen wSre: Quid est enim aliud nisi
Gigantum modo bellare mm diis neUurae repugnare?
Kiel, den 9. August 1869.
Znr siebenten Anf li^e*
Ciceros Cato erfreut sich fortdauernd einer sorgsamen Pflege.
Von G. Lahmeyer ist seitdem eine dritte Auflage (Leipzig 1872)
erschienen. Neu hinzugekommen ist die von Garl Meissner (Ber-
lin, M. Ebeling und Plahn 1870), welcher auch in seinem Auf^
satze: Zu Ciceros Gato maior in „Neue Jahrbticher fttr Philologie
und Padagogik" 1871. CIH und CIV. 1. Heft S. 57—65 ein-
zelne SteUen behandelt hat. Sehr scharfsinnige Bemerkungen
verdanke ich ausserdem den Mittheilungen meines lieben Freun-
des und frtiheren Amtsgenossen Herrn Dr. A. Brieger in Halle.
Endlich ist noch das vortreffliche Lebensbild zu erwahnen , wel-
ches 0. Jager von M. Porcius Cato entworfen und in der Waisen-
buchhandlung zu Halle 1870 verOffentUcht hat. So hat auch diese
Auflage wieder manche neue erwtinschte Forderung gefunden.
Kiel, den 10. Februar 1873.
Znr achten Anf lage.
Herr Professor Maehly in Basel hat die Gtite gehabt, mich
auf seine im Schweizerischen Museum (6. Jahrg. 1866 p. 243 ff.)
abgedruckten Bemerkungen „Zu Gicero's Cato maior^ aufmerk-
sam zu machen , woftir ich ihm hier meinen Dank ausspreche.
Ferner ist noch aus dem Jahre 1869 zur Litteratur nachzutra-
gen : „Marcus Porcius Gato der Gensor. Eine Biographie von
Prof. J. D. Gerlach^. Neueres ist mir nicht zu Gesicht gekommen
ausser einem Artikel von Theodor Opitz in den Neuen Jahr-
btichern ftir Philologie und Pddagogik 1873. N. 97. p. 609 ff.
So erscheint diese Auflage zwar sorgfnltig durchgesehen , aber
mit wenigen Ausnahmen unverSndert. Cap. 6. § 16 glaubte ich
eine Coniectur aufnelmien zu dtirfen , die ich im Nachtrage zur
Cato Maior. 9. Aufl. 2
18 VORWORT ZUR NEUNTEN AUFLAGE.
dritten Auflage mitgetheilt hatte. C. 14. §. 49 habe ich mich der
Lesart der LeidnerHandschrift: y^mori videbamus^ angeschlossen,
Breslau, den 31. December 1876.
Ziir neunten Anf lage.
Seit der letzten Auflage meiner Ausgabe ist von G. Lah-
meyer's Au^gabe die vierte Auflage (Leipzig, Teubner 1877) er-
schienen. Neu hinzugekommen ist die Schulausgabe von Dr. Garl
TUcking (Paderborn 1878), die kritische Bearbeitung von C. F.
W. MQUer (in P. IV vol. III der Teubnerschen Gesammtausgabe.
Lipsiae 1879) und die sehr beachtenswerthe sorgf^ltige und selb-
stSndige Schulausgabe von L. Reid (M. TuUii Ciceronis Cato maior
de smectute edited for schools and colleges. Gambridge 1879). Zur
Erkl£lrung haben ausserdem beigetragen Dr. Karl Hermann Funk-
hSnel, ,Vergleichung der Schriften Ciceros und J. Grimms iiber
das Alter^ (Eisenach, ohne Jahreszahlj, die wohl einer frUheren
Zeit angehOrt, aber erst jetzt zu meiner Kenntniss gekommen
ist, und neuerdings Prof. Dr. G. Schneider in Gera: „Das Pla-
tonische in § 77. 78 von Ciceros Cato maior" (in Zeitschrifl fUr
das Gymnasialwesen. Novemberheft 1879. S. 689 — 707).
Meine eigene Ausgabe ist von Iwan Mtlller in Bursian's
Jahresbericht ttber die Fortschritte der klassischen Alterthums-
wissenschaft (5. Jahrg. 1877. 8. und 9. Heft S. 260. 261) wohl-
wollend beurtheilt worden und von seinen Bemerkungen habe
ich dankbar Gebrauch gemacht. Dagegen sind die Berichtigungen
von Haacke in der Zeitschrift fOr das Gymnasialwesen, 32. Jahrg.
Novemberheft 1878. S. 723—725, nur selten fQr mich Uberzeu-.
gend gewesen; ich bin ihm aber die Verbesserung eines Schreib-
fehlers in § 83 schuldig, wo bisher Annales statt Origines gelesen
wurde. Noch kurz vor dem Druck habe ich auch den Jahres-
bericht tlber die Litteratur zu Ciceros philosophischen Schriften
aus 1877 und 1878 von Th. Schicbe in der Zeitschrift fUr das
Gymnasialwesen (Decemberheft 1880) benutzen kOnnen.
Neue handschriftliche Htllfe ist nicht gewonnen worden.
Doch hatte ich bei einem kurzen Aufenthalte in Leiden im
Jahre 1878 Gelegenheit, die von Th. Mommsen (s. zur 5. Auflage)
entdeckte werthvolle Handschrift selbst durchzusehen.
Breslau, deu 6. December 1880.
Julius Sommerbrodt.
M. TULLII CICERONIS
CATO MAIOR
DE SENECTUTE.
2*
TitBy si qutd te adiuero curamve leva$so,
Quae nunc te coquit et versat in pectore fixa,
Ecquid erit praemi?
Licet eDim mihi versibus eisdem adfari te, Attice, quibiis adfatur
Flamininum
Ille vir haud magna cum re, sed plenus fidei.
Quamquam certo scio, non, ut Flamininum,
§§1.2.Widmung desBuches
an T. Pomponius Atticus.
1. Tite — ecquid erit praemi,
Verse des Q. Ennius (geb. zu Rudia
f in Kalabrien 5t5 u. 239 v. Ghr.),
l aus dem lOten Buche seiner Anna-
\ len, einer epischen Staatsgeschichte
I Roms (in welcher zum ersten Male
Utatt der nationalen saturnischen
Yerse der griechische Hexameter
I gebraucht wurde). Sie sind dort
an Titut Quinctius Flamininus ge-
richtet, den Besieger des macedo-
/ nischen Philippus (bei Kynoske-
phala 197); hier ubertragen auf
Cicero's Freund Titus Pomponius
Atticus.
adiuero =s adiuvero.
curamve levasso, Als er auf sei-
nem Feldzuge gegen Philippus in
Gpirus gelandet war, konnte er
dem durch die Natur der Gegend ge-
schutzten Feind nicht beikommen.
Dies ist der Gegenstand der Sorge,
Utcunque esset, heisst es bei Liv.
XXXII, c. 9 : illo ipso tam iniquo
loco aggredi hostem placuit. Sed
magis id fieri' placebat,
quam, quomodo fieret, sa-
tis expediebant. YierzigTage
blieb er, ohne irgend etwas unter-
nehmen zu konnen, den Feinden
gegenfiber, bis ein von dem epiro-
tischen Fursten Gharopus gesende-
ter Hirt dem Gonsui gegen eine Be-
lohnung (daher ecquid erit praemi
s==r praemii} den Weg durch das
Gebirge zeigte (Liv. XXXH c. 11).
levasso =b levavero,
2. versat, mit langer Endsylbe
nicht selten in der alteren Poesie.
Vgl. c. 4 § 10.
6. ille vir — fidei, der eben er-
wahnte Hirt.
plenus, Das „s** in dieser Endung
wurde bei den alten Dichtern vor
Gonsonanten in der Aussprache aus-
gestossen. YgL Gic. orator c. 48
§161: Quin etiam, quod iam subru-
sticum videtur, olim autem politius,
eorum verborum, quorum eaedem
erant postremae duae litterae, quae
sunt in „ optimus*^, postremam litte-
ram detrahebant, nisi vocalis inse-
quebatur, Ita non erat ea offensio
in versibus, quam nunc fugiunt
poetae novi, Ita enim loquebamur:
„qui est omnibu' princeps" non
„omnibus princeps**,
re s=s re familiari.
fidei, mit langem e, das erst spa-
ter in den mehrsylbigen Wortern
der funften Declination, die einen
Gonsonanten vor der Endung haben,
verkurzt wurde.
7. quamquam zu Anfang eines
22
CATO MAIOR. c. 1, § 1-3.
Sollicitari te, Tite, sic noctesque diesque.
Novi enim moderationem animi tui et aequitatem, teque non
cognomen solum Athenis deportasse, sed humanitatem et pruden-
tiam intellego. Et tamen te suspicor eisdem rebus, quibus me
ipsum, interdum gravius commoveri ; quarum consolatio et maior 5
est et in aliud tempus differenda. Nunc aulem visum est mihi
de senectute aliquid ad te conscribere. 2. Hoc enim onere, quod
mihi commune tecum est, aut iam urgentis aut certe adventantis
senectutis et te et me etiam ipsum levari volo ; etsi te quidem
id modice ac sapienter, sicut omnia, et ferre et laturum esse 10
certe scio. Sed mihi, cum de senectute vellem aliquid scribere,
tu occurrebas dignus eo munere , quo uterque nostrum commu-
niter uteretur. Mihi quidem ita iucunda huius libri confectio
fuit, ut non modo omnes absterserit senectutis molestias, sed
effecerit moUem etiam et iucundam senectutem. Numquam igi- 15
tur digne satis laudari philosophia poterit, cui qui pareat omne
tempus aetatis sine molestia possit degere. 3. Sed de ceteris
et diximus multa et saepe dicemus; hunc librum ad te de sene-
ctute misimus. Omnem autem sermonem tribuimus non Tithono,
ut Aristo Cius, — parum enim esset auctoritatis in fabula — , 20
^
selbstandigen Satzes beschrankt,
mUdert oder verbessert das vorher
Gesagte: „FreUich** ^gleichwohl".
Vgl. c. 4, § 10. c. 7, § 24. c. 9.
§ 29 (etn). c. 15, § 51. c. 19, § 67.
§ 69.
3. cognomen, T. Pomponius hatte
von seinem langjahrigen Aufenthalte
in Athen den Beinamen Atticus.
4. eisdem rebus, die Verhaltnisse
des Staates. S, d. Einleitung.
5. quarum eonsolatio, object. Ge-
netiv; „eine Trostschrift darfiber**.
maior est „zu umfanf^reich'*. Es
ist dazu eine grdssere Abhandlung
erforderlich, als ich jetzt zu geben
beabsichtige. Gicero sagt von der
Schrift de senectute selbst de divin.
n, t er habe sie zwischen andere
nur- eingeschaltet. S. d. Einleitung
p. 7.
8. aut iam urgentis aut — ad-
ventanHs senectuHs. Gicero war
damals 62 Jahre alt.
14. utnon modo omnes absterserit
— senectutem. Freilich war diese
WirkuDg nicht nachhaltig, wie fol-
gende SteUe aus einem Briefe an
Atdcus (XIV, 21) zeigt: Legendue
mihi saepius est Cato maior ad
te missus. j4mariorem enim me
senectus facit. Stomachor omnia.
15. effecerit mollem etiam et
iucundam senectutem. Vgl. c. 16^
§56: Conditiora facit haec —
aucupium atque venatio.
16. cui aa cum ei. |
§§ 3—15. Einleitung in die
Schrift uber das Alter.
19. misimus schliesst den BegrifT
von scripsimus ein.
tribmmus^ „in denMund legen**.
Ich habe nicht Tithonus 2um Ver-
treter des Greisenalters gemacht.
Tithonus, der zwar unsterbliche,
aber allen Einwirkungen des Alters
unterworfene Gemahl der Eos.
Aristo Cius « KeXoe. Aristo
aus Geos, einer der cycladischen
Inseln, war peripatetischer Philo- i
soph und bluhte um 225 v. Chr. Von \
seinen zahlreichen Schriften sind >
nur sehr wenige Bruchstucke auf
uns gekommen. Gicero urtheilt iiber
CATO MAIOR c. t, § 3 — c. 2, § 4.
23
sed M. Catoni seni , quo raaiorem auctoritatem haberet oratio ;
apud quem Laelium et Scipionem facimus admirantes, quod is
tam facile senectutem ferat, eisque eum respondentem. Qui si
eruditius videbitur disputare, quam consuevit ipse in suis libris,
5 id tribuito litteris Graecis, quarum constat eum perstudiosum
fuisse in senectute. Sed quid opus est plura ? lam enim ipsius
Catonis sermo explicabit nostram omnem de senectute sen-
tentiam.
4. Scipio. Saepe numero admirari soleo cum hoc C. Laelio 2
10 cum ceterarum rerum tuam excellentem, M. Cato, perfectamque
sapientiam, tum vel maxime, quod numquam tibi senectutem
ihn de finibus V, c. 5, § 13: Con-
cinnus et elegam Aristo: sed ea,
quae desideraiur a magno philo-
sopho, gravitas in eo non fiUt,
Scripta sane et multa et polita:
sed nescio quo pacto auctoritatem
oratio non habet. Nicht zu ver-
wechseln mit dem Stoiker Aristo
aus Ghios, der um 270 v. Ghr.
lebte. Vgl. de offic. 11, c. 16, § 56.
1 in fabula, der Mythus, anstatt
der dem Mythus angehorigen Per-
son des Tithonus. Im Munde des
dem Mythus angehorigen Tithonus
wurde, sagt er, die Betrachtung zu
wenig Gewicht haben.
2. facimus mit dem Particip.,
,,darstellen, einfuhren, schildern''.
Vgl. c. 15, § 54.
3. qui si erudiUus videbitur dis"
putare. Gicero macht selbst darauf
aufmerksam, dass die gelehrte Bil-
dung desGato wie sie im nachfol-
genden Dialoge hervortrete, leicht
auffallen konne. Durch die Erkla-
rung id tribuito — senectute soli
das Auffallende scheinbar gemildert,
in Wahrheit aber, wie der Zusam-
menhang zeigt, darauf hingewiesen
werden, dass Gicero nicht beab-
sichtige, streng an die Person des
historischen Gato sich zu halten.
Er hatte jaGato's Person nur des-
halb gewahlt, um einen wurdigen
Vertreter des Greisenaiters zu ha-
ben, ohne sich durch diese Wahl
in dem Maasse beschranken zu las-
sen, dass er deshalb auf die Be-
weisgrunde verzichtete, die ihm
seine eigene hohere und griind-
lichere Bildung darbot. Dies zei-
gen deutlich die folgenden Worte :
ipsius Catonis sermo expUcabit
nostram omnem de senectute
sent&ntiam.
4. in stUs libriSy suis mitNach-
druck voran „eigen«, Vgl. c. 5,
§ 14: sua vitia et suam culpam
— conferunL Ueber seine Schrif-
ten s. Einleitung S. 11.
5. litteris Graeeis — seneetute,
Vgl. c. 8, S 26 und Plutarch ^Gato
C. 2: Ttaiosias *EXkijvixr]S orpt-
fia&Tje ysvic&at Xiysrai. Was
Gato von diesen Studien gehalten,
beweist eine bei Plin. nat hist. 29,
8 von Him erhaltene Aeussernng:
satis esse ingenia Graecorum in*
spicere, non perdiscere, Vgl. Plu-
tarch Gato c. 23: . . . naaav 'EX'
Xrivucrjv fwvaav 9cai TtatSsiav vno
yiXoriftiae Tt^OTtijXaxi^cav, Gicero
selbst spricht ihm an einer anderen
Stelle (de orat. III, c. 33, § 135)
die feinere griechische Bildung
ab: Quid enim M, Catoni prae-
ter hanc politissimam doctrinam
transmarinam atque adventiciam
defuitf
11. quod numquam — senserim,
Scipio fuhrt diese Wahrnehmung
nicht als Thatsache, sondern als
seinen eigenen Gedanken an, „dass,
wie ich mir sagte, ich nie bemerkt
habe* . . . deshalb der Gonjunctiv»
Vgl. c. 3, § 7.
24
GATO MklOR. c. 2, § 4. 5.
gravem esse senserim, quae plei*isque senibus sic odiosa est, ut
onus se Aetna gravius dicant sustinere.
Cato. Rem haud sane difficilem , Scipio et Laeli , admirari
videmini. Quibus enim nihil est in ipsis opis ad
bene beateque vivendum, eis omnis aetas gravis S
est; qui autem omnia bona a se ipsi petunt, eis
nihilpotest malum videri, quodnaturaenecessitas
adferat; quo in genere est in primis senectus, quam ut adi-
piscantur, omnes optant, eandem accusant adeptam; tanta est
stultitiae inconstantia atque perversitas. Obrepere aiunt eam 10
citius, quam putassent. Primum, quis coCgit eos falsum putare?
Qui enim citius adulescentiae senectus, quam pueritiae adule-
scentia obrepit? Deinde, qui minus gravis esset eis senectus, si
octingentesimum annum agerent, quam si octogesimum? Prae-
terita enim aetas quamvis longa, cum efQuxisset, nulla conso- 15
latione permulcerc posset stultam senectutem. 5. Quocirca si
sapientiam meam admirari soletis — quae utinam digna esset
opinione vestra nostroque cognominel — in hoc sumus sapien-
1. ut onus — sustinere, Nach
Euripides Hercules furens 637:
a reoras fiot yiXov' axd^os Si
ro yrj^as aiai
PaQyrsf^ov jiXrvas axoneXa^v
ini xqari xeXrai,
4. quibus enim nihil est in ipsis
— adferat Nur wer in sich selbst
das GJuck zu suchen und zu finden
weiss {avra^eia), findet die rich-
tige SteUung gegenCiber den yer-
meintlichen, auf Naturnothwendig-
keit beruhenden, Uebeln des Lebens.
8. quo in genere est . , , , „hier-
zu*, d. h. zu den Dingen, welche
auf Natumothwendigkeit gegrundet
sind, ^gehdrt''.
9. adeptam, passivisch, wie c. 17,
§ 59 dimensa, c. 20^ § 74 medita-
tum, S. zu c. 19, § 71.
12. qui enim citius adulescentiae
— obrepit? Gewohnlich wird noch
die iuventus zwischen die adules-
centia und die senectus gestellt.
Richtiger adulescentia, die Zeit der
zunehmenden Kraft, senectus die
Zeit der abnehmenden Kraft, so dass
adulescentia die iuventus, und, wie
Gic. Top. 7, 32, auch die pueritia
mit einschliesst.
15. cum effluaisset, ^wann**,
„zu der Zeit, wo . . .*, nicht „da** ;
pleonastisch naLc\ipraeterita,um die-
sen Begrifi', auf welchem der Nach-
druck liegt, besonders hervorzuhe-
ben. Wir „ wann sie voruber i s t' ; im
Lateinischen werden Nebensatze oft
nicht nur in die Zeitsphare des
Hauptsatzes, sondern auch in die
M d u s sphare desselben hineinge-
zogen; so hier der Gonjunctiv ef-
fluxisset wegen des Gonjunctivs
posset, VgL c. 23, § 82 : posterita-
tem ita semper prospiciebat, quasi,
cum excessisset e vita, tum deni"
que victurus esset.
17. utinam digna esset, Indem
er den Gonj. Imperf. gebraucht, wi-
derlegt er bescheiden die Meinung,
als sei er des von Scipio ausge-
sprochenen Lobes wfirdig. VgL c. 8,
§ 26. c. 10, § 32.
18. nostroque cognomine, £r
hiess ^Sapiens'', ein Beiname der
fibrigens vorzugsweise dem Staats-
manne galt (quia multarum rerum
usum habebat, Gic. de amic. c. 2,
GATO MAIOR. c. 2, § 5. 6.
25
tes, quod naturam optimam ducem tamquam deum sequimur
eique paremus; a qua non veri simile est, cum ceterae partes
aetatis bene descriptae sint , extremum actum tamquam ab inerti
po^ta esse neglectum. Sed tamen necesse fuit, esse aliquid ex-
5 tremum et, tamquam in arborum bacis terraeque fructibus, ma-
turitate tempestiva quasi vietum et caducum; quod ferendum est
moUiter sapienti. Quid est enim aliud Gigantum modo bellare
cum diis, nisi naturae repugnare ?
6. Laelius. Atqui, Cato, gratissimum nobis, ut etiam pro
10 Scipione poUicear, feceris, si, quoniam speramus, volumus qui-
dem certe senes fieri, multo ante a te didicerimus, quibus facil-
lime rationibus ingravescentem aetatem ferre possimus.
Cato. Faciam vero, Laeli, praesertim si utrique vestrum, ut
dicis, gratum futurum est..
Laelitis, Volumus sane, nisi molestum est, Cato, tamquam
15
§ 6), ohne ibm eine hohere Weis-
heit im Sinne einiger Pfailosophen-
schulen beizulegen.
1. quod naturam — sequimur,
Das stoi8cheMora]princip«0cti7t(fi<m
naturam vivere,
2. ceterae partes aetatis, welche
Lebensalter gemeint sind, ergiebt
sich aus dem folgenden extre-
mum actum,
3. bene descriptae, „wohl abge-
granzt''. Horat. de arte poStica 86 :
Descripias servare vices operum-
que colores cur ego si nequeo
ignoroque poffta salutor? Alie Le-
bensalter (Acte) haben ihre Aufgabe
fur die Entwickelung des Lebens-
dramas zuertheilt erhaiten, wie
sollte das Greisenalter (der letzte
Act) vernachlassigt worden und
leer ausgegangen sein! — Anders
discripta c. 17, § 59.
4. necesse fuit, in der Natur der
Sache begrundete Nothwendigkeit.
6. quod ferendum est molliter
sapienti, MolUter sonst „unmann-
lich, weibisch*, hier ^fdgsam, mit
Ergebung**, d. i. „ohne thdrichten
Widerstand".
7. qnid est enim aliud — repu-
gnare? Der Weise muss es mit
Ergebung ertragen, weil es Natur-
nothwendigkeit ist. Wer es nieht
thut, der unternimmt gegen die Na-
tur einen so vergeblichen Kampf,
wie die Giganten gegen die Gotter.
Ebenso Gic. de divinatione 11. c. 36,
§ 78 : Quid est aliud nolle moneri
a love, nisi efficere, ut aut ne
fieri possit atispicium, aut si fiat
videri,
9. atqui, „nun aber", „aberdoch",
ahnlich, wie im Untersatze {pro-
posiHo minor) bei der SchlussfoU
gerung. Vgl. c. 22, § 81.
ut etiam pro Scipione pollicear
erklart das vorhergehende noMs,
11. muHo ante, ehe wir alt
werden. VgL c. 6, § 18. c. 14,
§ 49.
15. Folumus sane — quale sit,
Sinn: Wir haben denselben Weg
vor uns, den du zuruckgelegt hast.
Theile uns mit, was fur ein Ziel
du am Ende dieses Weges erreicht
hast.
nisi molestum est, Nisi giebt
den Ausnahmefall an, in welchem
dieAussage des Hauptsatzes {volu-
mus sane) zu verneinen ist : „(nur)
nicht wenn**, d. \, «ausser wenn".
VgL c. 7, § 21.
tamquam longam aliquam
viam confeceris, Im Original (Pla-
to's Staatl, p. 328 E) nur SaTte^
rtva oBbv nQoeXrjXv&oxtov,
26
CATO MAIOR c. 3, { 7,
longam aliquam viam confeceris, quam nobis quoque ingredien-
dum sit, istuc, quo pervenisti, yidere quale sit.
8 7« C(Uo. Faciam, ut potero, Laeli. Saepe enim interfui
querelis aequalium meorum — pares autem vetere proverbio
cum paribus facillime congregantur — quae C. Salinator, quae 5
Sp. Albinus, homines consulares, nostri fere aequales, deplorare
solebant, tum quod voluptatibus carerent, sine quibus vitam nul-
iam putarent, tum quod spernerentur ab eis, a quibus essent coli
soliti. Qui mibi non id videbantur accusare, quod esset accusan-
dum. Nam si id culpa senectutis accideret, eadem mihi usu ve- 10
nirent reliquisque omnibus maioribus natu ; quorum ego multo-
rum cognovi senectutem sine querela, qui se et libidinum vin-
culis laxatos esse non moleste ferrent, nec a suis despicerentur.
Sedomnium istiusmodi querelarum in moribus est
culpa, non in aetate. Moderati enim et nec difficiles nec 15
i nhumani senes tolerabilem senectutem agunt , importunitas
autemetinhumanitasomniaetatimolesta est.
1. quam nobis quoque ingredien-
dum sit sB rjv xai rjiuas ifftos 8eria8&
Tfo^evso&ai bei Plato a. a. St. Der
Gebrauch des transitiveii Objects-
accusaiivs beim Gerundivum ist bei
Gieero selten. S. zu c. 19, § 7t.
2. isiuc, quo pervenisti — quale
tU; quale sit «die Beschaffenheit" ;
ebenso ist istue, quo pervenisti
durch ein Substantivum zn uber-
setzen.
3. faciam, Ich wiil es thun;
habe ich doch selbst vielfache Kla-
gen yernommen, die ich nicht ffir
berechtigt halten kann.
interfui querelis — quae — de-
plorare solebant Nachlassigkeitdes
Ausdrucks, die durch die Parenthese
entschuldigt wird. Quae — de-
plorare solebant wiederholt, was
Yor der Parenthese durch saepe und
querelis ausgedruckt ist. „Ich war
bei den Klagen zugegen, welche
sie zu fuhren pflegten".
4. pares — cum paribvs facil-
• lime congregantur, Vgl. Plato Sym-
posion 195 B: ouoiov ofiolqf ael
naXa^ei. Hom. Odyss. XVII, 218:
(os aiei rov ofiotov ayB& d'scs <os
TOV OflOtOV,
5. C, (Livius) SaHnator, ausge-
zeichnet als Befehlshaber der Flotte
im Kriege gegen Anliochus, nament-
lich durch den Seesieg bei Ghios
191, Gonsul 188 v. Gbr.
6. Sp. (Postumius) AWinus, Gon-
sul 186 V. Ghr.
nosiri fere aequales, Gato war
195 V. Ghr. Gonsul.
7. quod voluptatibus carerent,
«dass, wie sie sagten^ Dies
drfickt der Gonj. aus. Ebenso c. 5,
§ 15 : quod avocet . . . Ygl. c. 12,
§ 39: Sequitur tertia vituperatio
senectutiSy quod eam carere di^
ount volupiatibus.
sine quibus viiam nullam puta-
rent, das Leben fur kein Leben hal-
ten, d. h. dieses Namens nicht wur-
dig erachten. Ygl. c. 1 1, § 35 : qtuim
tenui aut nulla potius valetudine,
12. sine querela, anstatt eines
Adjectivs, wie Tusc. II, c. 3, § 7:
iectio sine uUa delectatione (uner-
quicklich). YgL de offic. I, c. 8, § 25 :
belectant etiam magnifici appara-
tus viiaeque eultus cum elegantia
et copia (d. i. gewahlt und reich).
14. sed omnium istiusmodi que-
reiarum in moribus est cuipa, non
CATO MAIOR. c. 3, § 8 — c. 4, § 10.
27
8. Laelius. Est, ut dicis, Cato ; sed fortasse dixerit quispiam,
tibi propter opes et copias et digDitatem tuam tolerabiliorem se-
nectutem yideri ; id autem non posse multis contingere.
Cato. Est istud quidem, Laeli, aliquid; sed nequaquam in
5 isto sunt omnia; ul Themistocles fertur Seriphio cuidam in iur-
gio respondisse, cum ille dixisset, non eum sua sed patriae gloria
splendorem assecutum: ,Nec hercule^ inquit, ,si ego Seriphius
essem, nec tu, si Atheniensis, clarus unquam fuisses^ Quod
eodem modo de senectute dici potest. Nec enim in summa inopia
10 levis esse senectus potest, ne sapienti quidem, nec insipienti
etiam in summa copia non gravis.^ 9. Aptissima omnino sunt,
Scipio et Laeli, arma senectutis artes exercitationesque yirtutum,
quae in omni aetate cultae , cum diu multumque vixeris, miri-
ficos efferunt fructus, non solum quia numquam deserunt, ne
L5 extremo quidem tempore aetatis — quamquam id quidem maxi-
mum est — , verum etiam quia conscientia bene actae
yitae multorumque bene factorum recordatio iu-
cundissima est.
10. Ego Quintum Maximum, eum, qui Tarentum recepit, 4
in aetate, EinHauptgrundsatz,
auf welchem die ganze nachfolgende
Abhandlung niht.
2. opes, die Mittel, sich im Staate
geltend zu machen, „der politische
Einfluss*', copiae «Wohlhabenheit*.
dignitas, „Ansehen bei den Men-
schen" ; seltener subjectiy die Wur-
digkeit.
4. est — aliquidf das ist wohl
E t w a s , der Gegensatz liegt in non
omnia, Ygl. Plato's Staat 239 E :
Xiyovoi piv T«, ov fiivroi ye offov
oi'ovra&,
5. Seriphio, aus Seriphus, einer
der cycladischen Inseln. DieAnek-
dote ist aus PIato's Staat 1, 329E.
330 A: ro rov 08finaroxXeov6 ev
iVe« os r4> ^BQupliD Xotdopovuevip
xal kivovrty ort ov oi avrov aAAa
But rrjv TtoXiv evBoxifioX, anexQl-
varo, irt ovr^ av avros JSeQitptos
cov ovofiaaros iyivexo, ovr^ ixeXvos
lAd^vaXos,
9. nec enim in summa inopia —
non gravis, Nach PIato'8 Staat
330 A : ovr^ av o intetx^s (bei
Gicero sapicns) Ttavv rt ^ctSlms
yriQas jnera nevias iviyxot, ov&^
6 fih iTttetxris TtXovrrjaas eiixoXos
Ttor av eavrt^ yivotro, Um sich
auszuzeichnen, ist zweierlei erfor-
derlich: Tuchtigkeit und Gelegen-
heit, die Tuchtigkeit geltend zu
machen. So genugt, um dieUebel
des Greisenalters zu ertragen, nicht
die Weisheit allein. Druckender
Mangel macht auch dem Weisen
das Greisenalter schwer, wie um-
gekehrt der hochste Ueberfluss den
Unweisen nicht Yor der Belastigung
des Greisenalters schutzt.
12. arma senectutis, Waffendes
Greisenalters gegen die Beschwer-
den desselben.^ Vgl. c. 11, § 35.
13. multumque vixerisy ^einrei-
ches Leben fiihren''.
19. Q, (Fabius) Maximus Ver-
rtieosus, wegen seines vorsichtigen
Widerstandes gegen Hannibal im
J. 217 Gunctator genantit. S. unten
(c. 4. § 10) den Vers des Ennius.
qui Tarentum recepit, T. 212
Yon Hannibal genommen, wurde
Yon Fabius Maximus wiedererobert
209. Liv. XXVn, 15. 16.
28
GATO MAIOIL c. 4, § 10.
senem adulescens ita dilexi, ut aeqQalem. Erat enim in illo
viro comitate condita gravitas, nec senectus mores mutayerat.
Quamquam eum colere coepi non admodum grandem natu, sed
tamen iam aetate proyectum. Anno enim post consul priraum
fuerat, quam ego natus sum; cumque eo quartum consule adu- 5
lescentulus miles ad Capuam profectus sum, quintoque anno post
ad Tarentum. Quaestor deinde quadriennio post factus sum, quem
magistratum gessi consulibus Tuditano et Cethego, cum quidem
ille admodum senex suasor legis Cinciae de donis et muneribus
fuit. Hic et bella gerebat ut adulescens, cum plane grandis esset, 10
et Annibalem iuveniliter exsultantem patientia sua molliebat; de
quo praeclare familiaris noster Ennius :
Unus homo nohis cunctando restituit rem;
Noenum rumores ponebat ante salutem,
3. quamquam, S. zu c. 1, § 1.
Hier „fireilich war er noch nicht
sehr bei Jahren, als ich . . . .*,
wodurch das vorhergehende nec
ienectui mores mutaverat yer-
hessert wird. Vgl. c. 7, § 24.
colere^ als Jtlngerer an einen
Aelteren, als Glient an einen Patron
sich anschliessen, ihm die im romi-
schen Leben Qblicbe Hochachtnng
erweisen. S. c.l8, § 63 salutari ff.
4. anno enimpostconsulprimum
fuerat, Das erste Gonsulat desFa-
bius Maximns fallt in das J. 233.
5. eumque eo quartum consule
— profectus sum, 214. NachPlu-
tarch Gato 1 und Gomel. Nep. Gato
1 leistete Gato seine ersten Kriegs-
dienste bereits 217; 214 war er
nach Gomel. Nepos schon Kriegs-
tribun {M. Fabio^ M, Claudio con-
sulibus tribunus mil, in SiciUa
fuit),
6. miles, der junge dienende
Soldat im Gegensatze zum Unter-
und Oberbefehlshaber.
Capuam wie oft fdr Gampanien.
8. consuUbus {P, Sempronio) Tu-
ditano et {M, Cem,) Cethego 204.
cum quidem, Quidem hebt das
Wort, den Begriff, dem es nach-
gesetzt ist, mit Nachdrack hervor.
Der Deutsche, der dies durch die
blosse Betonung erreicht, kann es
nach relativen Adjectiven, Ad-
verbien und Gonjunctionen nur da-
durch wiedergeben, dass er daffir
das entsprechende Demonstrativum
setzt, «damals (namlich) als . . .**.
Ygl. c. 4, § 11. Quem quidem (und
auf d e n) probe meminisse potestis
§ 14. 46. 53. 55. 71. Quo quidem
me proficiscentem (wenn icfa da-
hin wandere) kaud sane facile
quis retraxerit § 83.
9. suasor — fuit „er war der
Mann, welcher** .... zu unter-
scheiden von suasit, welches mehr
die Handlung als die Person her-
vorhebt. Ueber suadere s. c. 5,
§ 14.
legis Cineiae. Der Inhalt dieses
Gesetzes kurz angegeben bei Tacit.
Annal.XI, c. 15 : consurgunt patres
legemque Cinciam flagitant, qua
eavetur antiquitus, ne quis ob cau-
sam orandam (fur die Ffihrang eines
Processes) pecuniam donumve ac-
mpiat, Liv. XXXIV, 4ff.
12. Ennius, Die Stelle ist aus
dem achten Buche der Annalen.
13. rem » rem publieam,
14. noenum rumores — satutem,
Noenum alterthAmlich fur non,
wahrscheinlich aus ne oenum —
ne unum; uber ponebat vgl. zu
c. 1, § 1. Rumores, dass er aus
Feigheit den Kampf vermieden.
GATO MAIOR. c. 4, § 11. 12.
29
Ergo priusque magisque viri nunc ghria clant.
U. Tarentum vero qua vigilantia, quo consilio recepitl cum
quidem me audiente Salinatori, qui amisso oppido fuerat in arce,
glorianti atque ita dicenti: ,Mea opera, Q. Fabi, Tarentum re-
5 cepisti^; ,CerteS inquit ridens, ,nam nisi tu amisisses, numquam
recepissem^ Nec vero in armis praestantior, quam in toga; qui
consul iterum, Sp. Carvilio collegfa quiescente, C. Flaminio, tri-
buno plebis, quoad potuit, restitit agrum Picentem et Gallicum
viritim contra senatus auctoritatem dividenti, augurque cum esset,
10 dicere ausus est, optimis auspiciis ea geri, quae pro rei publicae
salute gererentur, quae contra rem publicam ferrentur, contra
auspicia ferri. 12. Multa in eo viro praeclara cognovi ; sed nihil
admirabilius, quam quomodo ille mortem filii tulit, clari viri et
consularis. Est in manibus laudatio; quam cum legimus, quem
15 philosophum non contemnimus? Nec vero iUe in luce modo
1. priusque magUque, cf. Poiyb.
ni, 105: roie fiiv ovv ttop' avrbv
yerofievois vov nlvBwov ^v ivaq-
yes, ori $ta uev rriv Magxov roX-
fiav aTtokoakB ra oka^ out oe rrjv
evXafieiav rov 0afilov aeffoiffrat
xai Ttqo rov xaivvv. Aus dem
folgenden claret ist zu primque
(in-)claruit zu erganzen.
2. cum quidem, s. zu § 10.
3. (flf. Liv.) Salinatorif wahr-
scheinlich ein Gedachtnissfehler,
der auch de orat. IL^ c. 67 § 273 vor-
kommt. Bei Liv. XXVII, 34 heisst
der Feldherr M. Livius Macatus.
6. in toga, im Friedensgewande,
d. h. in seiner staatsbiLrgerlichen
Thatigkeit wahrend des Friedens,
Gegensatz zu tn armis, Vgl. de
offic. I, c. 22, § 77 : Cedant arma
togae, concedat laurea laudL
7. consul iterum, 288.
quieteente, 'nichts thun, sich nicht
widersetzen.
C, Flaminio, derselbe, welcher
zum zweiten Male Gonsul 217 in
der Schlacht am lacus Trasimennus
gegen Hannibal fieL — Polybius
Hist. n, 21, 7 setzt die Rogation
in das Jahr 232. Es ist wahr-
scheinlich, dass der Widerstand bis
zu dem Jahre gedauert hat, das
Gicero hier angiebt.
8. agrum Pieentem, eine Land-
schaft in Mittelitalien, granzend an
Umbrien, das Sabinerland, das Ge-
biet der Marser und das adriatische
Meer. Aus diesem ager und dem
ager Gallicus waren die Senonen
Yon den Romern yertrieben worden.
9. conira senatus auctoritatem,
„gegen das Gutachten des Senats^.
De invent. H, 17 sagt er, dass es
oontra vohmtatem omnium opti-
matum geschehen sei. Den Opti-
maten erschien diese lex agraria,
wie alle spateren und fruheren,
als ein Mittel zur Yerfuhrung des
Volkes.
dividenti vertheilen woUte.
10. optimis auspiciis ea geri
quae — gererenturf ahnlich dem
Homerischen els oia^vos a^iaros
afivvea&at neoi ndroijs. U. XII,
243.
11. quae ferrentur, ferre auch
ohne rogationem oder l^em „be-
antragen*.
14. est in manibus^ «in unseren
Handen**; anders c. 7, § 22. c. 11,
§ 38.
laudaUo, die Leichenrede, die er
seinem Sohne gehalten hat.
quem pkilosophum non contem-
ninms? Sinn: Mussen wir ihn nicht
hoher stellen, als alle Philosophen ?
30
CATQ MAIOR. c. 4, § 12 — c. 5, § 13.
atque in oculis ciyium magnus, sed intus domique praestantior.
Qui sermol quae praeceptal quanta notitia antiquitatis, scientia
iuris auguriil Multae etiam, ut in homine Romano, litterae;
omoia memoria tenebat, non domestica solum, sed etiam externa
bella. Guius sermone ita cupide fruebar tum quasi iam divinarem 5
id, quod evenit, illo exstincto fore, unde discerem, neminem.
13. Quorsus igitur haec tam multa de Maximo ? Quia pro-
fecto yidetis, nefas esse dictu, miseram fuisse talem senectutem.
Nec tamen omnes possunt esse Scipiones aut Maximi, ut urbium
expugnationes, ut pedestres nayalesve pugnas, ut bella a se gesta, 10
ut triumphos recordentur. Est etiam quiete et pure atque
eleganter actae aetatis placida ac lenis senectus,
qualem accepimus Platonis, qui uno et octogesimo anno scribens
Ueber die Bedeutung tod contetn-
nere s. zu c. 18, c. 65.
in luce, „affentlich% bildet
den Gegensatz zu intus, „ d a h e i m^ ;
wie in ocuUs civium (die nahere
Bestimmung zu in luce) den zu
dotni, wodurch inius genauer be-
zeichnet wird (Thatigkeit ffir
den Staat — Thatigkeit fflr
das Haus). Was unter dieser
hauslichen Wirksamkeit gemeint
sei, zeigen die folgenden Worte:
Qui sermo! (Gabe der Unterhal-
tung) qiLae praeeepial <Gabe der
Belehrung) quanta notiiia — ex-
tema bella (Reichthum an Kennt-
nissen).
2. scientia iuris augurii, lus
augurium (so bei Gato selbst in
der Ausgabe von Jordan p. 27)
oder augurum das den Augurn zu-
stehende Recht, in zweifelhaften
Dingen auf Gnind ihrer Wissen-
schaft {disciplina) entscheidende
Auskunft zu geben {decreia, re-
sponsa augurum),
3. ut in homine Romano, ut
hat beschrankenden Sinn ^fureinen
Romer". Vgl. Liv. XXX, c. 33:
Alexander, vir ut inter Aetolos
facundus, Gelehrte Bildung war
damals unter den Romern noch
selten.
litterae, gelehrte, aus Biichern
gewonnene Bildung.
6. illo exstincto, £r starb 203.
7. quia profecto videtis, . . . .
Sinn: ich wolite durch diesesBei-
spiel zeigen, dass die Beschwerdeo
nicht nothwendig mit dem Greisen-
alter yerbunden sind.
9. Scipiones, ^Manner wie Sci-
pio**.
11. est etiam quiete — actae
aetatiS) Gegensatz zu dem offent-
lichen Leben, dem die Yorher ge-
nannten Manner angehoren. Nicht
auf grosse Staatsmanner be-
schrankt sich diese Wahrnehmung,
sondern auch im Privatleben,
in jedem Lebensberufe findet sle
Bestatigung. Beispiele : Plato, Iso-
cratesu.A. Eskonunt nur auf den
Charakter {mores) an; das AUer
an sich tragt keine Schuld.
pure bezeichnet die Reinheit der
Sitten, eleganter die Schonheit der
Sitten, welche zumeist im Yerkehr
mit den RAnsten und Wissenschaf-
ten gewonnen wird. S. die foigen-
den Beispiele. Der auf Geschmack
(iudicium) beruhende Schonheits-
sinn zeigt sich im Auswahlen und
Unterscheiden (eligere). Durch at-
que werden die beiden Begriffe ais
zusammengehorig undeinander er-
ganzend bezeichnet.
13. qualem accepimus Platonis,
namlich senectutem fuisse, Piato,
GATO MAIOR. c. 5, § 13. 14.
31
10
est mortuus; qualem Isocratis, qui eum librum, qui Panathenai-
cus inscribitur, quarto et nonagesimo anno scripsisse se dicit,
vixitque quinquennium postea; cuius magister Leontinus Gorgias
centum et septem complevit annos, neque umquam in suo studio
atque opere cessavit. Qui, cum ex eo quaereretur, cur tam diu
yellet esse in vita, ,Nihil habeo^ inquit, ,quod accusem senectu-
tem^ 14. Praeclarum responsum et docto homine dignum. Sua
enim vitia insipientes et suam culpam in senectutem conferunt;
quod non faciebat is, cuius modo mentionem feci, Ennius:
Sic ut fortis equus, spatio qui saepe supremo
Vicit Olympia, nunc senio confectus quiescit:
equi fortis et victoris senectuti comparat suam. Quem quidem
probe meminisse potestis. Anno enim undeviccsimo post eius
mortem hi consules, T. Flamininus et M'. Acilius, facti sunt; iUe
der Philosoph, geboren zu Athen
429, t 348.
scriberu. So erzahlt auchValer.
Maximus 8, 7,3. Nach einem an-
dern Gewahrsmanne starb er bei
einem Gastmale.
1. hocratis, Isocrates (geboren zu
Athen435) ein beriihmter Lehrer
der Beredsamkeit zuerst in Ghios,
dann in Athen. Er starb einen frei-
willigen Tod nach der Niederlage
der Athener bei Gbaronea.
Panaihenaieus , eine noch vor-
handene Lobrede auf Athen.
2. dicit, im Panatben. c. 1 : roJs
ilrsai ivsvrjxovra nai rirraqaiv,
afv kyo) rvyxavo} ysyovoie.
3. mofritter Leoniinus Gorgias,
G. aus Leontini in Siciiien, etwa
485 V. Ghr. geb. , gewolmlich als
Sophist mk aufgefuhrt, nannte sich
selbst Rhetor. £r erklarte sich be-
reit, tiber jeden Gegenstand aus dem
Stegreif zu sprechen.
4. centum — complevit^ „er lebte
volle lOTJahre". Die Angaben der
Aiten schwanken zwischen 105bis
108 J.
7. docto homine, S. zu c. 20,
§75 indocti.
stut enim vitia — conferunt. Was
die Menschen selbst verschulden,
pflegen sie dem Greisenalter zur
Last zu legen. Vgi. c. 1, § 3.
9. modo, „80 eben". Vgl. c. 4,
10.
10. sic ut fortis equus . . . Verse
aus dem 1 8ten Buche der Annalen,
durch welche Gicero beweisen will,
dass Ennius eine so verkehrte
Ansicht nicht ^ehabt habe. Erst
die folgenden Worte: Equi fortis
et victoris senectuti comparat
suam machen es klar, inwiefern
dies aus den Versen hervorgehen
kann.
spatio supremo, „am Ende der
Rennbahn". Vgl. c. 23, § 83.
11. vtdit Olympia, dem griechi-
schen ^OXvfinia vixav nachgebildet :
„in den olympischen Spielen Sieger
sein".
cenfectus, s. zu plenus, c. 1, § 1.
12. quem quidem probe memi-
nisse potestis. Meminisse aliquem^
sich auf Jemanden besinnen, dessen
Zeitgenosse man gewescga ist. Vgl.
nostra memoria, «unsere Zeit**.
Ueber quidem s. c. 4, § 10.
14. hi consules, die jetzigen
Gonsuln 150. Gicero setzt in dieses
Jahr das vorliegende Gesprach iiber
das Greisenalter.
T. (Quinctius) Flamininus, zu
unterscheiden von dem c. 1, § 1
erwahoten Sieger (iber Philipp von
Macedonien.
32
CATO MAIOR. c. 5, § 14 — c. 6, § 15.
6
autem Caepione et Philippo iterum consulibus mortuus est , cum
ego, quinque et sexaginta annos natus, legem Voconiam magna
Yoce et bonis lateribus suasissem. Annos septuaginta natus —
tot enim vixit Ennius — ita ferebat duo quae maxima putantur
onera, paupertatem et senectutem, ut eis paene delectari videre- 5
tur. 1&. Etenim, cum conplector animo, quattuor reperio causas,
cur senectus misera videatur,
unam quod avocet arebusgerendis,
alteram, quod corpus faciat infirmius,
tertiam, quod privet omnibus fere voluptatibus, tf
quartam, quodhaud proculabsitamorte.
Earum, si placet, causarum quanta quamque sit iusta unaquae-
que, videamus.
A rebus gerendis senectus abstrahit. Quibus? an
eis, quae iuventute geruntur et viribus? Nullaene igitur res sunt 15
1 . {Cn. Servilio) Caepione et (Q,
Marcio) Pkilippo iterum c. 169.
Das iterum bezieht sich nur auf
das Gonsulat des Philippus. Ennius
starb (praetore [C, Sulpicio Galo]
ludos ApolUnis faciente Brut. c. 20)
nach derAuffuhrung seinerTragodie
Thyestes.
2. legem Foconiam, de mulierum
hereditatibus y nach dem Tribunus
Q. Yoconius Saxa benannt, welcher
durch dieses Gesetz dem iiberhand
nehmenden Reichthum der romi-
schen Frauen und den daraus her-
Yorgehenden Uebelstanden steoern
wollte. Diese Uebelstande bestanden
hauptsachlich darin, dass 1) der
Glanz und der Einfluss der alten
Familien litt, indem dasYermdgen
derseiben durch die Frauen in andere
Familien iiberging; 2) dass die dem
Staate gefahrliche Yerschwendung
der Frauen mehr und mehr befor-
dert wurde. Um diese Gefahren ab-
zuwenden, bestimmte er: i) qui
eentum milia aeris census esset
(wer auf 100,000 Sestertien abge-
schatzt sei), ne quis mulierem he-
redem institueret, 2) qui centum
milia aeri^ census esset, ne quis
plus legaret (als Legat verma-
chen), quam ad heredem he-
redesve perveniret (Das Wesen
dieser Bestimmung beruht auf dem
Gegensatze vpn hgaret und hered.)
3. suasissem, Die Rede, durch
welche Gato den Gesetzesvorscblag
unterstutzte (suadere)^ war zu
Livius' Zeit noch vorhanden. Aaf
uns sind nur wenige sehr geringe
Bruchstucke gekommen. Liv. epit
XLI: Q. Foconiu^ Saxa tribunus
plebis legem tulit, ne quis heredem
muUerem instUueret. Suasit legem
M, Cato, exstat oratio eius.
§ 15. Schluss der Einlei-
tung und Disposition der nachfol-
genden Abhandlung. Yier Punkte
sind es, die vorzugsweise gegen
das Greisenalter geltend gemacht
werden, und deren Widerlegung
die Aufgabe des Dialogs sein solL
7. avoeet — /aciat — privet —
absit. S. zu c. 3, § 7.
Erster Haupttheil: Ist es
wahr, dass das Greisenalter zu Ge-
schaften unbrauchbar macht?
14. quibus? ohne Wiederholung
der Praposition.
an aa ,doch wohl*.
15. iuventute — et viribus ,j u-
gendliche Krafte": eine vom
Deutschen abweichende Ausdrucks-
weise, das sogenannte Hendia-
d y i n ; die Eigenthumlichkeit des-
selben besteht darin, dass zwei von.
CATO MAIOR. c. 6, § 15. 16.
33
seniles , quae vel iDfirmis corporibus animo tamen administren-
tur? Nihil ergo agebat Q. Maximus? nihil L. Paullus, pater tuus,
socer optimi viri, filii mei? Ceteri senes, Fabricii, Curii, Corun-
canii, cum rem publicam consilio et auctoritate defendebant,
5 nihil agebant? 16. Ad Appii Claudii senectutem accedebat etiam,
ut caecus esset; tamen is, cum sententia senatus inclinaret ad
pacem cum Pyrrho foedusque faciendum, non dubitavit dicere
iUa, quae versibus persecutus est Ennius:
uns zu einer Einheit {iv) verbun-
dene Begriffe (Jugend-Krafte,
oder jugendliche Krafte), von
denen der eine (Jug^end) den ande-
ren (Krafte) specialisirt, im Latei-
nischen getrennt als zwei (8vo)
selbstandigeBegriffe neben einander
gestellt werden (iuvenius et vires),
wodurch es mdglich wird — und
das ist der hauptsachlichste
Zwcck dieser Redeform —
beide mit gleichem Nachdruck her-
vorzuheben. Ueber den Fall, wo
nur der Begriff des Attributs (z. B.
jugendliche Krafte) hervorge-
hoben wird, vgl. c. 19, § 71. c. 20,
§ 77.
res — seniles, ,,Beschaftigungen
fur das Alter**.
1. infirmis corporibtts, enthalt
den Gegensatz zu iuventute et vi-
rihus,
2. Q, Maximus, s. c. 4, § 10.
L. Paullus, L. Aemilius PauUus
mit dem Beinamen Macedonicus, 168
Sieger in der Schlacht bei Pydna
gegen Perseus von Macedonien, 164
Censor, f 160.
pater tuus. L. Paullus war Sci-
pio's natiirlicher Vater, sein Adopliv-
vater P. Gornelius Scipio, der Sohn
des Africanus maior.
3. optimi vfri, filii mei, Gato's
alterer Sohn, M. Porcius Gato, starb
als Prator designatus 152, also zwei
Jahre vor der Zeit, in welche der
Diaiog milt. Vgl. c. 23, § 84.
Fabricii, Curii, Coruncanii, wic
oben c. 5, § 13 Scipiones. C. Fabri-
cius Luscinus berdihmt durch seine
strenge Rechtlichkeit und Unbe-
Cato Maior. 9. Aufl.
stechlichkeit im Kriege gegen Pyr-
rhus. — Manius Gurius Dentatus,
ein homo novus, dreimal Gonsul,
(290, 275, 274), triumphirte uber
die Samniter, Sabiner und Pyrrhus
(s. c. 16, § 55. 56), Gensor noch im
J. 272. Vgl. c. 13, § 43. — Tiberius
Goruncanius, auch ein homo novus,
Consul 280, Zeitgenosse des Fabri-
cius und Gurius, ausgezeichnet als
Feldherr gegen die Etrusker, der
erste Pontifex Maximus aus plebe-
jischem Geschlechte.
4. cum, „zu der Zeit, wo . . ."
5. Jpp. Claud. Gaecus, zweimal
Gonsul, Sieger des Hiero und der
Garthaginienser ; wahrend seines
Amts als Gensor 310 erbaute er die
via Appia. Von ihm Gic. Tusc. V.
38, §112: Appium quidem veterem
illum, qui caecus mullos annos
fuit, et ex magistratibus et ex re-
bus gestis intellegimus in illo suo
casu nec privato nec publico mu-
neri defuisse. Vgl. c. 11, § 37.
accedebat — ut, zur Angabe der
blossen Thafsache, ohne dass diese
zugleich einen Grund (quod) enthalt.
6. ad pacem cum Pyrrko foe-
dusque faciendum. Pyrrhus, Konig
von Epirus, hatte zu dem Zwecke
280 den Gineas nach Rom geschickt.
8. versibus persecutus est^ „in
Versen ausfuhren*'. Das allgemeine
persequi, ohne nahere Bestimmung,
auf welche Weise diese Darstellung
und Ausfuhrung stattfindet, c. 16,
§ 55: Possum persequi multa oble-
ctamenta rerum rusticarum. Die
folgenden Verse sind aus dem sechs-
sten Buche der Annalen.
34
CATO MAIOR. c. 6, § 16—18.
Quo vohis mentes, rectae quae stare solehant
Antehac, dementes sese flexere viai?
ceteraque gravissime; notum enim vobis carmen est; etiam ipsius
Appii exstat oratio. Atque haec ille egit septimo decimo anno
post alterum consulatum, cum inter duos consulatus anni decem 5
interfuissent censorque ante consulatum superiorem fuisset; cx
quo intellegilur, Pyrrhi bello grandem sane fuisse eum, sicut a
patribus accepimus. 17. Nihil igitur adferunt, qui in re gerenda
versari senectutem negant, similesque sunt, ut si qui gubernato-
rem in navigando nihil agere dicant, cum ahi malos scandant, 10
alii per foros cursent, alii sentinam exhauriant, ille clavum teneos
quietus sedeat in puppi. Non facit ea, quae iuvenes; at vero
multa maiora et meliora facit. Non viribus aut velocitatibus [aut
celeritate] corporum res magnae geruntur, sed consilio, auctori-
tate, sententia, quibus non modo non orbari, sed etiam augeri 15
senectus solet. 18. Nisi forte ego vobis, qui et miles et tribunus
et legatus et consul versatus sura in vario genere bellorum, ces-
1 . quo, zu verbinden mit viai =
viae.
2. antehac, zweisyibig zu lesen.
3. notum enim vobis carmen
giebt denGrund an, warum er die
ubrigen, hierher gehorigen Verse
nicht auch mit anfubrt.
4. oraHo, welche Appius gegen
den Frieden mit Pyrrhus gehalten
hatte.
5. post alterum consulatum, das
erste Mal 307, das zweite Mal 296.
6. eensorque, im J. 310.
7. Pyrrhi bello, 281-275.
ex quo intetlegitur, Pyrrhi bello
grandem sane fuisse eum, sicut
a patribus accepimus, Das Haupt-
gewicht liegt aufgrandem ^sehr
alt", „hochbetagt«, wodurch
das Vorhergehende j4d — sene-
ctutem accedebat naher bestimmt
wird. Vgl. c. 4, § 10. Cic. in Pi-
son. 36, § Zl: grandis iampuer.
8. nihii igiiur adferunt, d. h. ihr
Grund ist so gut wie gar keiner.
Griechisch ovdev Xeyovaiv, Vgl. c.
3, § 8: Est istuc quidem^ Laeli,
aliquid.
9. ut si, Ebenso tamquam si Gic.
de divinatione II, § 131: similes
enim sunt dii, si ea nobis obiciunt,
quorum neque scientiam neque ex-
planatorem habeamus, tamquam
si Poeni aut Hispani in senaiu
nostro loquerentur,
13. velocitatibus. Der PJural
des Abstract. druckt die eiozelnea
Aeusserungen , Handlungen, Arten
der Behendigkeit aus. Ygl. tardi-
tates de offic. I, c. 36, § 131.
16. nisi forte — videor, ironisch
,ihr musstet denn etwa glauben,
dass ich ..."
miles, s. c. 4, § 10.
et tribunus et legatus, Nach
Nepos Gato c. 1 war er bereits im
J. 217 Tribun, in dem Jahre, in
welchem Gicero ihn c. 4, § 10 als
miles auffuhrt. Plutarch Gato c. 12
setzt ohne nahere Bestimmung das
Tribunat vor die Quastur, welche
nach Gic. de senect. c. 4, § 10, 204
fallt. Von einem Kriegstribunate
unter M*. Acilios Glabrio 191 geben
Gic. de sen. c. 10, § 32 und Plnt
Gato c. 12 Zeugniss: MavU^ 9*
lAxiXicp x^^^^PX^^ ^^' u^vrioxov
rbv fievav cvve^riXd^ev, Wahrschein-
licher ist es, dass er in diesem Jahre^
wie Liv. XXXXVI c. 17 angiebt,
CATO MAIOR. c. 6, § 18—20.
35
sare Dunc videor, cum bella non gero. At senatui, quae sint ge-
renda, praescribo, et quomodo; Karthagini male iam diu cogi-
tanti bellum multo ante denuntio ; de qua vereri non ante de-
sinam, quam illam exscissam esse cognovero. 19. Quam palmam
5 utinam dii immortales, Scipio, tibi reservent, ut avi reliquias per-
sequarel cuius a morle quintus hic et tricesimus annus est; sed
memoriam illius viri omnes excipient anni consequentes. Anno
ante me censorem mortuus est, decem annis post meum consu-
latum, cum consul iterum me consule creatus esset. Num igitur,
10 si ad centesimum annum vixisset, senectutis eum suae paeniteret?
Nec enim excursione nec saltu nec eminus hastis aut comminus
gladiis uteretur, sed consilio, ratione, sententia. Quae nisi essent
in senibus, non summum consilium maiores nostii appellassent
senatum. 20. Apud Lacedaemonios quidem ii, qui amplissimum
15 magistratum gerunt, ut sunt, sic etiam nominantur senes. Quod
si legere aut audire voletis externa, maximas res publicas ab
adulescentibus labefactatas, a senibus sustentatas et restitutas
reperietis.
Cedo , qui vestram rem pMicam tantam dmiststis tdm cito ?
Legat war. Yon einem Feldzuge
des Tiberius Sempronius in Thra-
cien und am Istros 194, in welchem
Gato nach Plut. Gato 12 Legat ge-
wesen sein soll, berichtet Livius
nichts.
consut, 195. Vgl. c. 10, § 32.
1. nunc — cum, „jetzt, wo**.
Vgl. c. 6, § 15.
2. male — cogitanti, ^Uebles im
Sinne fflhren". Vgl. male facere.
3. multo antCy ehe es geschieht.
Vgl. c. 14, § 49.
denuntio, s. Plutarch Gato c. 27 :
SomZ Bi /loi xcU KoQX^iBova firj
slvtu, Ego vero censeo, Carthagi'
nem esse delendam, soU er stets
hinzugeffigt haben, wenn er fiber
irgend welche Angelegenheit im Se-
nat seine Meinung abgab.
5. nt avi reUquias persequare,
^dass du beendigst, was dein Gross-
rater zu thun fibrig gelassen hat**.
P. Gomelius Scipio Africanus ma-
ior batte znerst die Kraft der Gar-
tha^niensergebrochen, indem er sie
in ihrem eigenen Lande bekriegte
und den entscheidenden Sieg bei
Zama erfocht. Scipio der Jungere
sollte sie ganz yemichten. Und das
geschah. jivus ist er, insofern sein
Sohn den am Gesprache betheiligten
Scipio adoptirt hatte.
6. quintus , so ist statt tertius
zu lesen, wenn wir nicht G. einen
argen Rechenfehler unterlegen wol-
len. Die Angabe tertius stande
mit allen ubrigen des Dialogs im
Widerspruch. Ebenso ist im Fol-
genden novem in decem verbessert.
8. ante m£ censorem, 184.
11. nec enim excursione sqq.
Das enim begrOndet die nicht aus-
gesprochene negative Beantwortung
der Frage: Num — paeniteret?
*Nein, denn zwar nicht . . .'
15. sic etiavi nomihantur senes,
ye^rss. Die Gerusia, der Rath
der Alten, bestand aus 28 auf Le-
benszelt gewahlten Geronten, unter
dem Vorsitze der beiden Konige.
16. externa, „Geschichte nicht
rdmischer Staaten". Vgl. c. 4, § 12:
non domestica solum sed etiam
externa bella.
19. cedo qui vestram — cito, ein
36
CATO MAIOR c. 6, § 20 — c. 7, § 22.
Sic eniin percontaDtur illi in Naevii poetae Ludo ; respondentur
et alia et hoc in primis :
Prov^niehant ordtores novi, stvlti adulescentuli,
Temeritas est videlicet florentis aetatis, prudentia senescentis.
21. At memoria minuitur. Credo, nisi eam exerceas, aut 5
etiam si sis natura tardior. Themistocles omnium civium perce-
perat nomina. Num igitur censetis eum, cum aetate processis-
set, qui Aristides esset Lysimachum salutare solitum? Equidem
Don modo eos novi, qui sunt, sed eorum patres etiam et avos;
nec sepulcra legens vereor, quod aiunt, ne memoriam perdam; 10
his enim ipsis legendis in memoriam redeo mortuorum. Nec
vero quemquam senem audivi obHtum, quo loco thesaurum ob-
ruisset. Omnia, quae curant, meminerunt, vadimonia constituta,
quis sibi, cui ipsi debeant. 22. Quid iurisconsulti, quid pontifices,
quid augures, quid philosophi senes? quam multa memineruntl ^
vcrs. tetrameter iambicus acatale-
ctus. Cedo imperativisch = dic;
sonst auch == da, wie in dem Bei-
namen des grausamen Genturio bei
Tacitus (Ann. I. 23) cedo alteram
(virgam),
1. in Naemi — Ludo, Gn.Naevius
aus Gampanien, geb. 237, gestorben
um 204, ein jungerer Zeitgenosse
des Livius Andronicus, des altesten
romischen Dichters. Von seinen
Tragodien und Komodien sind nur
geringe Bruchstucke ubrig. OhLudo
oder ludo zu schreiben, das heisst,
ob ludus hier der Titel eines be-
stimmtcn Stuckes oder nur die all-
gemeine Bezeichnung eines Schau-
spiels sei, ist ungewiss. Ueber sein
episches Gedicht, das hellum Pu-
nicum s. c. 14, § 50.
3. proveniebant — adulescentuU,
wie der vorhergehende , ein tetr.
iamb. acat. oder octonarius.
5. at memoria minuitur, Ge-
dankengang: Zugegeben, was du,
Gato, sagst (es sind die Worte der
Gegner), so wirst du doch einrau-
men mussen, dass die Kraft des
Gedachtnisses im Alter abnimmt.
Ist dies aber der Fall, so ist auch
unsere Behauptung (avocat senectus
a rebus gerendis) begrundet, inso-
fern die Kraft des Gedachtnisses
bei Geschaften vorzi&glich wichtig
erscheint Das Folgende gehdrt also
noch zu dem ersten Anklagepunkte
der Gegner, nicht, wie man glauben
konnte, zu dem zweiten (senectus
corpus facit infirmius),
nisi eam exerceas, S. zu c. 3,
§6-
7. eum, — qut ArisUdes essUf
Lysimachum salutare soL Salutare
mit doppeltem Accusativ „Jemaiid
als Jemanden grussen'*; der eine
Accusativ ist in qut Aristides esset
enthalten. Lysimaehus, der Yater
des Aristides.
10. sepulcra legens. £r that dies
fur sein Werk Origines, uber wel-
ches vgl. c. 11, § 38.
quod aiunt, wie ut aiunt^ Be-
zeichnung einer sprichwortUcheD
Redensart.
11. in memoriam redeo mortuo-
rum, d. i. „ich mache mich wieder
mit den Todten bekannt**.
13. vadimonia, f^adimonium
Burgschaft, durch welche mao sich
verpflichtet, an dem anberaumten
Termine vor Gericht zu erscheineD.
Wer das versprochene vadimonium
nicht einhielt, galt fur indefensus
und pro damnato,' in Folge dessen
konnte die Beschlagnahme seiner
Gfiter ausgesprochen werden.
€ATO MAIOR'. c. 7, § 22. 23.
37
Manent ingenia senibus, niodo permaneat studium
et industria, neque ea solum in daris et honoratis yiris, sed
in vita etiam privata et quieta. Sophocles ad summam senectutem
tragoedias fecit ; quod propter studium cum rem neglegere fami-
5 liarem videretur, a jQliis in iudicium vocatus est, ut, quemadmo-
dum nostro more male rem gerentibus patribus bonis interdici
solct, sic illum quasi desipientem a re familiari removerent iudi-
ces. Tum scnex dicitur eam fabulam, quam in manibus habebat
et proxime scripserat, Oedipum Coloneum, recitasse iudicibus
l6 quaesisseque, num illud carmen desipientis videretur. Quo reci-
tato sententiis iudicum est liberatus. 28. Num igitur hunc, num
Homerum, num Hesiodum, Simonidem, Stesichorum, num, quos
1. modo permaneat wie c. 10,
§ 33, ,nur muss — bleiben*, For-
derung, von deren Erffillung bei
den Greisen die Fortdauer ^er gei-
stigen Kraft (ingenium) abhangt.
itudium et industria^ Hendia-
dyoin „thatkraftiger Eifer". S. zu
c. 5, § 15.
2. nec ea solum in claris et ko-
noratis viris, sed in vita etiam
privata et quieta. Clari et hono-
rati viri sind Manner, welche im
Lichte der Oeffentlichkeit (vgl. c. 4,
§ 12 nec vero ille in luce modo
atque in oculis civium magnus)
durch die Leitung des Staates im
Kriege und im Frieden Ruhm und
£hren8tellen {konores) sich erwor-
ben haben. Sie werden den Dich-
tern und Philosophen entgegenge-
setzt, welche ein ruhiges Pri-
vatleben (vita privata et quie-
ta) zu fiihren pflegen. Vgl. c. 5,
§ 13.
3. Sopkocles — fecit, der grosste
tragische Dichter, ein Athener aus
dem Gau Kolonos, geb. um 496,
gest. 406.
5. a filiis. Die Anklage ging vou
seinem Sohne lophon aus, welcher
ftlrchtete, dass der Yater zu Gunsten
seiner nachgeborenen Sdhue iiber
das Vermogen verfugen mochte.
in iudidum vocatus est, nicht vor
einen dfientlichen Gerichtshof, son-
dem vor das engere Familiengericht
seiner Phratores (Geschlechtsge-
nossen).
6. rem. S. zu c. 1, § 1.
6(mt« (Ablat.) interdicere alicui,
„Jemand von der Verwaltung des
Vermogens ausschliessen". Vgl.
aqua et igni interdicere alicui.
7. quaii desipientem, Die An-
klage lautete auf naoavota.
8. in manibus habehat, wie c. 1 1,
§ 38.
9. proxime, sowohl von der ver-
gangenen, als von der zuktinftigen
Zeit, welche der Gegenwart am
nachsten ist, daher „vor Kurzem"
wie hier oder „in Kurzem".
Oedipum Col. Inhalt : des blinden
Oedipus von seiner Tochter Anti-
gone unterstutzte Auswanderung
aus Theben, seine Ankunft im Haine
der Eumeniden auf Kolonos, seine
SQhnung und sein Tod.
recitasse iudicibus. Die Glaub-
wurdigkeit der auch von Anderen
mitgetheilten Anekdote ist schon
deshalb zu bezweifeln, weil das
Stack, wie jetzt fast allgemein an-
erkannt wird, nicht in der letzten
Lebenszeit des Dichters, sondem
in fruheren Jahren entstanden ist,
und erst nachtraglich mit Anspie-
lungen politischer und persdnlicher
Art vermehrt wurde.
12. Hesiodum, aus Askra in Bdo-
lien. Ueber sein Zeitalter vgl. c. 15,
§ 54. Erhalten sind von ihm &eO'
38
CATO MAIOR. c. 7, § 23. 24.
ante dixi, Isocratem, Gorgiam, num philosophorum principes,
Pythagoram, Democritum, num Platonem, Xenocratem, num
po$tea Zenonem, Cleanthem, aut eum, quem vos etiam vidistis
Romae, Diogenem Stoicum co^git in suis studiis obmutescere
senectus? an in omnibus his studiorum agitatio yitae aequalis 5
fuit? 24. Age, ut ista divina studia omittamus, possum nominare
ex agro Sabino rusticos Romanos, vicinos et familiares meos, qui-
bus absentibus numquam fere ulla in agro maiora opera fiunt,
non serendis, non percipiendis, non condendis fructibus. Quam-
quam in his minus hoc mirum est; nemo enim est tam senex, 10
qui se annum non putet posse vivere; sed iidem in eis elaboranl,
quae sciunt nihil ad se omnino pertinere.
•yovia, ein episches Gedicht von dem
UrspruDge der Gotter, und ff^a xal
TjfiiQai, ein Lehrgedicht uber Land-
und Hauswirthschaft.
Simonidem, der beruhmte meli-
sche Dichter aus lulis auf der Insel
Geos, gewohniich 6 KeXos genannt,
geb. 556 V. Ghr., gest. um 469;
Zeuge der Perserkriege und durch
sie zu manchem vortreQlichen Ge-
dichte begeistert, Freuad des Konigs
Hieron von Syrakus.
Stesichorum, aus Himera, unge-
fahr zwischen 630 und 550 v. Ghr.
ebenfalls melischer Dichter. Schon
auf des Kindes Mund soU eine
Nachtigall sich niedergelassen und
ihr Lied gesungen haben.
1 . hocratem, Gorgiamy s. c. 5 § 13.
2. Pythagoram, aus Samos, Stif-
ter der nach ihm genannten Schule
zu Kroton in Unteritaiien. Seine
Bluthezeit um 530 v. Ghr.
Democriium, aus Abdera in Thra-
cien, bluhte nach der Mitte des
5ten Jahrhunderts und starb nach
[Lucian.] Macrob. c. 18. 104 Jahre
alt. £r gehorte der philosophischen
Schule der Atomisten an.
Platonem, s. c. 5, § 13. Xenocra-
tem, Platoniker, Lehrer der alten
Akademie. Er starb 315, nach [Luc.]
Macrob. c. 20 84 Jahre alt.
3. Zehonem, zu Gitium in Gypern
um 340 geb., Begrunder der stoi-
schen Schule, der er 58 J. vorge-
standen haben soll.
Cleanthem, Schulelr und Nach-
folger des vorhergenannten Zeno.
eum, quem vos etiam vidistis
Romae, Diogenem Stoicum, Er war
Mitglied einerGesandtschaft, dievon
den Atheniensern nach Rom abge-
schickt worden war, um den Eiiass
der Busse von 500 Talenten zu er-
langen, zu der sie wegenPiunderung
der Stadt Oropus an der bootischen
Granze nach dem Kriege mit Perseus
verurtheilt waren. Mit ihm kamen
der Akademiker Garneades und der
Peripatetiker Gritolaus (155 v. Ghr.).
Vgl. Plutarch Gato c. 22.
5. an — fuit, „oder studirten sie
nicht, so lange sie lebten?**
6. age, „femer**, rhetorische
Uebergangsform.
9. non serendis — fruetibtu,
Der absolute Ablativ des Gerundivs
vertritt die Stelie des fehlenden
Partic. Praes. passiv., „indein man
nicht saet n. s. w.** Ygi. de offic.
I, c. 2: Quis est enim, qui nullis
officii praeceptis tradendis (ohne
dass er vortragt) philosophum se
audeat dieere?
9. quamquam, Ygl. § 10.
10. in his, Neutr., bei diesen ebeu-
erwahnten Geschaften {serere, per-
cipere, condere frucius), welche sich
auf den nachsten eigenen Bedarf des
Lebens beziehen. Gegensatz: sed
iidem in eis elahorant, quae
sciunt nihil ad se omnino pertinere,
nemo — est tam senex, qui se
CATO MAIOR c. 7, § 24 — c. 8, § 26,
39
10
Serit arbores, qme alteri saeclo prdsint,
ut ait Statius noster in Synephebis. 25. Nec vero dubitet agri-
cola, quamvis sit senex, quaerenti, cui serat, respondere : Diis im-
mortalibus, qui me non accipere modo haec a maioribus volue-
runt, sed etiam posteris prodere.
Et melius Caecilius de sene alteri saeculo prospiciente, quam 8
illud idem :
Edepol, senectus, si nil quicquam aliud viti
Appdrtes tecum, cum ddvetiis, unum id sat est,
Quod diu vivendo multa, quae non v6lt, videt,
Et multa fortasse, quae volt. Atque in ea, quae non volt, saepe
etiam adulescentia incurrit. Illud vero idem Gaecilius vitiosius :
Tum equidem in senecta hoc deputo miserrimum,
Sentire ea aetate eumpse esse odiosum dlteri.
15 26. lucundum potius, quam odiosum. Ut enim adulescentibus
bona indole praeditis sapientes senes delectantur, leviorque fit
senectus eorum, qui a iuventute coluntur et diliguntur, sic adu-
lescentes senum praeceptis gaudent, quibus ad virtutum studia
ducuntur. Nec minus intellego me vobis, quam mihi vos esse iu-
20 cundos. Sed videtis, ut senectus non modo languida atque iners
annum non putet posse vivere, d. i.
(hss er glauben kdnnte, der Nutzen
oder Schaden bei den vorherge-
nannten Feld-Arbeiten ginge seine
Person nichts mehr an. Vgl. c. 11,
§38.
1. serit — prosint, Der Vers
besteht aus Bacchien ^ - —, saeclo
*MenschenaIter'.
2. Statius noster. Gaecilius Sta-
tius aus Insubrien, der Zeit nach
zwischen Plautus und Terentius,
ein Genosse des Ennius, gest. 168
vor Ghr. Noch zu Gicero's Zeit
standen seine Komodien in An-
sehen. Zu unterscheiden von dem
epischen Dichter Statius.
in Synephebis, „die Jugendge-
nossen'*, freie Nachahmung des
griechischen Drama 2vvBq>ripoi von
Menander. Wir besitzen nur ge-
ringe Bruchstucke von seinen Ko-
modien.
6. Caecilius, der ebengenannte
t^tatius.
7. idem, d. i. Gaecilius.
8 — 10. edopol— videt Jambische
Senare.
10. quae non volt, videt, Das
Subject ^man** ist in diu vivendo
enthalten.
11. e^ multa fortasse^ quae volty
zu erganzen videt,
13. hoc depuio, Das hoc weist
mit Nachdruck auf das folgende
sentire, ea , , , hin.
14. eumpse, alte Form von ipse
fur ipsum, wie eapse filr ipsa,
16. bona indole. indole (Sing.)
= Anlagen (Piur.), wie sdentia
(Sing.) = Kenntnisse (Piur.).
20. sed videtis . . . Mit sed kehrt
Gicero wieder zu der Hauptaufgabe,
der Widerlegung des ersten An-
klagepunktes zuruck, indem er aus
dem Angefuhrten folgert, dass die
Behauptung: a rebus gerendis sene-
ctus abstrahit (c. 6, § 15) unbe-
grundet sei. Die senectus ist nicht
nur nicht unthalig und un^hig zu
Geschaften, sie ist vielmehr sehr
geschaftig (operosa).
40
CATO MAIOR. c. 8, § 26.
non sit, verum etiam sit operosa et semper agens aliquid et mo-
liens, tale scilicet, quale cuiusque studium in superiore vita fuit.
Quid qui etiam addiscunt aliquid? ut et Solonem versibus glo-
riantem videmus, qui se cotidie aliquid addiscentem dicit senein
fieri, et ego feci, qui lilteras Graecas senex didici; quas quidem 5
sic avide arripui, quasi diuturnam sitim explere cupiens, ut ea
ipsa mihi essent nota, quibus me nunc exemplis uti videtis.
Quod cum fecisse Socratem in fidibus audirem, vellem equidem
etiam illud — [discebant enim fidibus antiqui] — , sed in litteris
certe elaboravi. 10
1. semper agens altquid, blei-
bende Eigenschaft, deshaib nicht
agit.
2. scilicet, hier nicht iroDisch.
in supetnore vita, wahrend ihres
fmheren Lebens, ehe sie das hohere
Alter crreichten.
3. quid qui — addiscunt, was
nieint ihr zu denen, welche . . d. h.
„Ein!gelemensogarnoch hinzu . . . ."
Solonem verstbus gloriantem vi-
demus, Der hier gemeinte Vers bei
Plutarch Solon c. 31 u. A.
yr^^aaxo} S* aiel noXXa $i8a-
axo/isvoe.
5. litteras Graecas senex didici,
S. Plutarch Gato c. 2: aXXias 8i
7tai$6ias 'JSXXrjvix^S otpifia&rjs
yevsa&ai Xeyerai xai no^^o} nav-
ranaaiv tiXixias iXrjXaxcJs *EXXrj-
vixa p^pXla Xa^oav eis x^^Qol^ P^^'
Xea fjiev ano @ovxvdi8ov , nXsiova
S^ anb Jfjfioa&evovs eis rh ^rjro-
qixhv cj^eXij&i^vai. Vgl. die An-
merkung zu c. 1, § 3.
quas quidem sic avide arnpui.
Vgl. Gornel. Nep. Gato c. 3: cupi-
dissimus litterarum fuit. Quarum
studium etsi senior arripuerat,
tamen tantum progressum fecit,
ut non facile reperiri possit neque
de Graecis neque de Italicis rebus
quod ei fuerit incognitum (?).
6. ut ea mihi nota essent, quibtis
me nunc exemplis uti videtis. Dass
Gato seine eigenen Schriften mit
Soyfiaaiv ^EXXrjvixoTs xai laro-
^iais geschmuckt habe, erzalilt Plu-
tarch Gato c. 2. Vgl. Cic. de off. I,
c. 29, § 104. Aber freilich konnteD
seine Studien, namentlich die philo-
sophischen, nicht so umfassend sein,
wie sie hier bei Gicero erscheinen.
Gicero hat Gato mit seiner eigenen
Bildung bereichert. Deshalb musste
er es fur nothig halten, diese Be-
merkung {ut ea mihi nota essent
sqq.) hinzuzufugen, damit die Ge-
lehrsamkeit, die Gato in dieser Ab-
handlung an den Tag legt, nicht
zu auffallend erschiene. Vgl. cUe
Anmerkung zu c. 1, § 3.
8. in fidibus, „beim Saitenspiel*.
Dasselbe erzahlt Valer. Maximus
8, 7: Socratem constat aetate
provectum fidibus tra ctandis ope-
ram dare coepisse, saHus iudican-
tem, eius artis usum sero, quam
numquam percipere. Als sein Leh-
rer im Saitenspiel wird Gonnus ge*
nannt (Gic. ad fam. 9, 22, 3).
vellem equidem, vgl. c. 10, § 32.
Gonj. Imperf. zur Bezeichnung eines
Wunsches, der nicht in Erfuliiing
gegangen oder dessen Erfullung
nicht mehr moglich erscheint.
9. [discebant enim fidibus, zu er-
ganzen canere. Fidibus, tibiis u. a.
canere wortlich mit Hulfe der Sai-
ten, der Flote u. s. w. Tone hervor-
bringen, daher Gither spielen, Fldte
blasen.] Sed in litteris — elabo-
ravi. Ueber seine vielseitige wib-
senschaftliche Thatigkeit s. die Ein-
leitung.
§ 27. Zweiter Haupttheil.
Widerlegung des zweiten Anklage-
punktes c. 5, § 1 5 : quattuor repe-
CATO MAIOR. c. 9, § 27. 28.
41
27. Nec nunc quidem vires desidero adulescentis (is enim 9
eral locus alter de vitiis senectutis), non plus, quam
adulescens tauri aut elephanti desiderabam. Quod est, eo decet
uti et, quidquid agas, agcre pro viribus. Quae enim vox potest
5 esse contemptior, quam Milonis Crotoniatae ? qui, cum iam senex
csset, alhletasque se exercentes in curriculo videret, adspexisse
lacertos suos dicitur illacrimansque dixisse : ,At hi quidem mortui
iiam sunt'. Non vero tam isti, quam tu ipse, nugator. Neque enim
ex te umquam es nobilitatus , sed ex lateribus et laceitis tuis.
10 Nihil Sex. Aehus tale , nihil multis annis ante Ti. Coruncanius,
nihil modo P. Crassus, a quibus iura civibus praescribebantur:
quorum usque ad extremum spiritum est provecta prudentia.
28< Orator metuo ne languescat senectute: est enim munus eius
9*10 causas — alteram, quod
corpus faciat infirmius.
1. nec nunc quidem vires desi-
dero adulescentis = nec desidero
vires adulescentis nunc quidem
d. i. fur jetzt wenigstens. Ne
nunc quidem wurde heissen : ^selbst
jetzt nicht', was hier nicht passt.
2. non plus bei Verbis fast gleich-
bedeutend mit magis, nur dass die
Gesichtspunkte verschieden sind;
plus bezeichnet eine grossere Aus-
dehnung der Handlung (Extension),
magis einen hoheren Grad der Hand-
lung (Intension). Vgl. Cic. legg. III,
14 : Fitiosiprincipesplus(\ni§r6sse-
rem Umfange, in weiteren Kreisen)
exemplo quam peccalo nocent:
4. quidquid agas, „ w a s m a n (es
ist keine bestimmte Person bezeich-
net) auch treibt**. Vgl. de orat.
m, c. 52, § 201: Conformatio
sentenUarum permanetf quibus-
cunque verhis uti velis,
5. contemptior, «verachtli-
cher" wie invictus oft ,unbe-
siegbar*.
Milonis, ein berflhmler Athlet
ans Kroton in Unteritalien, der um
580 V. Chr. lebte. Vgl. c. 10, § 33.
7. at Gegensat2 zu dem nicht aus-
gesprochenen Gedanken : Wie gern
ubte ich mich mit euch!
8. non vero tam isti, sc. mor-
tui sUnt,
\0. Sex, Aelius. Zusammenhang:
£s giebt Krafte, welche hoheren
Werth haben, als die des Korpers ;
Geisteskrafte, wie die eines Sex.
Aelius u. A., dauern bis in das
hochste Alter fort. — Sex. Aelius
Paetus Catus, Consul 198, beruhmt
als Rechtsgelehrter, sed etiam ad
dicendum paratus, Cic. Brut. c.
20, § 78. »
Ti. Coruncanius, s. c. 6, § 15.
11. modo, „vor Kurzem", zeigt
eine Zeit an, die dem Sprechenden
naher liegt, als die des Sex. Aelius
und des Coruncanius. Es musste
also P. Licinius Crassus gemeint
sein, der im J. 171 Consul war.
Wahrscheinlich ist eine Verwechse-
lung des Cicero anzunehmen. Nicht
dieser P. Licinius Crassus zeichnete
sich durch Beredsamkeit und Kennt-
niss des bflrgerlichen wie kirch-
lichen Rechts aus, sondern der
weit frflher lebende P. Licinius
Crassus Dives, der schon im J. 212
Pontifex Maximus, im J. 205 Con-
sul war. Liv. XXX, 1 : Facundissi-
mus habebatur seu causa oranday
seu in senatu et ad populum
suadendi ac dissuadendi loeus
esset; iuris pontificii peritissimus.
12. est provecta, sie machte
Fortschritte, nahm zu. S. dagegen
c. 16, § 55.
§ 28. Freilich des Redners Wirk-
42
CATO MAIOR. c. 9, § 28. 29.
non ingenii solum , sed laterum etiam et virium. Omnino cano-
rum illud in voce splendescit etiam nescio quo pacto in sene-
ctute; quod equidem adhuc non amisi; etvidetis annos; sed tamen
est decorus senis sermo quietus et remissus , facitque per se ipsa
sibi audientiam diserti senis compta et mitis oratio. Quam si ipse 5
exsequi nequeas, possis tamen Scipioni praecipere et Laelio. Quid
est enim iucundius senectute stipata studiis iuventutis. 29* An
ne illas quidem vires senectuti relinquimus, ut adulescentes do-
ceat, instituat, ad omne officii munus instruat? quo quidem opere
quid potest esse praeclarius? Mihi vero Cn. et P. Scipiones et 10
avi tui duo, L. Aemiiius et P. Africanus, comitatu nobilium iuve-
num fortunati videbantur; nec ulli bonarum artium ma-
gistrinonbeatiputandi, quamvis consenuerint vires atque
defecerint. Etsi ipsa ista defectio virium adulescentiae vitiis efS-
citur saepius quam senectutis. Libidinosaenimetintem- 15
samkeit ist ohne ein gewisses
Maass korperlicher Kraft gehemmt,
allein auch ihm eroffnet sich, wenn
die Krafte abnehmen, ein nicht
minder segensreiches Feld, der
Unterricht (praecipere),
1. omnino „in allenDingen", d.h.
allerdings, wasauch bei uns der
Bedeutung d# concessiven Partikel
«freilich**, ^zwar"* nahe kommt.
Aehnlich „sane".
canoruin illud in voce splende-
scit, Eine ahnliche Vermischung
der Bilder (der helle Klang —
glanzt) nicht selten auch bei den
Griechen. So in Sophokles Philoctet
V. 189: axc^ (Echo) rrjXeyavrje
nixQas ot(imyai vTtoxXaiei. — Den
BegriS canorum erklart das Nestor
beigelegte Attribut Xiyvs {cano-
rus) ayo^rrjs,
3. et videtis annos, d. i. trotz
meines Alters.
sed tamen, d. i. wenn dies auch
nicht der Fall ist.
4. deconis ist Pradicat zu senis
sermo quietus et remissus.
per se ipsa ,an und fur sich' d. i.
durch die Gediegenheit des Inhalts
ohne den auf ausseren Mitleln des
Vortrags(/a<er(i und vires) beruhen-
den Zauber.
5. compta, „gekammt, geglattet''
d. i. schlicht und sauber; hier mit
mitis verbunden im Gegensatz zu
einer jugendlich feurigen, gewalt-
sam hinreissenden Rede. In ahn-
licher Weise wird bei Tacit. Ann.
VI, c. 15 mitis ingenio et comptae
facundiae zusammengesteilt.
quam, zu beziehen auf oratio»
6. Scipioni — et Laelio. Laelius
und Scipio stehen hier als Vertreter
aller wissbegierigen jungen Manner.
10. Cn, et. P. Scipiones. Cn. Cor-
nelius Scipio .Calvus, Gonsul 222,
fiel in Spanien 212 gegen Hasdru-
bal. P. Gornelius Scipio, dessen
Bruder, Consnl 128, fiel ebenfaUs in
Spanien 212. Liv. XXV, 32—36. —
Gic. Paradox. 1, 2, § 12 werden sie
propugnacula belli Punici genannt.
Vgl. de senect. c. 20, § 75. c. 23, § 82.
11. avi tui duo, L. Aemiiius
Paullus, der Vater des Macedonicus,
dessen leiblicher Sohn der an dem
Dialoge theilnehmende Scipio. Zum
ersten Male Consul 219, zum zwei-
ten Male 216, fiel er in der Schlacht
bei Ganna.
P. Africayiusy vgl. c. 6, § 19.
12. nec ulli — magistri non beati
putandi, Die schonste und richtigste
Wiirdigung des Lehrerstandes, die
wir aus dem Alterthum besitzen.
14. etsif wie vorher an mehrereu
CATO MAIOR. c. 9^ § 29 — c. 10, § 31.
43
perans adulescentia effetum corpus tradit sene-
ctuti. 30. Cyrus quidem apud Xenophontem eo sermone, queni
moriens habuit, cum admodum senex esset, negat se umquam
sensisse, senectutem suam imbecilliorem factam, quam adule-
5 scentia fuisset. Ego L. Metellum memini puer, qui cum qua-
driennio post alterum consulatum pontifex maximus factus esset,
viginti et duos annos ei sacerdotio praefuit, ita bonis esse viribus
extremo tempore aetatis, ut adulescentiam non requireret. Nihii
necesse est mihi de me ipso dicere ; quamquam est id quidem se-
10 nile aetatique nostrae conceditur.
31. Videtisne, ut apud Homerum saepissime Nestor de vir- 10
tutibus suis praedicet? Tertiam enim iani aetatem hominum vi-
debat; nec erat ei verendum, ne vera praedicans de se nimis vi-
deretur aut insolens aut loquax. Etenim, ut ait Homerus, ex eius
15 lingua melle dulcior fluebat oratio ; quam ad suavitatem nullis
egebat corporis viribus. £t tamen dux ille [Graeciae] nusquam
optat, ut Aiacis similes habeat decem, sed ut Nestoris; quod si
Stellen qiiamquam, beschrankend
(s. c. l, § 1). Zusammenhang^:
Ueberdies haDgt die grossere oder
geringere korperliche Hinfalligkeit,
die im Gefolge des Alters ist,
wesentlich von der grosseren oder
geringeren Massigkeit ab, die wir
in der Jugend gezeigt haben.
2. Cyrus, der aitere C, Konig
von Persien.
apud Xenophontem , in einer
Stelie seiner Gyropadie (Erziehungs-
geschichte Gyrus des Aelteren) Vin,
7, 6.
3. admodum senex. Gic. de di-
vinatione c. 23, § 46: ^d seplua-
gesimum (annum) pervenit,
negat se umquam sensisse, sene-
ctutem — fuisset, Fast wortlich
nach Xenophon: rovfiov yrj^e ov'
Bs7t(O7t0T8 Tjad^ofiijv ii]S iurje veo-
TfjToe aff&eveare^ov viyvofievov.
5. L, (Gaeciiium) Metellum me-
mini — esse, Er war wahrend des
ersten punischen Krieges zweimal
Gonsul, das erste Mal 251, das
zweite Mal 247. — Esse vom Deut-
schen abweichend der Inf. Praes.,
daraus zu erklaren, dass das We-
sen der Erinnerung in der Ver-
gegenwartigung des Vergange-
nen beruht.
9. id quidemy d. i. von sicU
selbst zu sprechen.
11. videtisne, ut — praedicet,
Vgl. Homer 11, I, 260 ff. XI, 668 ff.
— ne in der directen Frage deutet
eine Bejahung an = du weisst ja,
du siehst ja. Vgl. ad famil. V. 15,
§ 2. Possumusne igitur esse una ?
12. tertiam enim iam aetatem
hominum videhat. S. Homer U. I,
250 ff.:^ .
rq^ S* fj8ij 8vo fiiv yeveal /ibqo-
no>v av&Qconoiv
ifd'iad'^, 01 oi nQoc&ev afia
xoatpev rfi^ kyivovxo
iv HvXc^ ^ya&BTj, /lera Si r^t'
rdroKnv avaffffsv.
14. ex eius lingua melle dulcior
fluebat oratio. Homer 11. I, 249:
rov xai dno yXciocrie /liXiroe
. yXvxioiv qiev avorj.
16. et tamen d. i. trotz seines
Alters, bezieht sich auf das Vorher-
gehende tertiam — aetatem — vi-
debat, nicht auf den Satz Etenim —
viribus, der nur zur Erklarung ein-
geschaltet ist. Vgl. zu c. 6, § 16.
dux ille — Nestoris. Vgl. Aga-
44
CATO MAIOR. c. 10, § 31. 32.
sibi acciderit, non dubitat, quin brevi sit Troia peritura. 32. Sed
redeo ad me. Quartum ago annum et octogesimum ; vellem equi-
dem idem possem gloriari, quod Cyrus; sed tamen hoc queo
diccre , non me quidem eis esse viribus , quibus aut miles bello
Punico aut quaestor eodem bello aut consul in Hispania fuerim, 5
aut quadriennio post, cum tribunus militaris depugnavi apud
Thermopylas M*. Glabrione consule; sed tamen, ut vos videtis,
non plane me enervant nec adflixit senectus; non curia vires
meas desiderat, non rostra, non amici, non clientes, non hospites.
Nec enim umquam sum assensus veteri illi laudatoque proverbio, 10
quod monet mature fieri senem, si diu velis senex esse. Ego
memnoD's Worte zu Nestor. Homer
n. U, 371.
misquam optat, ut — Nestoris,
Homer H. H. 371 ff.:
at ya^f Zsv re naxeq xai Id&rj'
vairj xal "ATiokXov,
Toiovroi 8ixa fiot avfifpQaSfiO'
vee etev ^Axaiiov*
rqf xe xa% rjfivaeie noXie IIqm-
fioto avaxTOS
XeQolv v(p rjfiereqi^aiv aXovaa
re TtBQ&ofievrj te.
2. quartum ago annum et octo-
gesimum, vgl. c. 5, § 14.
vellem, vgl. c. 8, § 26.
4. me quidem, Ueber die Stel-
lung von quidem s. c. 18, § 65.
miles bello Punico, vgl. c. 4, § 10.
c. 6, § 18.
5. quaestor eodem bello, vgl. c.
4, § 10.
consul, vgl. c. 6, § 18.
in Hispaniay im diesseitigen Spa-
nien. Er musste seine Provinz,
deren Bevolkerung in vollem Auf-
stande war, sich erobern und war
in seinen Unternehmungen so gliick-
lich, dass der Senat ihm zu Ehren
ein Dankfest von drei Tagen veran-
staltete. £r selbst ruhmt sich mehr
Stadte in Spanien erobert zu haben,
als er dort Tage verlebte.
6. cum trib. mil. depugnavi apud
Thermopylas. Wahrscheinlicher ist
es, dass er in diesem Feldzuge
(191) nicht Kriegstribun, sondern
Legat war. Vgl. c. 6, § 18.
8. non curia vires meas deside-
ratf non rostra — hospites, d. L im
Senat, auf der Rednerbuhne, fQr die
Freuude u. s. w. bin ich noch thatig.
Ueber seine Wirksamkeit im Senat
vgL c. 6, § 18. Vor dem Volke
sprach er noch in seinem letzten
Lebensjahre Gic. Brut. c. 20, § 80 :
Cato annos quinque et octoginta
natus excessit e vita, cum quidem
eo ipso anno contra Serv. Galbam
ad populum summa contenUone
diodsset. In dieser Rede, von der
noch einige BruchstQcke erhalten
sind, nahm er sich seiner Glienten,
der Lusitanier, gegen den vom Pro-
prator Serv. Gaiba an ihnen ver-
tibten Verrath an. Oros. IV, 21:
Simulans (Galba) de commoiUs eo-
rum se acturum fore circumpositis
militibus cunctos (7000) inermes
incautosque prostravit.
11. monet mature fieri senem,
Monere in der Bedeutung „erinnern,
auffordern*^ gewdhnlicher mit ut\
die Gonstruction mit dem blossen
Infin. in weiterer Ausbreitung erst
bei den spaleren Schriftstellern.
Der Sinn des Sprichworts ist:
Wenn du ein hohes Alter erreichen
willst, so fange zeitig an, das We-
sen eines Greises anzunehmen, d. L
die dem Aiter zukommende Beson-
nenheit und Massigkeit zu bewei-
sen (ahnlich die Bedeutung von
senile c. 11, § 38). G. fasst es
hier anders ; er nimmt senex beide
Male in demselben Sinne' „ein alter
Mann'' und legt den Sinn hinein,
>^
CATO MAIOR. c. 10, § 32—34
vero me minus diu senem esse mallem, quam esse senem ante,
quam essem. Itaque nemo adhuc convenire me voluit, cui fue-
rim oGcupatus. 33. Atminus habeo virium, quam vestrum uter-
vis. Ne vos quidem T. Pontii centurionis vires habetis; num id-
5 circoestille praestantior? Moderatio modo virium adsit, et tantum,
quantum potest quisque, nitatur: ne ille non magno desiderio
tenebitur virium. Olympiae per stadium ingressus esse Milo di-
citur, cum umeris sustineret bovem. Utrum igitur has corporis
an Pythagorae tibi malis vires ingenii dari? Denique isto bono
10 utare, dum adsit; cum absit, ne requiras; nisi forte adulescentes
pueritiam, paululum aetate progressi adulescentiam debent re-
quirere. Cursus est certus aetatis et una via naturae eaque sim-
plex, suaque cuique parti aetatis tempestivitas est data, ut et in-
firmitas puerorum et ferocitas iuvenum et gravitas iam constantis
ih aetatis et senectutis maturitas naturale quiddam habeat, quod suo
tempore percipi debeat. 34. Audire te arbitror, Scipio, hospes
tuus avitus Masinissa quae faciat hodie, nonaginta natus annos;
cum ingressus iter pedibus sit, in equum omnino non adscendere;
cum equo, ex equo non descendere; nullo imbri, nullo frigore
20 adduci, ut capite operto sit; summam esse in eo corporis siccita-
tem; itaque omnia exsequi regis officia et munera. Potest igitur
exercitatio et temperantia etiam in senectute conservare aliquid
pristini roboris.
man solle friihzeitig di6 grossere
Bequemlichkeit, zu welcher das
Alter berechtigt, in Anspruch neh-
meh, wenn man als Greis lange
leben wolle.
1. mallem, vgl. c. 8, § 26.
2. eui /uerim occupatus, d. i. dem
ich meine Dienste verweigert balte,
xknier dem Vorgeben, mit Arbeiten
berjdts uberhauft zu sein ; der Dativ,
wiewirsagen: furJemand nicht
zu Hause sein.
4. T. Pontius, ein Centurio, von
welchem uns weiter nichts bekannt
ist
5. modo, S. zu c. 7, § 22.
6. ne = vai oder vr] nur bei
Pronominibus.
8. cum uineris susHneret bo-
vwn, Vgl. Quinct. 1, 9: Milo, quem
vitulum assueverat ferre, taurum
/erehat,
9. Pythagorae, vgl. c. 7, § 23.
10. uta7'e „man"; der Conjunc-
tiv, weil nicht von einer bestimm-
ten Person die Rede ist, sonst
wiirde der Imperativ gewohnlicher
sein.
cum^ „wann**, nicht „da". Vgl.
zu c. 2, § 4 und Zumpt § 547.
nisi fortej wie c. 6, §. 18.
16. hospes tuus avitus, vom Va-
ter seines Adoptivvaters, Scipio
Africanus maior.
17. Masinissa, Konig der Numider,
im zweiten punischen Kriege anfangs
Bundesgenosse der Garthaginienser,
spater, vom Jahr 206 an, treuer
Verbiindeter der Romer. Er soll
uber 60 Jahre Konig gewesen sein.
\S,pedibus, Wir selzen den Sin-
gular. Vgl. aures praebere.
20. siccitaiem im Gegensatz zu
Katarrh, Wassersucht u. s. w. der
Zustand fester Gesundheit. Vgl.
Cic. Tusc. V. c. 34, § 99. Adde
4
46
€ATO MAIOR. c. 11, § 34—36.
11 Ne sint in senectute vires. Ne postulantiir equidem vires a
senectute. Ergo et legibus et institutis vacat aetas nostra mune-
ribus eis, quae non possunt sine viribus sustineri. Itaqne tfon
raodo quod non possumus, sed ne quantum possumus quideill
cogimur. 35. At multi ita sunt imbecilli senes , ut nullum officii 5
aut omnino vitae munus exsequi possint. At id quidem non pro-
prium senectutis vitium est, sed commune valetudinis. Quam fuit
imbecillus P. Africani filius, is qui te adoptavitl quam tenui aut
nuUa potius valetudine I Quod ni ita fuisset, alterum illud exti-
tisset lumen civitatis; ad paternam enim magnitudinem animi l^
doctrina uberior accesserat. Quid mirum igitur in senibus, si iii-
firmi sunt aliquando, cum id ne adulescentes quidem effugere
possint? Resistendum, Laeli et Scipio, senectuti est, eiusque vitiA
diligentia compensanda sunt; pugnandum tamquam contra mor-
borum sic contra senectutis vim; 36. habenda ratio valetudinis; 15
utendum exercitationibus modicis; tantum cibi et potionis adhi-
bendum, ut reficiantur vires, non opprimantur. Nec vero corpori
solum subveniendum est, sed menti atque animo multo magis.
Nam haec quoque, nisi tamquam lumini oleum instiiles, exstin-
guuntur senectute. Et corpora quidem exercitationum defetiga- 2^
tione ingravescunt, animi autem exercendo levantur. Nam quos
ait Caecilius
comicos stultos senes,
siccitatem, quae consequitur hanc
continenUam in victn,
Ih Selbst zugegeben, dass es
dem hoben Alter an Kraften ge-
bricht, — es werden von ihm Kor-
perkrafte nicht verlangt.
3. non modoy quod non possu-
muSf sed ne quantum possumus
quidem, Quod non possumus hangt
von cogimur ab; cog^i aliquid =
zu etwas gezwungen werden. Die
in ne quantumpossumus quidem
enthaltene Negation bezieht sich
auch auf das erste Glied non modo,
^nicht nur nicht, sondern auch
nicht**, ein Gebrauch, der nur dann
stattfindet, wenn beide Satze ein ge-
meinschaftlichesPradicat haben und
dieses im zweiten Gliede steht.
5. at multi . . . neue Einwendung
der Gegner. Die Antwort darauf
giebt das Folgende : At id quidem
non proprium senectutis vitium est.
8. P* Africani filius, is qui te
adoptavit Er hiess auch P. Gorne-
Hus Scipio Africanus. Vgl. c. 6,
§. 19.
9. nulla potius valetudiney s. c 3,
§ 7 : sine quibus (voluptatibtu) m-
tam nuUam putarent,
alterum illud exstitisset lumen
civitatis, „es ware in ihm eine
zweite Zierde des Staates erschie-
nen'^ Alterum in Beziehung .aQf
seinen Vater P. Africanus.
22. Caeciltus^ der obenerwahnte
Statius. Die Stelle ist aus der Ko-
modie Epikleros CJShttxlrj^oe, die
Erbtochter) ; voUstandiger de amic
c, 26, § 99:
Ut me hddie ante omnis cothieos
stultds senes
f^orsdris atque emunxeris /at£<£r-
sume,
23. comicos, „wie sie in der Ko^
modie vorkommen".
CATO MAIOR. c. 11, § 36—38.
47
hos significat credulos, obliviosos, dissolutos ; quae vitia sunt non
sencctutis, sed inertis, ignavae, somniculosae senectutis. Ut petu-
lantia, ut libido magis est adulescentium, quam senum, nec tamen
omnium adulescentium, sed non proborum, sic ista senilis stulti-
5 tia, (juae deliratio appellari solet, senum leviurif est, non omnium.
87. Quattuor robustos filios, quinque filias, tantam domum, tantas
clientelas Appius regebat et caecus et senex; intentum enim ani-
mum, tamquam arcum, habebat, nec languescens succumbebat
senectuti. Tenebat non modo auctoritatem , sed etiam imperium
in suos; metuebant servi, verebantur liberi, carum omnes habe-
bant; vigebat in ilia domo patrii moris disciplina. 38. Ita enim
senectus honesta est, si se ipsa defendit, si ius suum retinet, si
nemini emancipata est, si usque ad ultimum spiritum dominatur
in suos. Ut enim adulescentem, in quo est senile aliquid, sic se-
15 nem , in quo est aliquid adulescentis , probo ; quod qui sequitur^
corpore senex esse poterit, animo numquam erit. Septimus nfihi
liber Originum est in manibus ; omnia antiquitatis monumenta
10
1. hos significat credulos, mit
diesen bezeichnet, unter ihnen ver-
steht er die senes credulos oblivio-
sos . . . Significare, wie die Verba
fur etwas halten, zu etwas ernennen
n. dgl. mit dem doppelten AccusatiT.
7. Appius, s. c. 6, § 16.
\\, patrii moris disciplina, Vgt.
c. 16, § 55 temporum disciplina,
12. si nemini emancipata est,
,,wenn sie (senectus) an Niemand
sich verkauft''. emancipare heisst
ursprunglich, Jemand aus der
Gewalt geben, sei es, dass
dafur ein anderes Abhangig-
keitsverhaltniss oder die
Freiheit eintritt. In dem ersten
Falle bedeutet es wie hier: Jemand
einem zu eigen geben. Vgl. Gic. de
fin. I, 7, 24 fiUo adhibito, quem in
adoptionem D. Silano emancipa-
verat, Erst in der Kaiserzeit traf diese
Bedeutung zuruck hinter diejetzt
allgemein geiaufige: ^Jemand aus
einem Abhangigkeitsverhaltniss ent-
lassen und ihm die Freiheit ge-
ben". Durch die mancipatio wurde
vor wenigstens funf Zeugen und
einem Wager (libripens) auf feier-
liche Weise eine Sache in den Be-
sitz (manus) eines Andern uber-
tragen. Auch freie Personen konn-
ten einem anderen Freien ins man-
cipium gegeben werden, so jedoch,.
dass dieser Andere nicht Herr der
Person, sondern nur seines Er-
werbes wurde.
14. senile aliquid, etwas von der
Besonnenheit des hoheren Alters.
15. quod qui sequitur, „wer die-
semGrundsatze sich anschliesst,wer
danach lebt*, d. i. wer als Greis
Jugendlichkeit zu hewahren strebt..
16 f. septimus — liber Originum,.
Origines ist der Titel eines ge-
schichtlichen Werkes, welches mit
der Grundung der Stadt Rom be-
ginnt und bis auf die letzten Lebens-
jahre des Gato fortgefiihrt ist. Das
siebente ist das letzte Buch. Den
Inhalt der einzelnen Bucher giebt
Gornel. Nep. Gato c. 3 an : Primti^
continet res gestas regum populi
Romanif secundus et tertius, unde
quaeque civitas orta sit Italica ; ob
quam rem omnes Origines videtur
appellasse. In quarto autem bellum
Poenicum est primum, in quinto
secundum, Atque haec omnia capi-
tulatim sunt dicta, ReHqua bella
pari modo persecutzis est usque ad
praeturam Servii Galbae, qui diri-
48
CATO MAIOR. c. 11, 5 38.
colligo ; caiisarum illustrium, quascunque defeudi, nunc cum ma-
xime conficio orationes; ius augurium, pontificium, civile tracto;
multum etiam Graecis litteris utor, Pythagoreoriunque more exer-
cendae memoriae gratia, quid quoque die dixerim, audierim,
egerim, commem^o vesperi. Hae sunt exercitationes ingenii, 5
haec curricula mentis; in his desudans atque elaborans corporis
vires non magno opere desidero. Adsum amicis; venio in sena-
tum frequens, ultroque adfero res multum et diu cogitatas, easque
tueor animi, non corporis viribus. Quae si exsequi nequirem,
tamen me lectulus meus oblectaret ea ipsa cogitantem , quae iam IC
agerem [; sedut possim facit acta vita]. Semper enim in his studiis
laboribusque viventi non intellegitur , quando bbrepat seaectus;
ita sensim sine sensu aetas senescit, nec subito frangitur, sed diu-
turnitate exstinguitur.
puit Lnsitanos .... In quibus
multa industria et diligentia cam-
paret, nulla doctrina. Es war das
erste idmische Geschichtswerk in
Rom, Q. Fabius Pictor u. L. Gincius
Alimentus, wenige Jahrzehnte vor
ihm, hatten ihre Annalen in griechi-
scher Sprache geschrieben. Ueber
Ennius s. zu c. 1, § 1.
est in 7nanibus, „ich arbeite dar-
uber«. Anders c. 4, § 12.
omnia — colligo, fur das vor-
hererwahnte Buch.
1. quascunque defendi, „in wel-
chen ich als Vertheidiger aufgetre-
ten bin". Vgi. Cicero de oratore I,
c. 2, § 5 causas dicere.
nunc cum maxime , „gerade
jetzt«.
2. orationes. Gicerokannte deren
mehr als 150.
ius augurium, s. c. 4, § 12.
ius pontificium (so auch bei Gato»
mchi poniificum), das Rechl der
Pontifices, denen die Oberaufsicht
flber die kirchliche Verfassung uber-
tragen war.
3. Graecis litteris utor, „ich be-
schaftige mich mit griech. Litte-
ratur".
4. quid quoque die dixerim —
commem,oro vesperi. So heisst es in
den dem Stifter der Schule uoter-
geschobenen x^^^ ^^V ^. 40—42 :
firiS^ vTtvov fiaXaxoXffiv in^ o/i-
fiact 7tqoa8i^aa&ai,
n^iv TMV 7J/X8QiVci»V MqyttV TfJ6
Sxaarov ineX^slv
Tt^ Tta^ejSrjv f tIS^ ^QS^a^ ri fioi
Seov OV9C ireAead^;
7. adsum amicis, mit Rath und
Beistand vor Gericht.
10. cogitantem, Gegensatz zu
agere.
ea ipsa^ bezieht sich auf das
vorhergehendc quae.
quae iam agerem, „in der Ab-
sicht; es bald auszufCihren". Simi:
Wenn derGreis nichts defgleichen
ausfiihren kann, so beschaftigt ihn
doch genussreich das blosse Ent-
werfen von Planen, die er immer
noch bald zu verwirklichen h<offt
(qtiae iam agerem): eriaulert d[urcb
c. 7, § 24 nemo enim tam est
senex, qui se annum non
putet vivere posse. Je lapger
man lebt, desto langer hofft man
noch leben und thatig sein zu kon-
nen. Freilich gilt das nur von dem
rAstigen und geistigregsamen Greise,
wie die folgenden Worte: semper
enim — senectus zeigen. Ih dem-
selben Sinne charakterisirt Horatius
ars poet. 172 den Greis als spe
longus.
1 3. sensim sine sensu aetiu sene-
scit. Die Aliitteralion (ss, s, ss, s, ss)
CATO MAIOR c. 12, § 39—41. 49
89. Sequitur tertia vitupcratio senectutis, quod 12
eam carere dicunt voluptatibus. praeclarum munus
aetatis, si quidem id aufert a nobis, quod est in adulescentia vi-
tiosissimum I Accipite enim, optimi adulescentes, veterem oratio-
5 nem Archytae Tarentini, magni in primis et praeclari viri, quae
mihi tradita est, cum essem adulescens Tarenti cum Q. Maximo.
Nullam capitaliorem pestem quam voluptatem corporis hominibus
dicebat a natura datam , cuius voluptatis avidae libidines temere
et efTrenate ad potiendum incitarentur. iO. Hinc patriae prodi-
LO tiones, hinc rerum publicarum evefsiones, hinc cum hostibus
clandestina coUoquia nasci; nullum denique scelus, nuUum malum
facinus esse, ad quod suscipiendum non libido voluptatis impel-
leret; stupra vero et adulteria et omne tale flagitium nuUis ex-
citari aliis illecebris nisi voluptatis. Cumque homini sive natura
L5 sive quis deus nihil mente praestabilius dedisset, huic divino mu-
neri ac dono nihil tam esse inimicum quam voluptatem. 41. Nec
enim libidine dominante temperantiae locum esse, neque omnino
in voluptatis regno virtutem posse consistere. Quod quo magis
intellegi posset, fingere animo iubebat tanta incitatum aliquem
20 voluptate corporis, quanta percipi posset maxima; nemini cense-
bat fore dubium, quin tanodiu, dum ita gauderet, nihil agitare
mente, nihil ratione, nihil cogitatione consequi posset. Quocirca
nihil esse tam detestabile tamque pestiferum quam voluptatem,
si quidem ea, cum maior esset atque longinquior, omne animi lu-
entspricht schon dem allmahlichen, 1 0. cum host. clandestina collo-
sanften Hinschwinden des Greises. quia, Die im Ganzen ungewohnliche
§ 39. Dritter Haupttheil. Verbindung von Substantiven unter
Das Greisenalter bietet keine Ver- einander durch die blosse Praposi-
gnngungen und Gentisse. Erwide- tion ist bei Yerbalsubstantiven (wie
rung: Wenn es uns von derKnecht- hierco//ogMiwm)wenigerhart. Clan-
schaft der Sinnlichkeit befreit, desto destina colloquia, heimliches Zwie-
besser! gesprach, d. i. verratherische Unter-
5. Archytae Tarentini. Archy- handlungen, verratherisches Einver-
t](s von Tarent in TJnteritalien, em standniss.
Zeitgenosse des Plato, Philosoph \2, libido voluptatis, Libido, d\e
ans der Schule des Pythagoras (um Lust (UbeC), das blinde Yerlangen
400 V. Chr.). Vgl. Hor. carm. I, 28. \^ im Gegensatze zum vernunftigen
quae mihi tradita est, s. c. t2, Willen, voluntas. Fobiptas steht
§ 41. im Verlauf der Rede bald im wei-
6. cum essem adulescens Tarenti teren Sinne ^Vergnugen, Genuss**
eum Q, Maximo, s. c. 4, | tO. (namentlich § 46), bald im engeren
8. cuius voluptatis ist abhangig ^WoUust**.
Ton avidae,yvdiszu libidines ^elioTi. 21. dum => quamdiu, quam.
— ad potiendum ; 9\s Ohjeci \si VO' nihil agitare mente. Vgl. c. 7,
Juptate aus vobiptatis zu erganzen. § 23 : studiorum agitatio,
Cato Maior. 9. Aufl. 4
50
CATO MAIOR. c. 12, § 41. 42.
men exstingueret. Haec cum C. Pontio Samnite, patre eius, a
quo Caudino proelio Sp. Postumius, T. Veturius consule supe-
rati sunt, locutum Archytam, Nearchus Tarentinus, hospes noster,
qui in amicitia populi Romani permanserat, se a maiorihus natu
accepisse dicehat, cum quidem ei sermoni interfuisset Plato 5
Atheniensis; quem Tarentum venisse L. Camillo, Appio Claudio
consulihus reperio. 42. Quorsus hoc? ut inlellegeretis, si volu-
ptatem aspernari ratione et sapientia non possemus^ magnam ha-
hendam esse senectuti gratiam, quae efficeret, ut id non liberet,
quod non oporteret. Impedit enim consilium voluptas, rationi 10
inimica est, mentis, ut ita dicam, praestringit oculos, nec habet
uUum cum virtute conunercium. Invitusfeci, ut fortissimi viri
T. Flaminini fratrem L. Flamininum e senatu eicerem, septem
annis post quam consul fuisset; sed notandam putavi iihidinem.
Ille enim, cum esset consul, in Gallia exoratus in convirio a scorto 15
1. eiusy d. i. des G. Pontius,
welcher . . . Der Sohn hiess wie der
Vater, hatte aber den Beinamen
Telesinus.
2. Caudino proelio. Gaudium, eine
Stadt der Samniter zwischen Gala-
tia und Beneventum. Die Schlacht
fand in den Engpassen bei dieser
Stadt wahrend des zweiten samni-
tischen Krieges 32 1 y. Ghr. statt.
superaU sunt, Die in den Eng-
passen eingeschlossenen Gonsuln
mussten einen schimpflichen Frie-
den eingehen.
3. Nearchus Tarentinus, ein Py-
thagoreer, den Gato auf seineni Zuge
nach Tarent (209) kennen lernte
und dessen auf Enthaltsamkeit und
Sittenstrenge hinweisende Lehren
er mit Eifer anhorte. S. Plut. Gato
c. 2.
4. qui — permanserat, wahrend
Tarent in den Handen der Gartha-
ginienser gewesen war.
5. cum quidem schliesst sich an
das locutum Archytam, nicht an
das se a maioribus naiu accepisse
dicebat an; Archytas hahe diese
Unterhaltung in Gegenwart des
Plato gefuhrt. Der Hauptsatz ist
Nearchus dicebat se accepisse . . . ,
von diesem abhangig Archytam
haec locutum, cum quidem — in-
terfuisset Flato, Ueber quidem 8.
c. 4, § 10.
6. quem Tarentum venisse L. Ca-
millo, Appio Claudio consuUbus
reperio, Nach dieser Angabe fiel
die erwahnte Unterhaltung in das
Jahr 349, also ein Jahr vor Plato'8
Tode, was sehr unwahrscheinlich
ist. Plato's dritte Reise nach Sid-
lien, wenn sie uberhaupt stattge-
funden hat, fallt etwa 361. Von
einem noch spateru Aufenthalte in
Siciiien oder Unteritalien findet sich
sonst nirgends eine Spur.
13. T, Flaminini, s. c. I, § 1.
e senatu eicerem, als Gato Gen-
sor war im J. 184.
septem annis post quam consui
fuisset, L. Flamininus war im J. 192
Gonsnl gewesen; es ist also hier
ein Versehen in der Berechnung.
14. notandam, Notare der fest-
stehende Ausdruck fur die Rfigen
und Strafen des Gensors.
15. ille enim — rei capitaUs.
Anders^rzahlt Livius XXXIX, c. 42
den Vorfall. Nach ihm sagt Gato in
der Rede, mit welcher er die Ruge
begleitete, L. Flamininus habe nicht
einen zum Tode Verurtheilten, son-
dern einen edlen Boier (nobilem
Boium cum liberis transfugam ve-
nisse; convenire consulem velle, ut
CATO MAIOR. c. 12, § 42 — c. ;3, § 44.
51
est, ut securi feriret aliquem eorum , qui in vinculis essent dam-
nati rei capitalis. Hic Tito , fratre suo , censore , qui proximus
ante me fuerat, elapsus est, mihi vero et Flacco neutiquam pro-
bari potuit tam flagitiosa et tam perdita libido , quae cum probro
5 privato coniungeret imperii dedecus.
48. Saepe audivi ex maioribus natu , qui se porro pueros a 13
senibus audisse dicebant, mirari solitum G. Fabricium, quod, cum
apud regem Pyrrhum legatus esset, audisset a Thessalo Cinea,
esse quendam Athenis, qui se sapientem profiteretur, eumque
10 dicere, omnia, quae faceremus, ad voluptatem esse referenda.
Quod ex eo audientes M'. Curium et Ti. Coruncanium optare so-
htos, ut id Samnitibus ipsique Pyrrho persuaderetur, quo facitius
vinci possent, cum se voluptatibus dedissent. Vixerat M'. Curius
cum P.- Decio , qui quinquennio ante eum consulem se pro re-
15 publica quarto consulatu devoverat; norat eundem Fabricius,
norat Coruncanius; qui cum ex sua vita, tum ex eius, quem dico,
Decii facto iudicabant, esse profecto aliquid natura pulchrum
atque praeclarum, quod sua sponte peteretur, quodque spreta et
contempta voluptate optimus quisque sequeretur. 44. Quorsum
20 igitur tam multa de voluptate ? Quia non modo vituperatio nuila,
sed etiam summa laus senectutis est , quod ea voluptates nuUas
magno opere desiderat. Caret epulis exstructisque mensis et fre-
ab eo fidem praesens acciperet)
und zwar mit eigner Hand getodtet.
Plutarch Cato c. 17 nennt dies IJeber-
treibung und beruft sich dabei auT
das Zeugniss Gicero's an unserer
SteUe.
in Gallia, Nach seinem Gonsulate
war ihm die Verwaltung dieser Pro-
vinz zugefallen.
2. Tito, fratre suo, censore: 189.
3. elapsus est, er entging der
Strafe.
Flacco, Valerius Flaccus, der
Amtsgenosse des Gato in der Gen-
sur, wie fruher im Gonsulat 195.
5. imperii dedecus, weil er im
Namen des romischen Senats und
Volkes die Provinz verwaltete.
6. porro, nicht nur von der Zu-
kunft, sondern auch, wenngleich
seltener, von der Vergangenheit ge-
braucht
7. C Fabricium, s. c. 6, § 15.
S. a Thessalo Cinea, Gineas ein
Schtiler des Demosthenes und selbst
Redner, bei Pyrrhus in Ansehen und
von ihm zu einer Gesandtschaft nach
Rom benutzt.
9. esse quendam Athenis. Epi-
kur, Stifter der nach ihm genannten
Schule, geb. 342, t 270 v. Ghr.
11. 3f. Curium et Ti, Corunca-
nium, s. c. 6, § 15.
14. cum P.Decio, P. Decius Mus,
Sohn des gleichnamigen Vaters. Er
entschied im J. 295 den Sieg uber
die Gallier und Samniter in der
Schlacht bei Sentinum zu Gunsten
der Romer, indem er sich, wie sein
Vater in der Schlacht bei Veseris
(340 v. Ghr.) gethan hatte, dem
Tode weihte. Liv. X, 28; qua con-
fertissimam cemebat Gallorum
aciem, conciiat equum ; inferensque
se ipsis infestis telis interfectus est,
20. vituperaHo, passivisch „Ge-
genstand des Tadels". Vgl. offensio
c. 18, § 65.
4*
52
GATQ MAIOR. c. 13, § 44. 45.
quentibus poculis. Caret ergo etiam vinulentia et cruditate et in-
somniis. Sed si aliquid dandum est voluptati, quoniam eius blan-
ditiis non facile obsistimus — divine enim Plato escam malorum
appellat voluptatem , quod ea videlicet homines capiantur ut pi-
sces — , quaroquam immoderatis epulis caret senectus , modicis 5
tamen conviviis delectari potest. G. Duiilium, Marci filium, qui
Poenos classe primus devicerat, redeuntem a cena senem saepe
videbam puer; delectabatur cereo funali et tibicine, quae sibi
nullo exemplo privatus sumpserat; tantum licentiae dabat gloria.
45. Sed quid ego alios? ad me ipsum iam revertar. Primum ha- 10
bui semper sodales. Sodalitates autem Magnae Matris me quae-
store constitutae sunt sacris Idaeis acceptis. Epulabar igitur cum
sodalibus, omnino modice, sed erat quidam fervor aetatis; qua
progrediente omnia fiunt in dies mitiora. Neque enim ipsorum
conviviorum delectationem voluptatibus corporis magis, quam 15
coetu amicorum et sermonibus metiebar. Bene enim maiores
accubitionem epularem amicorum , qui vitae coniunctionem ha-
beret, convivium nominaverunt, melius quam Graeci, qui hoc idem
\
1. caret — exstructis mensisy
,volle, reichbesetzte Tische*. VoU-
standiger Cic. Tuscnl. V, c. 21, § 62 :
mensae conquisitissimis epuUs ex-
struebantur,
2. si aliquid dandum est volu-
ptati, wenn wir dem Sinnengenusse
wirklich etwas(so oberset^en wir
das aliquid hinter m') einraumen
mussen, d. i. wenn wir uns ihm
nicht ganz entziehen durfen.
3. Plato escam malorum appel-
lat voluptatem, im Timaus p. 69.
D : riBovrjv fiiyiaxov xaxov Se^a^,
6. qui Poenos classe primus de-
vieerai, 260 v. Chr. bei Myla an
der Ostkuste von Siciiien.
8. cereo funali et fe*6tcine, Wachs-
fackein und Musikanten, von denen
er sich Abends vom Schmause nach
Hause begleiten liess. S. Valer.
Maxim. III, c. 4. Duillius, qui pri-
mus navalem triumphum ex Poenis
rettulit, quotiescunque epulaturus
erat, ad funalem cereum prae-
eunte tibicine et tibiis a cena do-
mum reverti solitus esi,
9. nullo exemplo, „ohne dass es
vorher Jemand gethan".
1 l.sodaKtates, „Bruderschaften^.
Die altesten sind die schon vor Nu-
ma zur Erhaltung der sabinischen
sacra eingesetzten sodales Titii,
S. Tac. Hist. 11. c. 95. Ann. I. c. 53.
Dergleichen Genossenschaften von
Priestem pflegten die Feste ihres
Gottes durch ein gemeinschaftliches
Mahl zu feiern. — Magna Mater
Deorum ist die Gottin Cybele (von
dem griechischen Namen Mayahn
heissen die ihr zu Ehren gefeierten
Feste Megalesia oder Megalensia).
sacris Idaeis: Idaea vom Berge Idia
in Phrygien, von wo der Ursprung
der Verehrung stammt. — Auf Ver-
anlassung eines Spruches der sibyl-
linischen Biicher wurde, um das
Ungluck des Krieges von den Ro-
mem abzuwenden, der Stein, wel-
cher als Mater Idaea verehrt wurde,
von Pessinus in Phrygien in feier-
lichem Zuge nach Rom geholt S.
Liv. XXIX, 14.
13. fervor aetatis, „des Al-
ters" ; welches Lebensaiter gemeint
sei, zeigt der Zusammenhang {fer-
vor aeiatis; qua progredien-
te . . , .).
CATO MAIOR. c. 13, § 45 — c. U, § 46.
53
tum compotationem tum concenatiooem vocant, ut, quod in eo
genere minimum est, id maxime probare videantur.
46. Ego vero propter s^rmonis delcctationem tempestivis 14
quoque conviviis delector, nec cum aequalibus solum, qui pauci
5 admodum restant, sed cum vestra etiam aetate atque vobiscum;
habeoque senectuti magnam gratiam , quae mihi sermonis avidi-
tatem auxit , potionis et cibi sustulit. Quod si quem etiam ista
delectant (ne omnino bellum indixisse videar voluptati , cuius est
fortasse quidam naturalis modus) , non intellego , ne in istis qui-
10 dem ipsis voluptatibus, carere sensu senectutem. Me vero et ma-
gisteria delectant a maioribus instituta et is sermo, qui more ma-
iorum a summo adhibetur in poculo, et pocula, sicut in Symposio
Xenophontis est, minuta atque rorantia, [et refrigeratio aestate et
vieissim. aut sol aut ignis hibernus]. Quae quideln etiam in Sa-
1. compoiationefn, av/inoatov,
concenaHonem, cvvBsiTCvov,
quod in eo genere („hierbei")
minimum est, namlich £ssen und
Trinken.
2. tempesUva convivia sind Gast-
maler, welche vor der gewohnlichen
Zeit (etwa 3Uhr Nachmittags) be-
ginnen (cenare de die) oder uber
die gewohnliche Zeit bis tief in die
Nacht, ja bis zum Morgen verlangert
wefden (cenare in lucem), oder bei
welchen Beides der Fall ist.
4. qui pauci admodum restant,
wir sagen minder genau; „deren
wenige iibrig sind^.
(}. quae — auxit — sustuUt, Nach
Plato's Staat I, p. 328 D: w la&i,
OTi fyoivSf oaov ai xara ro aoi/ia
^Sovai anofia^alvovrat f roaovrov
aviovrai ai Ttsgl rove ioyovs iTti-
&vfiiai re xai rjSovai,
8. voluptati, nicht ^WoUust'',
sondern : ^Sinnengenuss"*.
cuius est fortasse q, nai, modus,
„Yon dem vielleicht die Natur ein
gewisses Maass gestattef^, d. i. den
man sich nach dem Willen der Na-
tur nicht versagen darf.
10. vero, affirmativ.
tl. magisteria, Magister oder
rex convivii {cvfinoalaqxoe) hiess
der Prasident, welcher die Gesetze
des Trinkens vorschrieb. Seine
Wahl geschah ge^ohnlich durch
die Wurfel.
12. a summo, „von oben an".
Das Triclinium bestand aus drei
hufeisenformig aufgestellten Sophas
{lecti)y die von links nach rechts
gerechnet summus, meditis, imus
hiessen, jedes Sopha zu 3 Platzen,
ebenfalls summus, medius, imus
genannt. An unserer Stelie ist der
summus der ausserste Platz auf dem
lectus summus, der zwar nicht der
erste, aber der Eck- und Endplatz
des ganzen Tricliniums ist, von
welchem aus der Rundgesang be-
gann. Der Ehrenplatz der ganzen
Tafel war der imus auf dem lectus
medius,
in poculo, wir „beim Glase".
pocula — rorantia, wortlich
^thautraufelnde^, d. i. nicht
„ schaumende Becher " , sondern
«tropfenweise getrunkene Becher",
im. Gegensatze zu dem in vollen
Zugen getrunkenen Weine.
sicut in Symposio Xenopfumtis
est, n, 26: Ovro} 8i xal rjfiaXs
^ fisv a&QooiS ro norov iy-
X8(6fie&a (dies ist derGegensatz
zu den pocula rorantia), ra^v rifuv
xai ra coifiara xai ai yvdSfuu
ayaXovvrai x. r. X,, tjv 9i rjfiiv oi
9fdi9ee fitxQaXs xvXiSi (unsere
minuta potula) nvxva iytitpexa'
54
CATO MAIOR. c. 14, § 46-48.
binis persequi soleo, convi>iumque vicinorum cotidie compleo,
quod ad multam noctem quam maxime possumus vario sermone
producimu^. 47. At non est voluptatum tanta quasi titillatio in
senibus. Credo; sed ne desideratio quidem. Nihil autem est mo-
lestum, quod non desideres. Bene Sophocles, cum ex eo quidam 5
iam adfecto aetate quaereret, utereturne rebus veneriis: ,Di me-
liora! inquit; ego vero libenter istinc sicut a domino agresti ac
furioso profugi^ Cupidis enim rerum talium odiosum fortasse
et molestum est carere; satiatis vero et expletis iucundius est ca-
rere quam frui. Quamquam non caret is, qui non desiderat; ergo IC
hoc non desiderare dico esse iucundius. 48. Quod si istis ipsis
voluptatibus bona aetas fruitur libentius, primum parvulis fruitur
rebus, ut diximus, deinde eis, quibus senectus, etiam si non ab-
unde potitur, non omnino caret. Ut Turpione Ambivio magis
delectatur, qui in prima cavea spectat, delectatur tamen etiam, U
qui in ultima, sic adulescentia voluptates propter intuens magis
^offiv (hieT rorantia poeula), ov-
T(06 ov fiia^ofiavoi vno lov oXvov
fiB&veiVy aXX* itvaTtBi&ouevoi, Ttooe
ro TtajVviafS^ara^ov aft^ofis&a,
— Die Titel der griechischen Schrif-
ten werden wo moglich latinisirt,
nicht ubersetzt. So hier Sympo-
sium und c. 17, § 59 Oeconomi-
eus,
L. in Sabinis, auf meinem sabi-
nischen Landgute.
convivium — compleo: ich mache
den Tisch voUzahlig, indem ich
meine Nachbarn vom Lande einlade;
complere wie plenus mit dem Ge-
netiv anstatt des gewohnlicheren
Ablativs.
3. ai non . . . Einwand der Geg-
ner des Greisenalters.
4. desideratio, nur der Goncin-
nitat wegen (da titillatio vorher-
geht), anstatt desiderium,
nihil autem est molestum, nam-
lich zu entbehren.
5. Sophocles, s. c. 7, § 22.
6. affecte aetate, als er alters-
«chwach war.
7. dii meliora {duint) Gott ver-
hute es! Bei Plato: evtprjfiet,
a domino agresti. AgresUs
ifiy^ios) ist, wer auf dem freien
Felde aufwachst, wild, roh, zuun-
terscheiden von rusticus (Ddrper
bei Nithart, woraus T61pel), der
auf dem Lande, in landlichen Ver-
haltnissen lebt und der feineren
Bildung der Stadt (urbanus) ent-
behrt. Vgl. zu c. 20, § 75. Die
Stelie ist fast wortlich nach Plato'8
Staat I, p. 329 G: ourfuvairara
(libenter) fi^vroi avro (bei Gicero
istinc). arc^pvyovj SffneQ hytro^vra
riva xal ayQiov Saanonjv anofpV'
ycov.
10. auamquam non caret . . . VgL
c. 1, § 1.
12. bona aetas, die Jugend.
14. Turpione Ambivio, L. Ambi-
vius Turpio, ein berfihmter Schau-
spieler und Theaterdirector {domi-
nus gregis), zur Zeit des Gato von
Terenz zur AuffQhrung seiner Ko-
modien haufig benutzt.
15. magis deleetatur, qui —
spectat, weit er besser im Stande
ist, die einzelnen Bewegungen der
Schauspieler zu beobachten.
in prima cavea. Cavea, der den
Zuschauem angewiesene Raum im
Theater. Prima eavea ist die erste,
der Buhne zunachst gelegene Sitz-
reihe.
CATO MAIOR. c. 14, § 48-50.
55
fortasse laetatur , sed delectatur etiam senectus procul eas spe-
ctans tantum, quantum sat est. 49. At illa quanti sunt, animum,
tanquam emeritis stipendiis libidinis, ambitionis, contentionum,
inimicitiarum, cupiditatum omnium, seciun esse secumque, ut di-
5 citur, viverel Si vero habet aliquod tamquam pabulum studii at-
que doctrinae, nihil est otiosa senectute iucundius. Mori vide-
bamus in studio dimetiendi paene caeli atque terrae G. Gaium,
familiarem patris tui, Scipio. Quotiens illum iux noctu aliquid
describere ingressum, quotiens nox oppressit, ciun mane coe-
10 pissetl Quam delectabat eum, defectiones solis et lunae multo
ante nobis praedicere! 50. Quid in levioribus studiis, sed tamen
acutis? Quam gaudebat bello suo Punico Naevius! quam Trucu-
1. prop(i)ter, Adv., Gegensatz
von procuL — tantum quantum
sat est gehort zu delectaiur,
§ 49. Das Leben im Geiste, wis-
senschaftliche und kunstlerische
Beschaftigungen bieten reinere Ge-
nusse, als die Sinne zu gewahren
im Stande sind.
2. illa bezieht sich auf das fol-
gende animum secum esse secum-
que vivere,
quanti sunt, Genetiv der Werth-
bestimmung bei esse,
3. stipendiis, die Kriegsdienste,
hier ubertragen auf die libido, am-
bitio u. ff., unter deren Gommando
wir in der Juge^id stehen.
5. ut dicitur, wie ut aiunt, um
den spruchwortlichen Gebrauch an-
« zuzeigen.
6. otiosa, nicht ^mussig", son-
dern „frei von Staatsgeschaften".
Ygl. de offic. in, c. 1 den Ausspruch
des Scipio Africanus maior: num-
quam se minus otiosum esse, quam
cum oUosus, necminussolum, quam
eum solus esset,
7. mori videbamus in siudio —
terrae, d. i. wir sahen, wie er bis
zu seinem Tode seinen astronomi-
schen Studien oblag. Vgl. Horat.
epist. I. 7. 85 Immoritur studiis.
paene gehort zu caeli atque ter-
rae, die zusammen das Weltall aus-
machen.
8. C, Galum, G. Sulpicius- Ga-
lus, wegen seiner ausgezeichneten
Kenntniss der griechischen Littera-
tur und der Astronomie beruhmt.
Als tribunus militum unter Aemi-
lius Paullus gegen Perseus kam-
Sfend, machte er sich dadurch ver-
ient, dass er durch das Yorhersagen
einer Mondfinsterniss die Soldaten
von der Furcht wegen boser Vorbe-
deutungen befreite Liv. XLIV, c.37.
9. aUquid describere, von Erd-
und Himmelskarten zu verstehen.
11. multo ante, als sie eintraten.
Vgl, c. 6, § 18: Carlhaffini male
iam diu cogitanti bellum ante de-
nunUo,
in levioribus studiis, hier auf
die Poesie, sonst auch auf Malerei,
Bildhauerkunst, uberhaupt auf alle
Beschaftigungen , die nicht im nn-
mittelbaren Dienste des Staates
stehen, zu beziehen.
sed tamen acutis, die aber doch
Scharfe des Geistes verlangen.
12. quam gaudebat beUo suo
Punieo Naevius! Das belhim Pu-
nicum ist ein episches Gedicht uber
den ersten punischen Krieg, der
erste Versuch, einen aus der ro-
mischen Geschichte entlehnten Stoff
zu behandeln. Ueber Navius s. c. 6,
§ 20.
quam TructUento Plautus ! Tru-
culentus (Griesgram), der Titel ei-
ner uns noch vhaltenen Komodie
von Plautus. T. Maccius Plautus,
der begabteste Lustspieldichter der
Romer, von dessen etwa 130 Ko-
56
GATO MAIOR. c. 14, § 50.
lenlo Plautusl quam Pseudolol Yidi etiam senem Livium; qui cum
sex annis ante, quam ego natus sum , fabulam docuisset Centone
Tuditanoque consulibus, usque ad adulesceutiam meam pro-
cessit aetate. Quid de P. Licinii Grassi et pontificii et civilis iuris
studio loquar? aut de huius P. Scipionis, qui his paucis diebu^ 5
pontifex maximus factus est? Atque eos omnes, quos conunemor
ravi, his studiis flagrantes senes vidimus. M. vero Cethegiim, quem
recle Suadae medullam dixit Ennius, quanto studio exerceri in
dicendo videbamus etiam seneml Quae sunt igitur epularum aut
ludorum aut scortorum voluptates cum his voluptatibus compa- 10
randae? Atque haec quidem studia doctrinae; quae quidem pru-
dentibus et bene institutis pariter cum aetate crescunt, ut hone-
mddien uns noch 20 ubrig sind.
£r war in dem umbrischen Flecken
Sarsina geboren, ein alterer Zeit-
genosse des Ennius, und starb um
184 V. Chr.
1. quam Pseiidolo! Pseudolus,
eine uns ebenfalls noch erhaltene
Komodie des Plautus.
senem Livium, Livius Androni-
cus, der Erste, welcher ein Schau-
spiel zu Rom anf die Buhne brachte.
Er war ein geborener Grieche aus
Tarent, kam als Gefangener nach
Rom, unterrichtete dort die Kinder
eines vomehmen Roniers, Livius
Salinator, und erhielt von diesem
Namen und Freiheit. Seine la-
teinische Odyssee hat sich bei
den Romem lange Zeit als Schul-
buch erhalten.
2. sex annis ante sqq., also 240
V. Ghr., unter dem Gonsulate des^
G. Glaudius Gento, des Sohnes von
Appius Glaudius Gacus, und M. Sem-
pronius Tuditanus.
fabulam docere, ein Stuck den
Schauspielern einstudiren (^«^a-
oitsw) und auf die Biihne bringen,
d. i, aufffihren.
4. quid de P, Licinii Crassi —
loquar? S. c. 9, § 27.
5. de huius P, Scipionis, des
jetztlebenden Sc Es ist P.
Gorneiius Scipio, genannt Gorculum
= Sapiens. Vgl. c. 5, § 14: hi
eonsules,
his paucis diebtis, Tor wenigen
Tagen von heute an gerechnet,
wie immer htc bei Zeitbestimmun-
gen.
7. M, vero Cethegum, VgL c 4,
§ 10. Ueber ihn Gic. Brutus c. 15,
§ 57: Quem vero exstet^ et de
quo sit memoriae proditum, elO'
quentem fuisse et ita esse habi-
tum, primus est M, Comelius Ce-
thegus, cuius eloquentiae estauctor
et idoneus mea quidem sententia
Ennius,
8. Suadae med, Suada die Got-
tin der Beredsamkeit, Jlei&ca.
Ennius. Vgl c. 1, § l. Die Worte
des Ennius uber Gethegus sind im
Brutus c. 15, §§ 57—59 enthallen:
— is dictust ollis popularibus
olim,
qui tum vivebant homines atque
aevum agitabant,
flos deUbatus populi Suadaeque
meduua,
1 li comparandae, Das Gerundi-
vum in der Bedeutung Mkonnen"
nur in negativen Satzen ; hier, weil
in dem Fragesatze die Negatiou ent-
halten ist (vgl. c. 18, § 64: quae
sunl igitur voluptates corporis
cum auctoriiatis praemiis compa-
randae); sonst in der Bedeutung
„mussen, sollen**.
atque haee quidem studia do-
ctrinae, Hiermit geht er von den
wissenschaftlichen und kunstleri-
schen Studien zu anderen Beschaf-
tigungen, dem Ackerbau, Weinbau
CATO MAIOR. c. 14, § 50 — c. 15, § 51. 52.
57
stum illud Solouis sit, quod ait versiculo quodam, ut ante dixi,
senescere se mulla in dies addiscentem ; qua voluptate animi nulla
certe potest esse maior.
51. Venio nunc ad voluptates agricolarum , quibus ego in- 15
5 credibiliter delector ; quae nec ulla impediuntur senectutc et mibi
ad sapientis vitam proxime videntur accedere. Habent enim ra-
tionem cum terra, quae numquam recusat imperium, nec um-
quam sine usura reddit, quod accepit, sed alias minore, plerumque
maiore cum faenore. Quamquam me quidem non fructus modo,
10 sed etiam ipsius terrae vis ac natura delectat. Quae cum gremio
mollito ac subacto sparsum semen excepit, primum id occaecatum
cobibet, ex quo occatio, quae boc efQcit, nominata est; deinde
tepefactum vapore et compressu suo diffundit, et elicit herbe-
scentem ex eo vinditatem ; quae nixa fibris stirpium ^ensim adu-
15 lescit, cuhnoque erecta geniculato vaginis iam quasi pubescens
includitur; e quibus cum emersit, fundit frugem spici ordine
structam, et conti*a avium minorum morsus munitur vallo arista-
rum. 52. Quid ego vitium ortus, satus, incrementa commemo-
rem? Satiari delectatione non possum, ut meae senectutis re-
20 quiem oblectamentumque noscatis. Omitto enim vim ipsam om-
u. s. w., uber, die, wie er sagt,
dem Greise nicht minder reinen Ge-
nus8 zufuhren.
I. iUud Solonis , iener Ausspruch .
des Solon'', s. c. 8, § 26.
4. quibus ego — delector, Gato
hatte selhst ein Buch de re rustica
geschrieben. S. die Einleitung und
zu c. 15, § 54.
6. nec — et, s. zu c. 15, § 53.
6. habent enim rationem cum
terra, das Yerhaltniss des creditor
(agricola) zum debitor (terra), wie
sich aus den folgenden Worten nec
umquam sine usura reddit, quod
accepit ergiebt.
7. recusat imperium, Ygl. Tacit.
Germ. c. -26. sola terrae seges im-
peratur.
6. plerumque entspricht dem
Torhergehenden aUas,
9. quamquam me quidem —
delectat, Vgl. c. l^ § 1.
II. occaecatum, unsichtbar ge-
macht.
12. ex quo occaHo — nominata
est, Falsche Etymologie. Occatio
kommt von oceare eggen her, was
gar nichts mit caecus, wovon oc-
caecatuSy gemein hat.
14. quae nixa fibris — adulescit,
j^aenicht wie das vorhergehende
qtiae cum gremio sqq. auf terra
zu beziehen, sondern auf viriditas:
das aus dem Samenkorn aufspries-
sende Grun wachst, durch Wurzel-
faden in der Erde festgehalten, all-
mahlich heran.
16. spici ordine structam, „Kai'
gebaut in der Ordnung der Aehre*",
d. i. in regelmassiger Aehrenform
aufgereiht.
19. ut meae senectulis requiem
— noscatis, nicht abhangig von
satiari non possum, sondern von
einem hinzu zu denkenden Satze:
„das sage ich euch*", eine Ellipse,
die auch unserer Sprache nicht
fremd ist. «Nicht genug kann ich
mich daruber freuen, ( ), damit ihr
wisst, worin die Erholung und der
Genuss meines Alters besteht^.
58
GATO MAIOR. c. 15, § 52. 53.
nium, quae geDerantur e terra, quae ex fici tantulo grano aut ex
acini vinaceo aut ex ceterarum frugum ac stirpium minutissimis
seminibus tantos truncos ramosque procreet; malleoli, plantae,
sarmenta, viviradices, propagines, nonne ea efficiunt, ut quemvis
cum admiratione delectent? Vitis quideni, quae natura caduca 5
est, et, nisi fulta est, ad terram fertur, eadem, ut se erigat, clavi-
culis suis quasi manibus, quidquid est nacta, complectitur; quam
serpentem multiplici lapsu et erratico ferro amputans coercet
ars agricolarum , ne silvescat sarmentis et in omnes partes nimia
fundatur. 53. Itaque ineunte vere in eis, quae relicta sunt, exsistit 10
tanquam ad articulos sarmentorum ea^ quae gemma dicitnr; a qua
oriens uva se ostendit, quae et suco terrae et calore solis auge-
scens primo est peracerba gustatu, deinde maturata dulcescit, ve-
stitaque pampinis nec modico tepore caret et nimios solis defen-
dit ardores. Qua quid potest esse cum fructu laetius, tum ad- 15
spectu pulchrius? Cuius quidem non utilitas me solum, ut ante
3. malleoliy beim Weinbau die
Fachser. Golumella III, 6: Malleo-
lus autem novelhts estpaJmes, in-
natus prioris anni flagello, cogno-
minatusque a simiUtudine rei,quod
in ea parte, quae deciditur ex
vetere sarmento prominens utrim^
que, malleoli (Hammerchen) speciem
praehet,
plantaey Setzlinge. Verg. Georg.
n, 23 : His plantas tenero absein-
dms de corpore matrum (vom
Mutterstamme) Deposuit sulcis.
. 4.sarmenta,B^e\seT,iungeZyve\%e,
welche vom Baume geschnitten und
der Erde wieder anvertraut, d. h.
anderwartsr gepflanzt werden; nur
dadurch unterschieden von plantae,
dass diese Ableger von dem schon
herangewachsenen Baume,und nicht
wie die plantae vom Stamme der
Mutter, sondern von den Aesten
oder Zweigen derselben genommen
werden.
viviradices, Ableger mit der
Wurzel. Golumella III, 1 4 : Sationis
autem duo sunt genera, matleoH
vel viviradicis, quod utrumque ab
agricolis usurpatur, et in provin-
ciis magis malleoH, Neque\ enim
seminariis student,* nec usum ha-
bent faciendae viviradieis,
propagines, Senker, die Art der
Fortpflanzung, bei welcher der Mut-
terstock nicht verletzt, sondern
von dem Mutterstocke aus einzelne
Zweige in die Erde geleitet wer-
den, um in ihr selbststandig Wur-
zel zu treiben. Drei Arten der-
• selben giebt Golumella de arbori-
bus c. Vn an. Vgl. Verg. Georg.
II, 26 : Siharumque aUae pressos
propaginis arcus ExspecUmt,
8. quam {vit,) serpentem — lapsu
— erratico, „und wenn er srch
hinschlangelt in regellosem Laufe'*.
9. ne silvescat sarmentis, -,,da-
mit seine Reiser nlcht ins Holz
gehen*.
11. existit, „tritt hervor*, zu
unterscheiden von exstat, Vgl. ewir
sistere c. 12, § 41. c. 20, § 74.
ad articulos, die Gelenke. Vgl.
§ 51 : culmus geniculatus,
ea, quae gemma dicitur, „das
sogenannte Auge**.
14. nec — et, einerseits nicbt
— andererseits.
15. fructu — adspectu, sonst
auch die Praposition ad statt des
Ablativs. Vgl. c. 16, § 57: me
usu uberius nee specie omathis.
CATO MAIOa c 16, § 54 — c. 16, § 55. 59
dixi, et natura ipsa sed etiam cultura delectat, adminiculorum
ordines, capitum iugatio, religatio et propagatio vitium, sarmen-
torum ea, quam dixi, aliorum amputatio, aliorum immissio. Quid
ego irrigationes, quid fossiones agri repastinationesque proferam^
5 quibus fit multo terra fecundior? 54. Quid de utilitate loquar
stercorandi? Dixi in eo libro, quem de rebus rusticis scripsi. De
qua doctus Hesiodus ne verbum quidem fecit , cum de cultura
agri scriberet. At Homerus, qui multis, ut mihi videtur, ante sae-
culis fuit , La^rtam lenientem desiderium , quod capiebat e filio,
10 colentem agrura et eum stercorantem facit. Nec vero segetibus
solum et pratis et vineis et arbustis res rusticae laetae sunt , sed
hortis etiam et pomariis, tum pecudum pastu, apium examinibus,
florum omnium varietate. Nec consitiones modo delectant , sed
etiam insitiones, quibus nihil invenit agri cultura soUertius.
15 55. Possum persequi permulta oblectamenta rerum rusti- 16
carum ; sed haec ipsa , quae dixi , sentio fuisse longiora. Igno-
scetis autem; nam et studio rerum rusticarum provectus sum, et
senectus est natura loquacior, ne ab omnibus eam vitiis videar
vindicare. Ergo in hac vita M'. Curius, cum de Samnitibus, de
20 Sabinis, de Pyrrho triumphasset, consumpsit extremum tempus
2.capitiimiugatio,d\eyeTb\iiduB^ xai 7](i4qai„ Ueber Hesiod vgl. c.
der Pfahlkopfe durch Querlatten. 7, § 23.
propagatio vitium, das Weiter- 9. Laertam lenientem — sterco-
ziehen der Weinstocke an den rantem facit. Ueber facit s. zu c.
Latten. I^ § 3; lenientem wie c. 4, § 10
sarmentorum ea, quam dixi, dimdenti; zur Sache vgl. Homer
aliorum amputaUo bezieht sich Od. XXIY, 224:
auf die Worte $ 52 : quam ser- rov 9^ olov narig bvqsv ivxri-
pentem - coercetars a^oolarum, fiiv^ iv dXanj
ne silvescat sarmentis. XtarQsvovra fvrov
aliorum immissio, das Wachsen- „me er die Gewachse umgrub^,
lassen, geht auf § 53: . . en eis, womit wahrscheinlich das Dungen
quae reUcta sunt, exisUt tamquam verbunden zu sein pflegte.
ad articulos sarmentorum ea, quae 13. eonsitiones — insitionesy die
gemma dicitur, mannigfachen Arten des Anpflan-
4. repastinaiiones , das Wieder- zens und des Pfropfens.
umgraben mit dem pastinum {ferra- 16. possum persequi. Wir setzen
mentum, bifurcumy quo semina den Gonjunctiv.
panguntur). 17. provectus sum, „ich bin fort-
6. dixi in eo Ubro, quem de' geffihrt, fortgerissen worden**. Vgl.
rehus rusticis scripsi. Die auf uns c. 9, § 28.
wenn auch nicht ganz unverHilscht 18. ne ab omnibus eam vitiis
gekommene Schrift fuhrt den Titel videar vindicare. Vgi. zu ut meae
de re rustica. senectutis — noscatis § 52. —
7. Hesiodus ne verbum quidem Fitiisvidearvindicare,^X^ietdii\Qiti.
fecity cum de cvUura agri seri- Vgl. c. 11, § 88.
beret, in seinem Lehrgedicbte ^Qya 19. 3f. Curius. s. c. 6, § 15.
60
GATO MAIOR. C 16, § 55. 56.
aetatis. Cuius quidem ego villam contemplans — abest enim
non longe a me — admirari satis non possum vel hominis ipsius
continentiam vel temporum disciplinam. Curio ad focum sedenti
magnum auri pondus Samnites cum attulissent, repudiati sunt.
Non enim aurum habere praeclarum sibi videri dixit, sed eis, qui &
haberent aurum, imperare. 56. Poteratne tantus animus non
efficere iucundam senectutem? Sed venio ad agricolas, ne a me
ipso recedam. In agris erant tum senatores, id cst senes; siqui-
dem aranti L. Quinctio Cincinnato nuntiatum est, eum dictatorem
esse factum; cuius dictatoris iussu magister equitum C. Servilius 10
Ahala Sp. Maehum, regnum appetentem, occupatum interemit.
A villa in senatum arcessebatur et Curius et ceteri senes; ex
quo, qui eos arcessebant, viatores nominati sunt. Num igitur
horum senectus miserabilis fuit, qui se agri cultione oblectabant?
Mea quidem sententia haud scio, an nulla beatior possit esse; 15
neque solum officio, quod hominum generi universo cultura agro-
rum est salutaris, sed et delectatione , quam dixi, et saturitate
I. cuitix quidem, s. zu c. 4, § tO.
3. dCscipHnam, das (richtige)
Verhaltniss der Unterordnung des
Lernenden (discipulus) unter den
Lehrer, des Zoglings unter den
£rzieher, daher ^Zucht**, wie bei
uns in der Bedeutung Mgute Zucht".
ad focum sedendi, Bei Plutarch
Gato c. 2 wird noch hinzugeffigt,
dass er Ruben gekocht habe.
poteratne — non efjficere. Non
potest non a» necesse- est, «musste
nicht eine so erhabene Denkungs-
art das Alter erfeulich machen?''
9. L, Quinctius Cincinnatus,
zum Dictator gewahlt, um dem
von den Aec[uern hart bedrangten
Gonsul L. Minucius Angurinus 458
H^fe zu bringen, befreit das um-
zingelte Heer, entsetzt ihn aber
seiner Wurde. S. Liv. ffl, 26—29.
10. C, Servilius Ahala . . . Das
hier erzahlte Ereigniss ^llt spater,
439, als L. Quinctius Gincinnatus
zum zweiten Male Dictator war.
II. Sp. MaeHum, Zur Zeit einer
Hungersnoth (440) hatte Sp. Mae-
lius, von welchem viel Getreide
aufgekauft worden war, durch un-
entgeltliche Vertheilung desselben
einen grossen Anhang sich ver-
schafft. Als er vor Gincinnatus zur
Rechtfertigung geladen nicht er-
schien, wurde er vom Magister
Equitum Ahala getodtet Liv. IV,
13—16.
regnum^ die Kdnigswurde.
occupatum interemit, „£r kam
ihm zuvor und tddtete ihn.*'.
13. viatores, „Landboten%
gewisse Amtsdiener der Magistrats-
personen, so genannt, wie G. meint,
von dem Wege (via), den sie M
ihren Bestellungen zuruckzulegen
hatten.
15. kaud scio, an nulla, ^ich
weiss nicht, ob irgend eine
(senectus) gluckseliger sein kann''.
Dagegen c. 20, § 73: Sed haud
scio, an melius Ennim, ^oh
nicht besser Ennius sidi aus-
spricht". c. 20, §74: Moriendum
enim certe est, et id incertum, an
hoc ipso die, „ob nicht noch
heute".
16. neque solum offieio, „iind
nicht nur in Bezug auf ihren Wir-
kungskreis*".
17. saturitate copiaque «flittte*,
d. i. „reiche Fulle".
CATO MAIOR. c. 16, § 56—58 — c. 17, § 59.
61
copiaqiie rerum omnium, quae ad victum hominum, ad cultum
etiam deorum pertinent, ut, quoniam haec quidam desiderant, in
gratiam iam cum voluptate redeamus. Semper enim boni assi-
duique domini referta cella vinaria, olearia, etiam penaria est,
5 villaque tota locuples est ; abundat porco , haedo , agno , gallina,
lacte , caseo, melle. lam hortum ipsi agricolae succidiam alteram
appellant. Conditiora facit haec supervacaneis etiam operis aucu-
pium atque venatio. 57. Quid de pratorum viriditate aut arborum
ordinibus aut vinearum olivetorumve specie plura dicam? Brevi
10 praecidam: agro bene culto nihil potest esse nec usu uberius
nec specie ornatius; ad quem fruendum non modo non retardat,
verum etiam invitat atque allectat senectus. Ubi enim potest
illa aetas aut calescere vel apricatione melius vel igni, aut vi-
cissim umbris aquisve refrigerari salubrius? B8. [Sibi habeant
15 igitur arma, sibi equos, sibi hastas, sibi clavam et pilam, sibi na-
tationes atque cursus; nobis scnibus ex lusionibus multis talos
relinquant et tesseras ; id ipsum utcumque lubebit, quoniam sine
eis beata esse sencctus potest.]
59« Multas ad res perutiles Xenophontis libri sunt, quos 17
20 legite, quaeso, sludiose, ut facitis. Quam copiose ab eo agricul-
tura laudatur in eo libro, qui est de tuenda re familiari, qui
2. ut — redeamus. Vgl. zu
c. 15, § 52.
6. iam hortum sqq. lam druckt
den Uebergang zu etwas Neuenx
aus, „ferner**.
succidiam alteram appellant,
'eine zweite Speckseite*, wegen des
yielseitigen Nutzens, den beide ge-
wahren. Wie unentbehrlich die
Schweinezucht, zeigt Varro de re
rustica III, 4: Quis fundum coUt,
quin sues.habeat et qui non audie-
rit patres nostros dicere, ignarrum
et sumptuosum esse, qui succidiam
in camario (Fleischkammer) sus-
penderit potius ab lanario (Fiei-
scher) quam ex domestico fundo ?
7. conditiora facit haec — ve-
natio. Sinn: Alle diese mit der
Landwirthschaft nothwendig ver-
bundenen Arbeiten {haec) erhalten
noch eine Wurze durch die nicht
nothwendigen (supervacaneae), aber
angenehmen Beschaftigungen (ope-
rae)y zu welchen den Landleben
einladet. Vogelfang und Jagd.
8. arbor. ordin., s. c. 17, § 59.
10. usu, „'m Bezug auf den
i n n e r e n Werth" . Species dagegen
der aussere Anblick. S. zu c. 15,
§ 53.
11. ad quem fruendum, Zumpt
§ 657.
14. sibi habeant igitur, namlich
die jungen Leute.
15. clavam. ^ Veget. de re milit.
2, 1 1 : Clavas ligneas pro gladiis
tironibus dabant: eoque modo exer-
cebantur ad palos.
16. talos — et tesseras. Tali
{affTQayaXoi) , ursprunglich aus
Thierknocheln, spater aus verschie-
denem Metall gefertjgt, hatten nur
vier ebene Flachen, zwei einan-
der gegeniiberstehende waren un-
eben oder gerundet. Tesserae
(xvfioi) ganz wie die bei uns ge-
brauchlichen Wurfel.
2\. de tuenda re famiKari, oixo-
vo/itxos, vom guten Hauswesen.
G2
CATO MAIOR c 17, § 59.
'OecoDomicus' inscribitur! Atque ut intellegatis, nihil ei tam .
regale videri, qnam studium agri colendi, Socrates in eo libro
loquitur cum Critobulo, Cyrum minorem, Persarum regem, prae-
stantem ingenio atque imperii gloria, cum Lysander Lacedaemo-
nius, yir summae virtutis, venisset ad eum Sardis eique dona a 5
sociis attulisset, et ceteris in rebus communem erga Lysandrum
atque humanum fuisse et ei quendam consaeptum agrum dili-
genter consitum ostendisse. Cum autem admiraretur Lysander
et proceritates arborum et directos in quincuncem ordines et
humum subactam atque puram et suayitatem odorum, qui adfla- 10
rentur e floribus, tum eum dixisse, mirari se non modo diligen-
tiam, sed etiam sollertiam eius, a quo essent illa dimensa atque
discripta; et Cyrum respondisse: Atqui ego ista sum omnia
Die hier beruhrte Steiie steht c. IV,
20 — 25. Cicero'8 Uebersetzung
halt sich nicht streng an den Text.
2. regale, ^eines Fursten wtir-
dig", zu unterscheiden von re-
gium.
Socrates in eo tibro loquitur.
Eilipse, ahnlich der c. 15, § 52
angezeigten. Einzuschalten ist in
Gedanken: so wisset, dass So-
krates . . .
3. Cyrum minorem, der ein
Sohn des Darius II, mit Hulfe der
Griechen (Xenophon) seine An-
spruche auf den Thron gegen sei-
nen Bruder Artaxerxes II Mnemon
geltend zu machen suchte, aber in
dem ungliicklichen Treffen bei Ku-
naxa 401 seinen Tod fand.
Persarum regem, nicht K o n i g ,
sondern Ffirst, aus koniglicher
Familie, fiaffiXsve Xenophon. Oec.
IV, 16. Vgl. Cic. Verr. IV, 27;
Reges Syriae, regis Antiochi fiUos
pueros, scitis Romae nuper fuisse,
4. Lysander Lacedaemonius, der
Sieger von Aegospotamos 405.
6. communem, wie xoivds der
nicht von Andern sich absondert,
sondern mit ihnen in gemeinschaft-
Hchem Verkehr lebt, daher von
hoher Stehenden leutselig. Vgl.
Cic. ad famil. IV, § 2. An qui in
heUo, cum omnium nostrum con-
iunctum esset periculum, suo et
certorum hominum minime pru-
dentium consilio uteretur, eum
magis communem (npopularer**)
censemus in victoria ftiturum
fuisscy quam incertis in rebus
ftnsset? Erga wie in bei aequa-
bilis. Tac. Ann. VI, c. 31: aequa-
bilis in suos,
7. consaeptum agrum « na^"
Setaov,
9. directos in quincuncem or-
dines, in Gestalt der romischen
Funf, so dass je 3 immer dem Zahl-
zeichen V gleichen. Im Original
rV, 21 : i&av/Lta^ev atnov 6 jiv"
ffav8M>e^ (oe xaXa uiv ta 8ev8^
sXri^ 01 Xaov 8i tu Ttaqyurevuiva,
oq&oi 8i oi aTlxo^^rav 8evooofv,
svytovia (geradwinklig) 8i Ttavra
xaXwe eXij.
humum subactam atque puram,
Davon steht bei Xenophon nichts.
10. et suaviiateni odorum — e
floribus. Im Original (6e
offfiai 8i TtoXXai xai ^8auu avfi'
na^o/ia^olev avroTe Tta^iytarovai*
11. mirari se sqq. Xenoph.: oJU'
iyto roi, a) Kv^e, Ttavra fikv
ravra d^avfia^a) ini r^ xaXXe&f
TtoXv 8i fiaXXov ayafiai rov xceta-
fAsr^aavroe aoi xai 8uiraSavroe
ixaara ravra.
12. dimensa, passivisch, wie
adeptam c. 2, § 4.
13. discripta, Discribere «= 8&a-
GATO MAIOR. c. 17, § 59. ^.
63
dimensus; mei sunt ordines, mea discriptio; multae etiam istarum
arborum mea manu sunt satae^ Tum Lysandrum, intuentem
putpuram eius et nitorem corporis ornatumque Persicum multo
auro multisque gemmis, dixisse: 'Rite vero te, Cyre, beatum fe-
S runt, quoniam virtuti tuae fortuna coniuncta esf . 60. Hac igi-
tur fortuna frui licet senibus, nec aetas impedit, quo minus et
ceterarum rerum et in primis agri colendi studia teneamus usque
ad ultimum tempus senectutis. M. quidem Valerium Corvinum
accepimus ad centesimum annum perduxisse, cum esset acta iam
10 aetale in agris eosque coleret ; cuius inter primum et sextum
consulatum sex et quadraginta anni interfuerunt. Ita, quantum
taaaeiv. Verschieden c. 2, § 5 de-
scribere,
1. atqui^ ,nua\ Bei Xenophon
roiwv,
2. tum Lysandrum sqq. Bei
Xenophon ausfuhrlicher : xai 6
AvaavBqos iwrif aTtXofikdwas sis
avrov xai idofv rcav rs i/iariatv
ro xdXlos (vv elxs xai rrjs oa/irjs
aia&o/isvos xal rStv axqsitxmv
xai latv ipsXkioiv ro xdXXos, xai
rov dXXov xoa/iov ov elxevy siTtsXv,
ri Xiysts ; ydvaif af Kv^e' rj ydq
av rais x^Q*'^ rovrojv n itpvrevaas;
xai rov Kvqov dnox^ivaa&aij
d^avfidl^sisrovro; itptjyOiJivaavdqs,
^OfjLwui aot rov Mi&^ijv, orav
Tteg vyiaivaf, firj nconore SeiTtvjj'
aai Tt^iv ISocaaai ^ rcov itoXsfii-
xc5v T« ^ rcov yswQyixm^ H^oiv
fisXsroav, dsi ovv yi rt ^iXortfiov'
fisvos' xai avros fjidvroi, itpri 6
A.f dxovaas ravra, Ss^Koaaad^ai
rs avrov xai stTtsXv, Sixaicas (bei
Gic. rite) fiot SoxsXs, il^r], i Kvos,
svSaifuov stvar dya&os ydq mv
svSatfiovsXs.
5. quoniam virtuti tuae fortuna
coniuncta est, »weil sich zu deiner
Tugend das Gluck geselit". Gicero
andert den Sinn des Originals, in-
dem er, wie aus dem folgenden
Hac igitur fortuna ersichtiich ist,
fortuna betont, wahrend im Grie-
chischen, wie der Zusammenhang
zeigt, auf virtus der Nachdruck
liegt, «weil deine hohe Stellung
(als Furst) mit virtus verbunden
isf*. Gicero hat offenbar, wie eine
Yergleichung mit dem Texte zeigt,
die ganze Stelle nur fluchtig uber-
tragen, yielleicht gar aus der Er-
innerung angefuhrt. Vgl. die Ein-
leitung S. 12. 13.
8. M. quidemFalerium Corvinum.
Er zeichnete sich zuerst im Kriege
mit den Galliern (349) als tribun.
milit. aus, indem er gegen einen
Gallier siegreich im Zweikampfe
war. Der Umstand, dass in dem-
selben ein Rabe auf seinen Helm
geflogen und ihm geholfen, ver-
schaffte ihm den Beinamen Gorvi-
nus. Liv. VII, 25. 26. Spater that
er sich im ersten samnitischen
Kriege hervor.
9. perduxisse, namlich agri co^
lendi studia.
acta iam aetate, „als er die
besten Lebensjahre schon zuruck-
gelegt hatte"; acta iam aetas wie
exacta aetas = seneclus, so dass
^aetas*^ „Zeit der Kraft" bedeutet.
Vgl. Gic. ad familiares VI, 4, § 4.
Adiuvat etiam aetas et acta iam
aetas.
10. cuiu>s inter primum et sex-
tum consulatum. Zum ersten Male
wurde er wegcn des vorher er-
wahnten Zweikampfes schon in
seinem 24. Jahre Gonsul 348. Liv.
Vn, 26. Das sechste Mal war er
es 299. Liv. X, 11.
1 1 . sex et quadraginta anni in-
terfuerunt. Nach der vorstehenden
Angabe kommen nicht 46^ sondern
\
64
CATO MAIOR. c. 17, § 60. 61.
spatium aetatis maiores ad senectutis initium esse voluerunt,
tantus illi cursus honorum liiit. Atque huius extreraa aetas hoc
beatior, quam media, quod auctoritatis habebat plus, laboris mi-
nus. Apex est autem senectutis auctoritas. 61. Quanta fuit in
L. Caecilio Metellol quanta in A. Atilio Calatinol in quem illud 5
elogium :
Hunc anum plurimae co | sentiunt gintes
Popli primariiim fu \ ise virum \ y^-^-^
Notum est id totum carmen , incisum in sepulcro. lure igitur
gravis, cuius de laudibus omnium esset fama consentiens. Quem 10
virum nuper P. Crassum, pontiticem maximum, quem postea
M. Lepidum, eodem sacerdotio praeditum, vidimusl Quid de
49 Jahre heraus. Gicero folgt der
Aera des Cato, welcher die Jahre
vor Chr. Geb. 324, 309, 301 den
nachst vorhergehenden Jahren hin-
zufiigt, in der Meinung, dass die
Dictatoren (324 L. Papirius Cursor,
309 L. Papirius Cursor zum zwei-
ten Ma]e, 301 Q. Fabius Max.
RuUianus zum zweiten Male, M.
Valerius Corvus zum zweiten Male)
nicht uber das Jahr der Magistrate,
von denen sie ernannt worden,
hinaus ihr Amt verwalten konnten.
quantum spatium — voluerunt^
iantiis — fuit Er hat so viele Jahre
hindurch Aeroter im Staate beklei-
det, ais unsere Vorfahren von der
Oeburt des Menschen bis zum Be-
ginn der senectus zu zahlen pfleg-
ten, d. i. 45 J. Mit dem 40. Jahre
hSrte die Verpflichtung zum Kriegs-
dienste ausserhaib der Mauern auf
und man trat in die Centuriae Se-
niorum.
3. media, das Alter zwischen der
adulescentia und der senectus, S.
c. 20, § 76.
4. apex, poet. Wort, die Spitze,
das Hochste ; ursprunglich das spitz-
zuiaufende Filzbarett der Priester.
in L, Caec, Metelloy s. c. 9, § 30.
5. in A. AUlio Calatino, im
ersten punischen Kriege zweimal
Consul, 249 Dictator.
elogium, Inschrift auf eroem Grab-
denkmale, wie sich aus Cic. de fin.
n, c. 35, § 116 ergiebt, wo dieselbe
Inschrift mit folgenden Worten ein-
geleitet wird: Non [elogia monu-
mentorum id signifieant, vetut hoc
ad portam: Hunc unufH saq,;
und in unserer Stelle aus den ^pr-
ten incisum in sepulcro,
S. ftiise, alte Form fur fuisse,
9. id totum carmen, earmen
dasselbe, was oben elogium ge-
nannt ist ; wahrscheinlich hatte die
Grabschrift wie zwei ahnliche uns
erhaltene Scipionen - Grabschriften
sechs Verse, von denen hier nur
zwei angefuhrt sind. Das Vers-
maass ist das Satumische, dessen
Grundform folgende ist:
die aber haufig verk&rzt erscbeint.
So fehlt hier im ersten der beiden
Verse die vorletzte Thesis. Auf-
losungen der Arsen sind gestattet.
10. cuius de laudibus — essel
fama consentiens &» cum de eius
Imidihus — essetfama consentiens,
quem virum nuper P, Crassum
— vidimus, „Wa8 fiir einen Mann
haben wir in . . . gesehen ?" Fidere
mit dem doppelten Accus., wie die
Verba „fur etwas halten*', „zu et-
was roachen*' u. a.
11. P, (Licinium) Crassum, s.
c. 9, § 27.
12. M,(Aemilium) Lepidum, 180
Pontifex roaximus; 179 zum Gensor
erwahlt, versohnte er sich mit sei-
nem Collegen M. Fulvius Nobilior,
mit welchem er lange in Feind-
CATO MAIOa c. 17, § 61 — c. 18, § 62. 63.
65
Paullo aut Africano loquar? aut, ut iam ante, de Maximo? qup-
rum non in sententia solum , sed etiam in nutu residebat aucto-
ritas. Habet senectus honorata praesertim tantam auctoritatem,
ut ea pluris sit, quam omnes adulescentiae voluptates.
5 62. Sed in omni oratione mementote, eam me senectutem 18
laudare, quae fundamentis adulescentiae constituta sit. Ex quo
efficitur id, quod ego magno quondam cum assensu omnium
dixi, miseram esse senectutem, quae se oratione defenderet.
Non cani nec rugae repente auctoritatem arripere possunt, sed
10 honeste acta superior aetas fructus capit auctoritatis
extremos.
63. Haec enim ipsa sunt honorabilia , quae videntur levia
atque communia, salutari, appeti, decedi, assurgi, deduci, reduci,
consuli, quae et apud nos et in aliis civitatibus, ut quaeque optime
15 morata est, ita diligentissime observantur. Lysandrum Lacedae-
monium, cuius modo feci mentionem, dicere aiunt solitum, Lace-
daemonem esse honestissimum domicilium senectutis; nusquam
schaft gelebt hatte, im Interesse
des Gemeinwohls. Liy. epitome
XLVUI sagt Yon ihm: princeps
senatus ab sextis iam censoribus
lectus,
de Paullo, der c. 9, § 29 L. Ae-
milius genannte. Ueber African,
c. 6, § 19. '•Ueber Maximus c. 4.
1. iam ante, S. c. 4, § 10.
3. honorata praesertim; zumal
wenn sie honorata ist. Ueber
honorata s. zu c. 7, § 22.
§ 62. Aber freilich nicht jedes
Menschen Greisenalter preise icb,
sondern nur das auf eine tuchtige
Jugend begrundete. Fundamenta
adulescentiae erklart durch honeste
acta superior aetas am Ende des §.
S.miseram esse senectutem, quae
se defenderety weil, wenn die se-
nectus ware, wie sie sein soilte,
sie keiner Yertheidigung bedurfte.
Der Gonjunct. impf. defenderet
nach der Eigenthumlichkeit der La-
teiner, die Zeit des Nebensatzes
in die Zeitsphare des Hauptsatzes
{dixi) hinQbecjEuziehen. S. Gatonis
dicta memor, 71 ed. Jordan.
9. cani, substant. meist nur bei
Dichtern.
Cato Malor. 9. Aufl.
10. fructus capit auctoritatis
extremos, Die auctoritas ist die
letzte Frucht, welche einer honeste
acta superior aetas zu Theil wird.
Im Deutschen wurde also auctori-
tas als Apposition zu exiremos
fructus gesteilt werden. Vgl. de
offic. II, c. 5 : Est Dicaearchi liber
de interitu hominum, Peripatetici
magni et copiosi: qui collectis
ceteris causis eluvionis, pesti^
lentiae, vastitatis %(\(\.(„jmxi-
lich Ueberschwemmung" u. s. w.)
— deinde comparat,
13. appeti, aufgesucht, besucht
werden.
decedi, Decedere alicui, auf der
l^trasse Jemandem ausweichen, ihm
Platz machen.
deduci, Begleitung aus demHause,
wie c. 13, § 44.
14. consuU, Rath in Rechtsange-
legenheiten.
ut quaeque optime morata est,
ita diligentissime observantur.
Wir gebrauchen statt der Superia-
tive Gomparative: je melir, desto
mehr . . .
15. Lysandrum L,, cuius modo
feci menUonem, c. 17, § 59.
5
66
CATO MAIOR. c. 18, § 63—65.
enim taDtum tribuilur aetati, nusquam est senectus honoratior.
Quin etiam memoriae proditum est, cum Athenis ludis quidam
in theatrum grandis natu yenisset, magno consessu locum nus-
quam ei datum a suis civibus: cum autem ad Lacedaemonios
accessisset, qui, legati cum essent, certo in loco consederant, 5
consurrexisse omnes illi dicuntur et senem sessum recepisse.
64. Quibus cum a cuncto consessu plausus esset multiplex datus,
dixisse ex eis quendam, Athenienses scire, quae recta essent, sed
facere nolle. Multa in nostro coUegio praeclara, sed hoc, de quo
agimus, in primis, quod, utquisque aetate antecedit, ita sententiae 16
principatum tenet, neque solum honore antecedentibus, sed eis
etiam, qui cum imperio sunt, maiores natu augures anteponuntur.
Quae sunt igitur voluptates corporis cum auctoritatis praemiis
comparandae? quibus qui splendide usi sunt, ii mihi videntur
fabulam aetatis peregisse nec tamquam inexercitati histriones in 15
extremo actu corruisse. 65. At sunt morosi et anxii et iracundi
2. ludis^ Ablativ der Zeit, wie
gladiatoribus zur Zeit der festli-
chen Gladiatorenkampfe u. a.
3. tnagno consessu, Ablat. absoi.
5. certo in loco consederant, Die
in der Anweisyung besonderer Ehren-
platze im Theater bestehende Aus-
zeicbnung heisst Proedria.
6. senem sessum recepisse, Reci-
pere mit dem Supinum in der Be-
deutung eines Yerbums der Bewe-
gung, Platz machen, dass er kom-
men und sich setzen konnte.
9. in nostro collegio, das Auguren-
collegium.
10. ^2/0«? bestimmt naher das vor-
hergehende hoc, de quo a^mus,
„namiich dass*" . . .
ut quisque aetate antecedit, ita
sententiae principatum tenet. Die
in dieser Gonstruction ut quisque
— ita gewohnlichen Superlative
(wie c. 18, § 63: ut quaeque op-
time morata est, ita diligen-
tissime ohservantur) sind hier
in den Verben mit superlativ. Be-
griffe antecedit und principa-
tum tenet enthalten. Sententiae
prindpatum tenere heisst: zuerst
die Stimme abgeben.
11. honore antecedentibus, Ho-
nores sind hier alle obrigkeitlichen
und priesterlichen Aemter ansser
den mit dem imperium ausgestat-
teten militarischen und richterlichen
Wurden (Gonsulat, Pratur).
12. qui cum imperio sunL In der
Formel cum imperio esse bedeutet
imperium die militarische Gewalt
(imperium miliiare), die den Gon-
suln, Pratoren und den roit dem
Oberbefebl beauftragten Stattfial-
tern der Provinzen durch eine be-
sondere lex curiata ertheilt wnrde.
Dagegen bezieht sich in imperio
esse auf die mit dem Amte des
Gonsuls und Prators unmittelbar
verbundene richterliche Gewalt {im-
perium civile).
13. quae sunt — comparandae,,
S. c. 14, § 50.
15. fabulam aetatis peregisse
„das Lebensdrama bis zu Ende spie-
len«. S. c. 19, § 70.
16. corruisse. Corruere aus Man-
gel an Kraft zusanunensinken. Der
Sinn des Ganzen ist : Wer mit allen
Ehren, welche dem verdienten Al-
ter zu Theil werden, ausgezeichnet
stirbt, der hat Alles erreicht, was
im Leben zu erreichjen ist, also das
Lebensdrama bis zu Ende gespielt.
Wer aber friiher stirbt, ehe er noch
den Ruhm und die Anerkennmig
CATO MAIOR. c. 18, § 65.
>m
et difiiciles senes. Si quaerimus, etiam avari. Sed haec morum
vitia sunt, non senectutis. Ac morositas tamen et ea vitia, (^ae
dixi, habent aliquid excusationis , non illius quidem iustae, i^
quae probari posse videatur: contemni se putant, despici, illutfi;
5 praeterea in fragili corpore odiosa omnis offensio est. Qll|ie
tamen omnia dulciora fiunt et moribus bonis et artibus; idque61
cum in vita, tum in scaena intellegi potest ex eis fratribus, qui^ki
Adelphis sunt. Quanta in altero diritas, in altero comitasl Sic'4e
reshabet; utenimnonomne vinum, sic non omnis naturavetustale
r
das Pradicat hervor, welches difese
Beschrankung aussagt, der LatdUfer
dagegen das durch das Pronomen
(hier ilUm) wieder aufgenomme^e
seiner Thaten hat geniessen konnen,
der sinkt vor der Zeit dahin, wie
der Schauspieler, dem im letzten
Acte die Krafte versagen, dass er
nicht bis zu Ende zu spielen im
Stande ist.
at sunt morpsi . . . Neuer Ein-
wand der Gegner, dessen Wider-
legung mit: Sed haec morum vitia
sunt beginnt. Er gehort insofern
unter den dritten Anklagepunkt
(qiwd privet omnibus fere votupta-
tibus)j als die morositas u. s. w.
aus einem eingebildeten oder wirk-
lichen Mangel an voluptates und
an der aus diesen hervorgehenden
Befriedigung herruhrt.
1. difjficiles, denen man es nicht
recht machen (facere) kann, schwer
zu befriedigen, unleidlich.
si quaerimus, wenn wir der
Sache nachforschen, d. i. wenn wir
die Sache genau ansehen, wenn
wir aufrichtig sein woUen.* Oft
steht verum dabei : si verum quae-
rimus, Gato raumt nicht nur selbst
den Vorwurf ein, sondern geht noch
weiter als die Gegner : es giebt so-
gar geizige Greise.
sed haec morum vitia sunt, non
senectutis, ygl. c. 3, § 7 : omnium
istiusmodi querelarum in moribus
est culpa, non in aetate,
3. non illius quidem iustae, „die
freilich nicht ausreichend ge-
grundet ist". Wir heben bei einer
solchen Beschrankung einer Aus-
sage (hier : diese Fehler finden eini-
germaassen Entschuldigung; Be-
schrankung: diese Entschuldigung
ist freilich nicht ausreichend)
Subject oder Object, auf welcfi^s
die Beschrankung sich bezieht.' Dk-
her quidem nach ilHtis, nicht Mth.
iustae, Vgl. § 32. .'!*'>
4. contemni, despici, illudi, j^tii-
gerung: contemnere, mit Gleicn-
gultigkeit ansehen; despicere^ Q^^tt'
gensatz yon suspicere; illude¥e,
sein Spiel mit Jemandem treiben.
5. offensio, passivisch, das^P^-
leidigtwerden. Vgl. pro Murena 40,
87: misericordiam spoliatio (der
Verlust) consulatus magnam^Hu-
bere debet,
7. in Adelphis, Der Titel eines
uns noch erhaltenen Lustspieles vOn
Terenz. li Terentius aus Karthago,
Sklaye und spater Freigelassener
des Senators Terentius LucakWte,
yon dem er seinen Namen erhielt,
lebte zwischen der Zeit yom Eiide
des zweiten bis zum Anfange-^s
dritten punischen Krieges. Wir be-
sitzen yon ihm nur noch sechs Ko-
modien, Nachbildungen der neu^n
griechischen Komodie. v
8. in altero diritas, bei dem
einen der Brdder, und zwar bei
Demea. '^
in altero comitas, bei Micio.''-
sic se res hahet, Sic bezieht
sich auf das Vorhergehende. 'So
ist es. Die Naturen sind yersch^-
den, wie in den beiden Brudem
fiei Terenz. Wie nicht jeder Wein
durch das Alter sauer wird, so au>ch
nicht jeder Mensch.
5*
i r
68
CATO MAIOR. c. 18, § 65. 66. — c. 19, § 67. 68.
eoacescit. Severitatem in senectute probo, et eam, si-
cut alia, modicam; acerbitatem nullo modo. 66. Ava-
ritia vero senilis quid sibi velit, non intellego. Potest enim quic-
quam esse absurdius, quam, quo viae minus restat, eo plus viatici
quaerere? 5
19 Quarta restat causa, quae maxime angere atque solli-
citamhabere nostram aetatem videtur, appropinquatio mor-
tis, quae certe a senectute non potest esse longe. miserum
senem, qui mortem contemnendam esse in tam longa aetate non
viderit; quae aut plane neglegenda est, si omnino exstinguit ani- 10
mum, aut etiam optanda, si aliquo eum deducit, ubi sit futurus
aeternus. Atqui tertium certe nihil inveniri potest. 67. Quid
igitur timeam, si aut non miser post mortem aut beatus etiam
futurus sum? Quamquam quis est tam stultus, quamvis sit adule-
scens, cui sit exploratum, se ad vesperum esse victurum? Quiu 15
etiam aetas iila multo plures, quam nostra , mortis casus habet.
Facilius in morbos incidunt adulescentes ; gravius aegrotant;
tristius curantur. Itaque pauci veniunt ad senectutem ; quod ni
ita accideret, melius et prudentius viveretur. Mens enim et ratio
et consilium in senibus est; qui si nulli fuissent, nullae omnino 20
civitates fuissent. Sed redeo ad mortem impendentem. Quod
est istud crimen senectutis, cum id ei videatis cum adulescentia
esse commune? 6$. Sensi ego in optimo fiho, tu in exspectatis
1. severitatem, die auf das Wahre
und Rechte bedachte Sitten-
strenge; acerbitas, die herbe,
rauhe Form, in welcher wir mit
den Menschen verkehren.
2. avaritia — non intellego be-
zieht sich auf die kurz vorher-
gehenden Worte at sunt — etiam
avari,
6. quarta restat eausa, Vier-
terHaupttheil. (Vgl.c.5,§ 15:
quartam, quod haut procul absit
a morte),
solUdtam habere, in Unruhe ver-
setzen und darin erhalten. Vgl. ad
familiares XIV, 7 : omnes molestias
— quibus te miserrimam ^abui
(durch die ich dich so unglucklich
gemacht und in diesem Zustande
erhalten habe) — deposui,
14. quamquam, s. c. 1, § 1. Er
stcUt, sich selbst verbessernd, die
fruherstillschweigend zugestandene
Behauptung, dass das Greisenalter
vorzugsweise dem Tode nahe stehe,
in Abrede.
15. oui sit exploratum, „der es
sicher wusste*"
18. tristius curantur, Ihre Hei-
lung ist mit mehr Bekummeniiss
verbunden, weil sie schwieriger ist.
quod ni ita accideret, wenn
nicht so yiele jung sturben, wenn
es mehr alte Leute gabe, so wurde
mehr Besonnenheit in der Welt
sein.
20. nullae omnino civitaies tuU"
sent, Aehnlich der c. 6, § 20 aus-
gesprochene Gedanke.
23. in optimo fiUo, Er starb als
praetor designatus 1 52, also zwei
Jahre vor der Zeit, in welche der
Dialog fallt.
tu in exspectatis ad ampUssi-
mam dignitatem fratribus, zwei
jungere Bruder, von denen der eme,
CATO MAIOR. c. 19, § 68—70.
60
ad amplissimam dignitatem fratribus, Scipio, mortem omni aetati
esse commiUDem. At sperat adulesceDS , diu se victurum , quod
sperare idem seuex dod potest. iDsipieDter sperat. Quid enim
sttdtius, quam iucerta pro ccrtis habere, falsa pro veris ? At scDex
5 De quod speret quidem habet. At est eo meliore coudicioDe,
quam adulesceus, cum id, quod ille sperat, hic coDsecutus est.
IUe volt diu vivere , hic diu vixit. V (^* Quamquam , o dii boui I
quid est in hominis uatura diu ? Da euim supremum tempus;
exspectemus Tartessiorum regis aetatem ; fuit euim, ut scriptum
10 video, ArgauthoDius quidam Gadibus, qui octogiuta regDaverat
aDDOs, ccDtum vigiuti vixerat; sed mihi oe diuturuum quid^n
quicquam videtur, iu quo est aliquid extremum. Gum euim id
adveoit, tum illud, quod praeteriit, effluxit; tautum remauet, q«KMi
virtute et recte factis coDsecutus sis ; horae quidem ceduut et
15 dies et meuses et aDDi ; dcc praeteritum tempus umquam rever-
titur, Dec, quid sequatur, sciri potest. Quod cuique temporis ad
viveudum datur, eo debet esse coDtentus. 70« Neque enim
histrioui, ut placeat, perageuda fabula est, modo, in quocun^pie
fuerit actu, probetur, neque sapientibus usque ad 'plaudite ve-
20 niendum. Breve enim tempus aetatis satis longum es4
ad beue hoDesteque viveadum; sin processerit longius, dod
magis dolcDdum est, quam agricolae doleut, praeterita verDi
temporis suavitate aestatem autumuumque vcDisse. Ver enim
zwdlf Jahre alt, fanf Tage vor dem
Triumphe des Vaters, L. Aemilius
Paullus, uber den Perseus, der an-
dere, 14 Jahre alt, drei Tage nach
demselben starb.
5. at.est eo meliore sqq. ist die
Antwort auf den vorhergehenden
Einwand: At senex ne quod spe-
ret quidem habet. S. zu c. 11,
§ 35.
7. quamqtiam^ vgl. c. 1, § 1.
8. supremum tempus, das hochste
bei den Menschen vorkonmiende
Lebensalter.
9. Tartessiorum regis, Tartes-
sus, ein Staat an der Sudkuste von
Spanien, der Kuste von Afrlca ge-
genuber.
ut scriptum video, Herod.1, 163 :
Arganthonius lebte zur Zeit des
Cyrus, irv^avvevas $i, heisst es
dort, Ta^rjcffov oydtoxovra IVca,
iplwae $8 Ttdvra eucoai yeai ixarcv,
13. tantum remanet, ^nur so
viel bleibt".
14. consecutus sis =» consecuH
sumus, eonsecutus aliquis est,
16. quod cuique — datur, eo
debet esse contentus, Wir: Je-
der muss mit dem zufrieden sein,
was . . . Vgl. c. 10, § 33: tantum,
quantum potest quisque, nitatur,
18. peragenda est fabula, Vgl.
c. 18, § 64.
modo sa dummodo,
19. usque ad ^plaudite d. i.
bis zum Ende des Stucks, welcfies
mit der Aufforderung an die Zu-
scfiauer zu schliessenpflegte: PlaU'
dite,
22. vemi temporis suavitate, die
anmuthige Fruhlingszeit.
VgL c. 21, § 77: vitae modo atque
constantia.
lOi)
CATO MMOR. c. 19, § 70. 71 — c. 20, § 72.
20
tamquam adulescentiam significat ostenditque fructus futuros;
r^tttma tempora demetendis fructibus et percipiendis acconmio-
datftisunt. 71. Fructus autem senectutis est, ut saepe dixi, ante
partorum bonorum memoria et copia. Omnia autem, quae se-
cundiim naturam fiunt, sunt habenda in bonis. Quid est autem 5
tamssecundum naturam, quam senibus emori? quod idem con-
tilngit adulescentibus adversante et repugnante natura. Itaque
adulescentes mihi mori sic videntur, ut cum aquae multitudine
flammae vis opprimitur, senes autem sic, ut cum sua sponte, nulla
atiiibita vi, consumptus ignis exstinguitur; et quasi poma ex lo
arb^bus, cruda si sunt, vix evelluntur, si matura et cocta, deci-
dtiinti, sic vitam adulescentibus vis aufert, senibus maturitas; quae
qUMem mihi tam iucunda est, ut, quo propius ad mortem acce-
dam:^ quasi terram videre videar, aliquandoque in portum ex
loftga navigatione esse venturus. 15
'. '72. Senectutis autem nullus est certus terminus, recteque
iaiea vivitur, quoad munus officii exsequi et tueri possis [mor-
ton^e contemnere] ; ex quo fit, ut animosior etiam senectus sit,
quamadulescentia, et fortior. Hoc illud est, quod Pisistrato ty-
ranno a Solone responsum est, cum illi quaerenti, qua tandem
refretus sibi tam audaciter obsisteret, respondisse dicitur 'se-
niecl^te'. Sed vivendi est finis optimus, cum integra mente cer-
•^mi quasi = quemadmodum, al-
terthumlich. Vgl. Plaut. Aulul. 4, t,
^\ qui amantt hero servit^ quasi
e^Q servio, Gicero scheint mit
Absicht hier und da in die-
s-^er .Schrift Archaismen, die
der Zeit des Gato angeho-
r/e^n j, angewendet zu haben.
Danfn zu rechnen sind die vielen
passiivisch gebrauchten Deponentien
(z.^,^. 2, § 4. c. 17, § 59. c. 20, § 74),
^ie.{[^onstruct. quam viam — in-
grediendum sit c. 2, § 6, die Form
audaciter c. 20, § 72 u. a.
11. vix evelluntur, „nur mit
Muhe sich abreissen lassen*'.
ttifura et cocta. Hendiadyoin
(sVkuc. 6, § 25), „durch die Sonne
gam»".
'^vi» aUquando, „endlich einmal**,
den Begriff des Er-
Cluent. 18, 51:
indo et ita con-
agendum,
ciif das Amt, das
T«. aaquandOf „<
_^^i||aie ofl den
jM^BHbl. Gic.
^^^^ ^M^i
^^^ w esse
Geschaft, dessen Besorgung die uns
auferlegte Pflicht verlangt.
19. quod Fisistrato tyranno a
Solone responsum est. Bei Plu-
tarch Solon c. 31 giebt Solon diese
Antwort nichtdem jnsistratus selbst,
sondern es heisst : noXX&v — nw-
^avo/idvmv , rivi itinxevtov ovrats
aTfovoeZrai (von Sinnen seih), r^
yfiqcL, elnev, Mit Gicero stimmt
rlutarch's Schrift de repubL senl
gerenda c. 21 uberein.
21. audaciter, seltnere Form fur
audacter, Quintil. instit. orat. I, 6,
17 sagt daruber: Inhaerent qui-
dam molestissima diHgentiae per-
versitate, ut audaeiter potius
dicanty quam audacter, Hcet
omnes oratores aliud sequantur.
Vgl. die Anm. zu qucui c. 19, § 71.
22. Sed vivendi est finis — nec
sine causa deserendum sit. Zu-
sammenhang: Die Natur versteht
es am besten das von ihr Zusam-
mengefugte aufzulosen. Ferner :
CATO MAIOR. c. 20, § 72—73.
71
tisque sensibus opus ipsa suum eadem, quae coagmentavit, na-
tura dissolvit. Ut navem , ut aedificium idem destruit facillime,
qui construxit, sic hominem eadem optime, quae conglutinavit,
natura dissolvit. lam omnis conghitinatio recens aegre , invete-
5 rata facile diveUitur. Ita fit, ut illud breve vitae reiiquum nec
avide appetendum senibus nec sine causa deserendum sit. 73. Ve-
tatque Pythagoras iniussu imperatoris, id est dei, de praesidio et
statione vitae decedere. Solonis quidem sapientis elogium est,
quo se negat velle suam mortem dolore amicorum et lamentis
10 vacare. Volt, credo, se esse carum suis. Sed haud scio, an me-
lius Ennius :
Nemo me dacrumis decaret, neque funera fletu
Faxit,
Alles, was zusammengefQgt ist,
lasst sich, je alter es ist, desto leich-
ter trennen. Folglich muss man
der Natur die Auflosung des Kor-
pers uberlassen, und diese weder
1. uber die recbte Zeit verzogem
noch 2. sie vorzeitig herbeifiihren
woUen. Der Satz: ut navem —
dissohit dient nur zur Veranschau-
lichung der Behauptung, dass die
Natur es am besten versteht, ihre
Werke zu zerstoren, weil sie de-
ren Zusammensetzung kennt.
integra mente cerUsque sensi-
bus^ absolute Ablatiye ; certi sensus
sind zuverlassige Sinneswerkzeuge.
5. illud breve vitae reliquum.
Reliquum substant., ein Gebrauch,
der erst bei spateren Schriftstellem,
namentlich Tacitus, allgemeiner
wird. Bei Cicero in derselben Weise
extremum,
6. nec sine eausa deserendum
sit, Nach der Stoiker Lehre ist
es Pflicht des Weisen, selbst im
GlQcke dem Leben ein Ende zu
machen, wenn der rechte Zeit-
punkt {opportunitas, avxatgia) da
sei. Gic. de finibus III, c. 18, § 61 :
Et saepe officium est sapientis,
desciscere a vita, cum sit beatissi-
mus, si id opportune facere possit,
Sic enim censent, opporiunitatis
esse beate vivere, quod est conve-
nienter naturae vivere.
7. Pythagoras s. c. 7. § 23.
de praesidio et statione, Hen-
diadyoin (s. zu c. 6, § 15), «Wacht-
posten".
8. Solonis — sapientis ohne viri,
hominis (was sich sonst stets, ab-
weichend vom Deutschen findet),
YftiX sapieris hier die Stelle eines
Gognomens vertritt.
elogium est, quo se negat
velle suam mortem dolore amico-
rum et lamentis vacare, elogium
eine im Volksmund umgestaltete
Latinisirung des griech. Wortes
kXayeiop „Sprachvers", „Sprach**,
besonders auch von dem im elegi-
schen Versmaasse . geschriebenen
Epigramm gebraucht. VgL c. 1 7^ § 6 1 .
Das Distichon steht bei Plutarch,
Vergleichung des Solon u. Popli-
cola c. t:
MfjSe fioi axXavtfros ^avaroe
uoXoi, aXla q>iko$^i
KaXXsiitOifn xf^avwv aXyea xai
ffrovaxas,
von Gicero selbst ubersetzt Disput
TuscuL I c. 49, § 117:
Mors mea ne careat lacrimis:
linquamus amicis
Maerorem, ut celebrent funera
cum gemiiu,
10. haud scio, an melius, vgL c.
16, § 56.
12. dacrumis, alteForm fur la-
crimis, vgL Baxqvto, Zu beachten die .
Allitteration : dacr, dec, — fun, fU
13. faxit « fecerit; alte Form.,
/
J
72
CATO MAIOR. c. 20, § 73—75.
Non censet lugeDdam esse mortem, quam immortalitas conse-
quatur. 74. lam seiisus moriendi aliquis esse potest, isque ad
exiguum tempus, praesertim seni: post mortem quidem sensus
aut optandus aut nulius est. Sed hoc meditatum ab adulescentia
debet esse, mortem ut neglegamus; sine qua meditatione tran- 5
quillo esse animo potest nemo. Moriendum enim certe Qst, et
incertum, an hoc ipso die. Mortem igitur omnibus horis impen-
dentem timens qui poterit animo consisterc? 75. De qua non
ita longa disputatione opus esse videtur, cum recordor, non L.
Brutum, qui in liberanda patria est interfectus, non duos Decios, 10
qui ad voluntariam mortem cursum equorum incitaverunt, non
M. Atilium, qui ad supplicium est profectus, ut fidem hosti datam
conservaret, non duos Scipiones, qui iter Poenis vel carporibus
suis obstruere voluerunt, non avum tuum L. Paullum, qui morte
luit collegae in Gannensi ignominia temeritatem , non M. Mar- 15
cellum , cuius interitum ne crudelissimus quidem hostis Uonore
^praesertimseni.Y^], c. 17,§6t.
4. meditatum, passivisch, 'wie
adeptum c. 2, § 4. dimensa c. 17,
§ 59.
7. incertum^ an hoc ipso die,
siehe zu haud scio an c. 16, § 56,
vgl. c. 20, § 73.
8. animo consistere, mit seineni
Sinne sich feststellen, d. i. zu einem
festen ruhigen Sinne (Gemuthsruhe)
gelangen. Ygl. das spater gebrauch-
liche animo concidere,
9. L. Brutum, qui — est, inter-
fectus, im Zweikampfe mit Aruns,
dem Sohne des Tarquinius,Liv.II, 6.
10. duos Decios, vgl. c. 9, § 29.
12. M, Atilium, M. Atilius Re-
gulus, im ersten punischen Kriege
gegen die Garthaginienser anfangs
siegreich, wurde 255 v. Ghr. von
dem Spartaner Xanthippus in Africa
geschlagen , gefangen genommen
und im J. 250 von den Garthagi-
niensern als Unterhandler nach Rom
ffesendet. Ausfuhrliches uber seine
Gewissenhaftigkeit theilt Gic. de
offic. I, c. 13, § 39 mit . . . cum
de captivis commutandis Romam
missus esset, iurassetque se redi-
turum, primum, ut venit, capUvos
reddendos in senatu non censuit,
deinde, cum retinereiur a propin-
quis et ab amicis, ad suppUcium
redire maluit, quam fidem kosti
datam fallere,
13. duos Scipiones, s. c. 9, § 29.
qui iter Poenis vel eorparibus
suis ohstruere voluerunt, Aebnlich
heisst es Paradox. I, c. 2, § 12
von denselben: Carthaginieruium
adventum corporibus suis inter^
clude,ndum putaverunt,
14. L, PauUum, s. e. 9, § 29.
In der Schlacht bei Ganna fiel er
in tapferer Gegenwehr, w&hrend
sein Gollege G. Terentius Yarro,
der zur Schlacht unvorsichtig ge-
rathen hatte (temeritas), die
Fiucht ergriff.
15. M, Marcellum, M. Glaudius
Marcellus siegte 215 bei Nola, er-
oberte 212 Syrakus und ward 208
wahrend seines funften Gonsulats
von Hannibal in einen Hinterhali
gelockt, geschlagen und getodteL
16. ne crudelissimus quidem hosHs
— carerepassus est Von derehrett*
vollen Bestattung, die Hannibal ihm
zu Theil werden liess, berichtet
Plutarch. Marcell. c. 30: int&mh-
/maas ro na^aXoyop r^ raXevr^s^
rop fiiv SaxrvXiop d^eiXere, ro
8e aca/ia xoofir^aaG nQsnovri xoiffup
Kol Tts^tcreiXas iprifiafS iHOvCB,
<
CATO MAIOR. c. 20, § 75. 76 — c. 21, § 77.
73
sepulturae carere passus est, sed legiones nostras, quod scripsi
in Originibus, in eum locum saepe profectas alacri animo et
erecto , unde se redituras numquam arbitrarentur. Quod igitur
adulescentes, et ii quidem non solum indocti, sed etiam rustici,
5 contemnunt, id docti senes extimescent ? 76. Omnino, ut mihi
quidem videtur , rerum omnium satietas vitae facit satietatem.
Sunt pueritiae certa studia : num igitur ea desiderant adulescentes?
Sunt ineuntis adulescentiae : num ea constans iam requirit aetas^
quae media dicitur ? Sunt etiam eius aetatis: ne ea quidem quae*
:L0 runtur in senectute. Sunt extrema quaedam studia senectutis;
ergo, ut superiorum aetatum studia occidunt, sic occidunt etiam
senectutis; quod cum evenit, satietas vJtae tempus maturum
mortis affert.
77» Equidem non video, cur, quid ipse sentiam de morte, 21
15 non audeam vobis dicere, quod eo cernere mihi melius videor,
quo ab ea propius absum. Ego vestros patres, P. Scipio, tuque,
C. Laeli, viros clarissimos mihique amicissimos, vivere arbitror,
et eam quidem vitam, quae est sola vila nominanda. Nam, dum
sumus inclusi in his compagibus corporis, munere quodam ne-
20 cessitatis et gravi opere peifungimur; est enim animus caelestis
ex altissimo domiciiio depressus et quasi demersus in terram, lo-
cum divinae naturae aeternitatique contrarium. Sed credo, deos
immortales sparsisse animos in corpora humana, ut essent, qui
2. m Originibus, ygl. c. 1 1, 1 38.
4. indoctiy ohne gekbrte (nament^
lich philosophische) Bildung.
rusticij die nicht einmal den Siusse"
ren Schein vonBildung an sich tra-
gen, wie ihn der Verkehr in der Haupt-
stadt mitzutheilen pflegt (entgegen-
gesetzt die urbani), Vgl. die Anmer-
kung zu agrestis c. 14, § 47. sqq.
7. sunt pueriiiae certa stutUa,
Hier werden vier Lebensalter unter*
schieden : pueriiia , adulescenHOf
eanstans {media) aetas (das Man-
nesalter), seneetus,
9. ne ea quidem quaeruntur in
senectute, auch nach ihnen (den
Bestrebungen, welche dem Manne»-
alter eigenthQmlich sind) fragt das
Greisenalter nicht, gesehweige nach
denen der Jngend.
16. propius absum. Wir: ^nahe
stehen*. ImLateinisehen wird selbst
bei einander nahe liegenden Gegen-
standen gem der Begriff des Ab^
standes (abesse) des einen von dem
andem hervorgehoben.
ego vestros patres, P, Seipio
tuque, C, Laeli, Der Vater des G.
Laelius, der denselben Namen f nhrte,
war der vertraute Freund des alte-
ren Scipio und begleitete ihn fast
auf aUen FeldzOgen.
17. vivere, nach dem Tode fortrt
leben.
18. et eam quidem vitam, nam-
lich vivere, „und zwar auf eine
Weise, welche allein den Namen
„Leben* verdient^. VgL pugnam
pugnare u. a.
19. munere quodam neeessitaHs
— perfungimur, Durch quidem
mit oder ohne tamquam, quasi
wird der bildliche Ausdruck gendt^
dert, ngewissermaassen".
23. ut essent, qui damit es Wesen
gabe, welche . . .
74
CATO MAIOR. c. 21, § 77. 78.
terras tuerentur, quique caelestium ordinem contemplantes imi-
tarentur eum vitae modo atque constantia. Nec me solum ratio
ac disputatio impulit, ut ita crederem, sed nobiiitas etiam sum-
morum philosophorum et auctoritas. 78. Audiebam Pythagoram
Pythagoreosque , incolas paene nostros, qui essent Itaiici philo- 5
sophi quondam nominati, numquam dubitasse, quin ex universa
mente divina deiibatos animos haberemus. Demonstrabantur
mihi praeterea, quae Socrates supremo vitae die de inmiortalitate
animorum disseruisset, is, qui esset omnium sapientissimus Apol-
hnis oraculo iudicatus. Quid multa ? sic persuasi mihi, sic sentio, 10
qui terras tuerentur, Tuerentur
wie in c. 17, § 59 und c. 22, § 81
und de repubL VI, c. 15, § 151:
homines hac lege sunt generati,
qtU tuerentur illum globum quem
in koc templo medium vides quae
terra vocatur = fur etwas sorgen,
etwas in seine Obhut nehmen.
1. quique caelestium ord,
contemplantesimitarentur,
Vgl. Cic. de nat. deor. II, c. 14, 37:
Ipse autem homo ortus est ad
mundum contemplandum et imi-
tandum, Der Zweck der Betrach-
tuDg und Nachahmung soUte die
Uebereinstimmung im WoUen und
Handeln mit dem in der Welt wal-
tenden vernunftigen und sittlichen
Gesetz, das naturae convenienter
vivere sein. Dies zeigen die fol-
genden Worte: vitae modo atque
constantia,
2. vitae modo atque constantia,
„ein maassvolles und nach festen
Grundsatzen geregeltes Leben*. —
Im Lateinischen steht statt des
von uns gebrauchten Adjektivs (hier
MmaassvoU^ und „geregelt**), wenn
der in ihm enthaltene Begriff mehr
als das zu ihm gehorige Substantiv
hervorgehoben werden soll, einSub-
stantivum {modus und constantia);
unser durch das Adjectivum be-
stimmtes Substantiv («Leben**) tritt
in Folge dessen als der untergeord-
nete Begriff in den Genetiv {vitae),
Vgl. c. 19, § 70.
ratio ac disputatio, Hendia-
dypin (s. zu c. 6, § 15): „(eigne)
wissenschaftliche Untersuchung,
Forschung** im Gegensatze zur nobi-
litas summorum phihsophorum et
auctoritas, d. i. „die bekannte Auto-
ritat grosser Philosophen**.
4. Pyihagoram Pythagoreosque,
s, c, 7, § 23.
5. incolas paene nostros, qui
essent Italici philosophi quondam
nominatiy weil ihr Hauptsitz Kroton
in Unteritalien gewesen war.
6. ex universa mente, Die
Weltseele. VgL TuscuL V, c. 13,
38 : Humanus animus decerptus ex
mente divina cum uUo nuUo nisi
cum ipso deo comparari potest,
die von Plato wiederaufgenommene
Lehre von der Emanation der mensch-
lichen Seele aus der allgemeinen
Weltseele.
8. qtiae Socrates — de immor-
taUtate animorum disseruisset, in
Plato'8 Phadon.
9. is, qui esset omnium sapien-
tissimus ApoUinis oraculo iudicor-
tus, In Plato's Apologie des Sokra-
tes p. 20 £ ff. erzahlt Sokrates, dass
sein Schuler Gharephon das Orakel
zu Delphi befragt habe, ob Jemand
weiser als Sokrates sei, worauf die
Pythia mit „nein" geantwortet.
Das Orakel sdbst ist uns in fol-
gender Form erhalten:
SSofo^ JSo<po%Xrfi' aof(6r8Q0£ ^
^AvBqmv Si navrent JSi»HQaxtii
aotpwraros,
10. sic persuasi mihi. Das sic
weist nachdrucksvoU im Voraus auf
CATO MAIOR. c. 21, § 78. — c. 22, $ 79.
75
cum tanta celeritas aniraorura sit, tanta memoria praeteritorum
futurorumque prudentia, tot artes, tantae scientiae, tot inventa,
non posse eam naturam, quae res eas contineat, esse mortalem;
cumque semper agitetur animus nec principium motus habeat,
5 quia se ipse moveat, ne finem quidem habiturum esse motus, quia
numquam se ipse sit relicturus; et, cum simplex animi natura
esset neque haberet in se quicquam admixtum dispar sui atque
dissimile, non posse eum dividi, quod si non possit, non posse
interire; magnoque esse argumento, homines scire pleraque ante,
10 quam nati sint, quod iam pueri, cum artes difficiles discant, ita
celeriter res innumerabiles arripiant, ut eas non tum primum
accipere videantuF, sed reminisci et recordari. Haec Platonis fere.
79. Apud Xenophontem autem moriens Cyrus maior haec 22
dicit: ,Nohte arbitrari, o mihi carissimi fihi, me, cum a vobis dis-
den lohalt des nachfolgenden Accu-
sativ-Satzes hin : ^lch habe die
Ueberzeugung gewonnen**^
sic sentiOf „ich bin der Mei-
nung**; dieselbe Bedeutung wie in
sententia.
1. tanta memoria — tot inventa
bilden die Erklarung zu tanta cele-
ritas animorum, Die Gewandtheit
undElasticitat (celeritas) des Geistes
besteht in der Fahigkeit, das Ver-
gangene zu vergegenwartigen (me-
maria praeteritorum), die Zukunft
vorans zu erkennen (futurorum
prudentia) in praktischer Tiichtig-
keit iartes vgl. a^sTrj) und theore-
tischer Kenntniss (scientiae), end^
lich in der Yerbindung beider, die
sich vornehmlich in Erfindungen
(inventa) bethatigt. Die Gliederung
ist mithin: Tanta
tanta-tot
tantae-tot
— tantae scientiae c= tanta tot
rerum seientia „ein so reiches, so
yiele Gegenstande umfassendes
Wissen". Der ungewohnliche Piu-
ralis von scientia findet in der Um*
gebung der Plurale tot artes und
tot inventa Entschuldigung.
3. res eas, bezieht sich auf die
Yorgenannten Fahigkeiten.
4. eumque semper agitetur sqq.,
frei nach Plato's Phadrus p. 245
C. ff".: ywxv ^aaa d&dvaroe. ro
yaQ deuclvrirov d&dvarov x» r. X»
6. ei cum simplex animi natura
esset, Aufiallend ist der Uebergang
aus dem Prasens in das Imperf.,
aus welchem dann wieder in das
Prasens (quod si non possit) uber-
gegangen wird. Beispiele der Art
finden sich bei Gicero fast nur,
wenn, wie hier, (s. am Ende des §
Haec Plaionis fere) Ansichten von
Schriftstellern angefuhrt werden,
deren P e r s o n z war der Vergan-
genheit, deren Schriften aber
der Gegenwart mitangehoren. Vgl.
de amicit. c. 13, § 46. de natura
deorum I, c 15, § 40: idemque di-
sputat aethera esse eum, quem ho-
mines deum appellarent. — Der-
selbe Gedanke ausgefuhrter Tuscul.
I, c. 29, §71.
9. magnoque esse argumento,
fiir die Unsterblichkeit der Seele,
was in dem homines scire ptera-
que ante, quam nati sint enthal-
ten ist.
10. quod iam pueri, „der Um-
stand, dass".
13. apud Xenophontem , in der
Cyropadie VIU, 7, 17 ff. Die nachfol-
gende Uebersetzung ist nicht wort-
lich.
14. § 79—81. nolite arbitrari —
76
CATO MAIOR. c. 22, § 79-81.
cessero, nusquam aut nullum fore. Neque enim, dum eram vobis-
Gitm , animum meum videbatis ; sed eum esse in hoc corpore, ex
eis rebus, quas gerebam, intellegebatis. Eundem igitur esse cre-
ditote, etiamsi nullum videbitis. 80. Nec vero clarorum virorum
post mortem honores permanerent, si.nihil eorum ipsorum animi 5
efficerent, quo diutius memoriam sui teneremus. Mihi quidem
numquam persuaderi potuit, animos^ dum in corporibus essent
mortalibus, vivere, cum excessissent ex eis, emori, nec vero, tum
animum esse iosipientem, cum ex insipienti corpore evasisset, sed,
cum omni admixtione corporis liberatus, purus et integer esse 10
coepisset, tum esse sapientem. Atque etiam, cum hominis natura
morte dissolvitur, ceterarum rerum, perspicuum est, quo quae*
que discedat; abeunt enim omnia illuc, unde orta sunt; animus
autem solus nec, cum adest, nec, cum discedit, apparet. 81. lam
vero videtis, nihil esse morti tam simile, quam somnum. Atqui dor- 15
mientium animi maxime declarant divinitatem suam ; multa enim,
cum remissi et Uberi sunt, futura prospiciunt. Ex quo intellegitur,
servabitis, Der Gedankengang ist
folgender : den Geist seht ihr nicht
im Lebenden, warum wollt ihr
zweifeln, dass er nicht aufiiort zu
sein, wenn der Leib gestorben ist
(§ 79). Der Nachruhm beruhmter
Manner beweist das Fortleben des
Geistes (§ 80). Aueh wahrend des
Schlafens lebt der Geist, ja er zei^t
in erh5htem Grade seinen gottlichen
Ursprung (divinitatem), wie viel
mehr muss das der Fall sein, wenn
er von den Banden des Leibes be-
freit ist (§81 iam vero videtis —
relaxaverint), Glaubet also an die
Gottlichkeit, d. i. Unsterblich-
keit auch meines Geistes und ehrt
mich wie einen Gott, d. i. als einen
Unsterblichen (§81 bis zu Ende).
1. nulhim fore, ^gar nicht".
2. videb€UiSy Gegensatz zu in-
tellegebatis, Im Originai : avSe ya^
vvv roi rrjv y kfiriv yw j^rjv imQoxey
aXX! oh SisTt^rrero, rovrois avrtjv
ioe ovaav xaretpoiQars,
3. eundem igitur esse ereditote,
nicht eundem esse, sondern eun-
dem esse ist zu betonen.
4. nec vero — permanerent, si
nihil — effieerent, quo — tenere-
mm, Sinn: der Ruhm beriihmter
Manner wilrde nicht fortdauem,
wenn nicht selbst nach dem Tode
ihre Geister eine Einwirkung^ auf
die Menschen ausiibten.
9. insipientem, ^ohne Bewusst-
sein^. Bei Xenophon aipQotv,
sed — ium esse sapietttem, Aus
dem vorhergehenden numquamper-
suaderi potuit ist hier das affirma-
tive miJd persuasi zu erganzen.
10. omni admixtione oorporis
Uberatus, ax^aros.
11. tum esse sapientem, ^enauer
im Griechischen : rora ocal ^^ovi-
worarov eixos avrov alvai.
12. ceterarum rerum, abhangig^
von dem folgenden quaeque,
13. abeunt — unde orta sunt
Bei Xenophon antovra nQov ro
OfiOtpvkoV,
animus — apparet, VgL Xenoph.
Vffl, c. 7, § 20 avrfj (^ H^XV)^^^
fiovrj ovrs naqovaa ovre aynov^a
OQarai,
15. atquiy „nun^, Untersatz.
17. remUsi, VgL c. 11», § 37:
intentum — arumum tamquam
arcum habebat,
ex quo intellegitur, Sehlusssatz.
CATO MAIOR. c. 22, § 81. — c. 23, J 82.
77
quales futuri sint, cum se plane corporis vinculis relaxayerint.
Quare, si haec ita sunt, sic me colitote, ut deum; sin una est in-
teriturus animus cum corpore, vos tamen deos verentes, qui hanc
omnem pulchritudinem tuentur et regunt, memoriam nostri pie
6 inviolateqe servabitis*.
82. Cyrus quidem haec raoriens. Nos, si placet, nostra vi-
deamus. Nemo mihi umquam, Scipioy persuadebitj aut patrem
tuum Paullum aut duos avos, Paullum et Africanum, aut Africani
patrem aut patruum aut multos praestantes viros, quos enume-
10 rare non est necesse, tanta esse conatos, quae.^d posteritatis me-
moriam pertinerent, nisi animo cernerent, posteritatem ad se
ipsos pertinere. An censes — ut de me ipse aliquid more senum
glorier — , me tantos labores diumos nocturnosque domi militiae-
que suscepturum fuisse, si eisdem finibus gloriam meam, quibus
2. qiiare — sic me colitote, ut
deum, Abweichend vom Griech.:
ai fiTjv ovv ovra>e ^x^t ravxaj
waneQ iyoi oiofiat, xai 17 ^xh
MaraXalnei ri a£fia xai rtjv i/irjv
yjvxrjv xaraiBovfievoi noieire aiya
oeo/iat,
sin una est interiturus — ser-
vabitis, Frei, aber dem SiDne ge-
treu nach dem Griech.: § 22 ei
8e (17] ovrcJS, aXXa /levovffa tj y^jm
ivrty acafian (rwaTtod^v^ffxei, aXia
&eovs ye rovs aei ovrae 9cai navr
kmoQoivrae xai navra $vvaiievove,
ot xai rr^oe rrjv reov omov rastv
avve'xovaiv ax^ifirj xai axriqarov
xai avafia^rjrov, xai vno xaXXove
xai fjieye&ove aSvfjyrirov, rovrove
fpo^ovfievoi firptor aae/See firjSev
firjSe dvoaiov firjre not^arjre fir^e
fiovXevarjre.
3. hanc omnem pulckritudinem,
„diese schone Welt".
4. memoriam nostri pie invio-
lateque servabitis, Abweichend das
Original : fivnor dae/Sie firjSiv firjSi
dvoaiov firjre noirjarjre firjre fiov-
Xevarjre,
6. nostra videamus, die Beispiele,
die unsere eig. Geschichte darbietcJt.
7. patrem tuum Paullum, s. c. 6,
§ 15.
8. duos avos — patruum, s. c. 9,
§ 29.
10. tanta esse conatos, Gewohn-
licher conaturos fuisse = nisi vi-
dissenty wie bald darauf : ^n censes,
me tantos labores suscepturum
fuisse, si — essem terminaturus,
In directer Rede wiirde unsere
Stelle geheissen haben : Non cona-
bantur , , nisi cernerent, Der Aus-
druck gewinnt dadurch an Leben-
digkeit und Anschaulichkeit, indem
eines Theils als wirklich dargestellt
wird, was nur unter bestimmten
Bedingungen eintretend dargestellt
werden sollte, andern Theils durch
das Imperfectum in der Yergangen-
heit fortdauernd bezeichnet wird,
was der bereits abgeschlosse-
n en Yergangenheit angehort. Hau-
figer als bei Gicero findet sich diese
Yertauschung der Tempora Ibei den
Historikern.
11. posteritatem ad se — perti-
nere, dass die Nachwelt Beziehung
zu ihnen habe, mit ihnen in Yer-
bindung stehe. Aehnlich im Fran-
zoschen tenir {tenere) d (ad) quel-
que chose (aliquid) = an etwas
granzen, mit etwas zusammenhan-
gen.
14. si eisdem finibus — essem
terminaturus, wenn mein Ruhm
zugleich mit meinem Leben ein
Ende hatte, nicht uber diese^ Le-
ben hinausreichte.
78
GATO MAIOR. c. 23, 82— S4.
Titam, essem terminaturas? Nonne meliusmulto fuisset, otiosam
et quietam aetatem sine uUo aut labore aut contentione tradu-
cere? Sed nescio quomodo animus erigens se posteritatem ita
semper prospiciebat, quasi, cum excessisset e vita, tum denique
victurus esset. Quod quidem ni ita se baberet, ut animi immor- 5
tales essent, haud optimi cuiusque animus maxime ad innnortali-
tatem et gloriam niteretur. 83. Quid, quod sapientissimus quis-
que aequissimo animo moritur, stultissimus iniquissimo? nonne
vobis videtur is animus, qui plus cernat et longius , videre, se ad
meliora proficisci, ille autem, cuius obtusior sit acies, non videre? 10
Equidem efferor studio patres vestros , quos colui et dilexi , vi-
dendi; neque vero eos solum convenire aveo, quos ipse cognovi,
sed illos etiam , de quibus audivi et legi et ipse conscripsi. Quo
quidem me proficiscentem haud sane facile quis retraxerit, nec
tamquam Peham recoxerit; et, si quis deus mihi largiatur, ut ex 15
hac aetate r^puerascam et in cunis vagiam, valde recusem, nec
vero velim quasi decurso spatio ad carceres a talce revocari.
84. Quid enim vita habet commodi ? quid non potius laboris ? Sed
habeat sane ; habet certe tamen aut satietatem aut modum. Non
lubet enim mihi deplorare vitaro , quod multi et ii docti saepe fe- 20
cerunt; nequeme vixisse paenitet, quoniam ita vixi, utnon frustra
3. nescio quomodo, in einen 6e-
griff verschmolzen, „auf unbegreif-
liche Weise**, „unwillkurlich**; des-
halb ohne Einfluss auf die Gon-
struction.
4. cum excessisset e vita „zu
der Zeit, wo** . . . vgl. c. 2, § 4 :
eum effluxisset
6. ad immortalitatem et glo-
riam, Unsterblichkeit und Ruhm
d. i. Nachruhm.
8. animo — iniquissimo, „mit
Unmuth**, Gegensatz zu animo
aequissimo, „mit Gleichmuth**.
9. ad meliora, in einen besseren
Zustand, in eine bessere Welt.
11. efferor studio — vivendi,
„ich fuhle mich gehoben durch die
Sehnsucht ..."
13. ipse conscripsi^ in den Ori-
gines.
quo quidem, s. zu c. 4, § 10.
15. tamquam Peliam recoxerit,
ein Irrthum Gicero's. Nicht Pelias
wurde von Medea verjungt, son-
dern dessen Halbbruder Aeson,
lason's Yater. Pelias wurde nach
der Ruckkehr des lason von seinen
eigenen Tochtern auf Anstiften der
Medea, die ihn ebenfalls durch Zau-
berei veijungen zu wollen vorgab,
zerstuckt und gekocht, ohne wie-
der ins Leben zuruckgerufen zu
werden. Ovid. Metamorph. VII,
297—349.
ut ex hac aetate repuerascam,
dass ich, jetzt ein Greis, wieder
ein Kind werde.
17. decurso spatio- — revocari,
Spatium, der Raum in der Renn-
bahn. Carceres, die Schranken,
hinter welchen die Rosse und Wa-
gen zum Rennen bereitstehen.
20. multi — docti, So Hegesias,
um 280 V. Ghr., von dem Gic. Tusc.
I, c. 34, § 84 : Eius — liber est jijto-
ycoQxe^iov, quo a vita quidam per
inediam discedens revocatur ab
amiciSf quibus respondens vitae
kumanae enumerat incommoda.
GATO MAIOB. c. 23, § 84—86.
79
me natum existimem, et ex vita ita discedo, tamquam ex hospitio,
DOD tamquam ex domo. CommoraDdi eoim Datura devorsorium
Dobis DOD habitaDdi dedit. 85. praeclarum diem, cum iu illud
diviDum auimorum coDcilium coetumque proficiscar, cumque ex
5 hac turba et coUuvioDe discedaml Proficiscar cDim dod ad eos
solum viros, de quibus aute dixi, verum etiam ad Catouem meum,
quo Demo vir melior Datus est, uemo pietate praestaDtior; cuius
a me corpus crematum est — quod coDtra decuit ab illo meum
— , auimus vero dod me desercDS, sed respectaias, iD ea profecto
10 loca discessit, quo mihi ipsi ceruebat esse vcDicDdum. Quem ego
meum casum fortiter ferre visus sum, dod quo aequo auimo fer-
rem, sed me ipse coDsolabar, existimaDs, dod loDgiDquum iDter
Dos digressum et discessum fore. 86. His mihi rebus, Scipio, —
id euim te cum Laelio admirari solere dixisti , — levis est seue-
15 ctus, Dec solum dod molesta, sed etiam iucunda. Quod si iu hoc
erro, quiauimos hominum immortales esse credam, lubeuter erro,
Dec mihi huDC errorem, quo delector, dum vivo extorqueri volo;
siu mortuus, ut qnidam minuti philosophi ceuscDt, Dihil scDtiam,
DOD vereor, dc huDC errorem meum philosophi mortui irrideaDt.
20 Quod si DOD sumus immortales futuri , tameu exstiDgui homiui
1. ex vita ita discedo, tamquam
— ex domo, Sinn : ich habe diese
Erde nie als meine wahre Heimath
(domtis), sondern nur als eine gast-
liche Wohnung (hospitium) be-
trachtet.
2. commorandi, eine Weile
(mora) wo bleiben, im Gegensatze
zu habitandi, einen dauernden
Wohnsitz haben.
6. ad Catonem meum, der Sohn
unseres Gato, von welchem c. 6
§ 16 die Rede gewesen.
8. quod contra — meum^ eine
Yerkurzung. Yollstandig wurde
der Satz geheissen haben: quod
contra decuit, decuit ab illo meum
(cremari) — quod bezieht sich auf
den ganzen vorhergehenden Satz
cuiu^ a me corpus crematum est;
con^a ist Adverbium. „Eshattesich
das Gegentheil davon geschickt;
er hatte mich bestatten sollen.''
Ygl. de amicitia c. 24, § 90. Pec-
casse se non anguntur, obiurgari
moleste ferunt: quod contra opor-
tebat, delicto dolere^ cor*rectione
gaudere.
11. non quo — ferrem, sed —
consolabar, Sed ohne quod, wie
nicht selten, Uebergang aus einem
Relativsatz in einen Hauptsatz.
Aequo animo anders als § 83
aequissimo animo, Hier „gleich-
gultig'*, dort „mit Gleichmuth,
Fassung".
14. id enim te cum Laelio ad-
mirari solere dixisti, Ygl. c. 2, § 4.
Diese Bemerkung hatte die aussere
Yeranlassung zu Cato's Yortrage
uber das Greisenalter gegeben.
18. quidam minuU philosophi,
'kleine Philosophen' (mit Gering-
schatzung). Ebenso minuti impe-
raiores Gic. Brut. c. 73, § 256.
19. non vereor, ne — irrideant,
Wenn uns namlich, wie sie mei-
nen, kein Gefuhl nach dem Tode
bleibt, so werden sie im Grabe
nicht uber uns lachen konnen, weil
auch sie, nach ihrer eigenen An-
sicht, dann keineEmpfindunghaben.
80 CATO MAIOR. c. 23, § 86.
suo tempore optabile est. Nam habet natura, ut aliarum omnium
rerum, sic vivendi modum. Senectus autem aetatis est peractio
tamquam fabulae, cuius defectionem fugere debemus, praesertim
adiuncta satietate.
Haec habui, de senectute quae dicerem; ad quam utinam
perveniatis! ut ea, quae ex me audistis, re experti probare possitis.
2. peractio, von der Biihne auf F 3. cuius auf peracUo zu be-
das Leben ubergetrag^en , ^der ziehen: „in diesem letzten Acte''.
Schluss**, „der letzte Acf*. Ygl. praesertim adivncta satietate,
peragere c. 19, § 70. Ueber praesertim s. zu c. 17, § 61.
ABWEICHUNGEN YON DEM HAIMSCHEN TEXTE
m
Giceronis libri qui ad philosophiam et ad rem publicam spectant.
vol. IV. Turici 1861.
Halm.
c. 1, § 2. et me ipsum
laudari satis digne
3. Geus
attribuiio
c. 2, § 4. rem haud sane Scipio et
Laeli difficilem
a se ipsis
us
putavissent
quam octogesimum
5. ferundDm
dis
c. 3, § 6. ingrediundum
§ 8. opis
nequaquam in isio oronia
si Aiheniensis esses
postque magisque
§ 11. lugerat in arcem
§ 12. nihil esi admirabilius
iia tum cupide fruebar
c.'5, § 13. quario nonagesimo
c. 6, § 16. et tamen ipsius Appii
exsiai oratio.
ex quo iniellegiiurPyrr-
hibello grandem sane
fuisse; et tamen sic a
patribus accepimus
septemdecim annis
§ 17. aut celeritate
§ 18. excisam
§ 19. tertius hic et iricesimus
annus
Cato Maior. 9. Aufl.
Sommerbrodi.
et me etiam ipsum (God. Leidensis)
digne satis laudari {LetdJ)
Gius (chius Letd.)
id tribuito (Leid.)
rem haud sane difficilem, Scipio et
Laeli (Leid.)
a se ipsi (Leid.)
eis
putassent (Leid.)
quam si octogesimum (Leid.)
ferendum
diis (Leid.)
ingrediendum
opes
nequaquam in isto sunt omnia (Leid.)
si Atheniensis (Leid.)
priusque magisque Bergk.
fuerat in arce (Leid.)
nihil admirabilius (Leid.)
ita cupide fruebar tum Mommsen
(iia cupide fruebaiur Leid.)
quarto et nonagesimo (Leid.)
etiam ipsius Appii exstat oratio
G. fFagner
ex quo iniellegiiur Pyrrhi bello
grandem sane fuisse eum, sicut
a patribus accepimus Sommer-
brodt,
sepiimo decimo anno posi (God.
RhenaugiensU)
[aut celeriiate]
exscissam Lahmeyer.
quinius hic et tricesimus annus
82
Abweichungen von dem Halmschen Texte.
Habn.
c. 6, 1 19. novem annis
I 20. Sic enim percontantur,
ut est in Naevii poe-
tae ludo; responden-
tur
e. 7, 1 21. qui sibi — debeant
S 23. Num igitur hunc , num
Hesiodum
Isocraten Gorgian
Xenocraten
§ 24. in aliis
dubitat
c. 8, § 25. esse se odiosum alteri
nota essent
§ 26. discebant — antiqui
c. 9, § 28. facitque persaepe ipsa
sibi audientiam
§ 29. An ne eas quidem vires
ista ipsa
c. 10, § 31. vivebat
§ 32. vellem — possem glori-
ari
non adflixit
§ 33. cum humeris sustineret
bovem vivum: igitor
paulum
§ 34. cum autem equo
c. 11, § 35. pugnandum tamquam
contra morbum sic
contra senectutem
§ 36. exercitando
hoc significat credulos
§ 37. vigebat in illadomo mos
patrius et disciplina
§ 38. si nemini mancipata est
lus augurum
quas si exequi nequirem
quae iam agere non
possem
Sommerbrodt.
decem annis
Sic enim percontantur illi in Naevii
poetae Ludo ; respondentur Brie^
ger (Sic enim percontantur ut in
Naevii poetae Ludo respondentur
Leid.)
Suis sibi — debeant (LetW.)
[um igitur hunc, num Homerum num
Hesiodum
Isocratem Gorgiam
Xenocratem
in his (Rhenaug,)
dubitet
eumpse esse odiosum alteri Fleck-
eisen,
essent nota
[discebant — antiqui] Maekly, Lah-
meyer,
facitque per se ipsa sibi audientiam
(Leid,)
An ne illas quidem vires (annales
quidem vires Leid,)
ipsa ista (Leid,)
videbat (Leid.)
vellem — posse me gloriari Maekly,
nec adflixit
cum umeris sustineret bovem.
Utrum igilur (cum humeris susti-
neret bovem uirum igitnr Leid,)
paululum
cum equo
pugnandum tamquam contra mor-
borum sic contra senectutis vim
Sommerbrodt (pugnandum tam-
quam contra mor-
borum sic contra senectutem Leid,)
exercendo (Leid,)
hos significat credulos (Leid,)
vigebat in illa domo patrii moris
disciplina Sommerbrodt (vigebat
in illa domo patri domus disci-
plina Leid,^) vigebat in iUo ani-
mus patrius disciplina (Leid,*)
si nemini emancipata est MomTnsen,
Fleckeisen(s\ neminem mancipata
est Leid,)
ius augurium
quae si exequi nequirem
quae iam agerem (Loid.)
78
CATO MAIOR. c. 23, 82—84.
vitam, essem terminaturus? Nonne meliusmulto fuisset, otiosam
et quietam aetatem sine ullo aut labore aut contentione tradu-
cere? Sed ncscio quomodo animus erigeuB se posteritatem ita
semper prospiciebat, quasi, cum excessisset e vita, tum denique
victurus esset. Quod quidem ni ita se haberet, ut animi immor- 5
tales essent, haud optimi cuiusque animus maxime ad immortali-
tatem et gloriam niteretur. 83. Quid, quod sapientissimus quis-
que aequissimo animo moritur, stultissimus iniquissimo? nonne
vobis videtur is animus, qui plus cernat et longius, videre, se ad
meliora proficisci, ille autem, cuius obtusior sit acies, non videre ? 10
Equidem efferor studio patres vestros, quos colui et dilexi, vi-
dendi; neque vero eos solum convenire aveo, quos ipse cognovi,
sed illos etiam, de quibus audivi et iegi et ipse conscripsi. Quo
quidem me proficiscentem haud sane facile quis retraxerit, nec
tamquam PeHam recoxerit; et, si quis deus mihi largiatur, ut ex 15
hac aetate r^puerascam et in cunis vagiam, valde recusem, nec
vero velim quasi decurso spatio ad carceres a talce revocari.
84. Quid enim vita habet commodi ? quid non potius laboris ? Sed
habeat sane ; habet certe tamen aut satietatem aut modum. Non
lubet enim mihi deplorare vitara , quod multi et ii docti saepe fe- 20
cerunt; nequeme vixisse paenitet, quoniam ita vixi, utnon frustra
3. nesdo qiwmodo, in einen Be-
griff yerschmolzen, ^auf unbegreif-
liche Weise", ^unwillkurlich^; des-
halb ohne Einfluss auf die Gon-
struction.
4. cum excessUset e vita „zu
der Zeit, wo" . . . vgl c. 2, § 4:
cum effluxuset
6. ad immortalitatem et glo-
riam, Unsterblichkeit und Ruhm
d. i. Nachruhm.
8. animo — iniquissimo, ^mit
Unmuth^, Gegensatz zu animo
aequissimOf „mit Gleichmuth'^.
9. ad meliora, in einen besseren
Zustand, in eine bessere Welt.
11. efferor studio — vivendi,
^ich fiihle mich gehoben durch die
Sehnsucht . . .**
13. ipse conscripsi, in den Ori-
gines.
quo quidem, s. zu c. 4, § 10.
15. tamquam Peliam recoxerit,
ein Irrthum Cicero's. Nicht Pelias
wurde von Medea veijungt, son-
dern dessen Halbbruder Aeson,
Iason's Vater. Pelias wurde nach
der Ruckkehr des lason von seinen
eigenen Tochtern auf Anstiften der
Medea, die ihn ebenfalls durch Zau-
berei verjungen zu wollen vorgab,
zerstuckt und gekocht, ohne wie-
der ins Leben zuruckgerufen zu
werden. Ovid. Metamorph. VU,
297—349.
ut ex hac aetate repuercucam,
dass ich, jetzt ein Greis, wieder
ein Kind werde.
17. decurso spatio — revocari.
Spatium, der Raum in der Renn-
bahn. Carceres, die Schranken,
hinter welchen die Rosse und Wa-
gen zum Rennen bereitstehen.
20. multi — docti, So Hegesias,
um 280 V. Chr., von dem Cic. Tusc.
I, c. 34, § 84 : Eius — liber est Idno'
icaQreQ(ov, quo a vita quidam per
inediam discedens revocatur ab
amicis, quibus respondens vitae
humanae enumerat incommoda.